“Eine exorbitante Entwicklung rassistischer Angriffe”: Forschungsbericht zur Kontinuität und Aktualität einer Ideologie

“Hass hat Zukunft”, so ist der Aufmacher der Titelseite der Jüdischen Alllgemeinen vom 10. Januar 2013 überschrieben. Hannes Stein argumentiert, “Judenfeindschaft wird zunehmend salonfähig. Bald kann man sich auch wieder stolz dazu bekennen”. Jakob Augsteins Meinungen, für die ihm auf einer Liste der “zehn schlimmsten” Antisemiten des Jahres 2012 vom Simon-Wiesenthal-Zentrum in Los Angeles ein Platz zuteil wurde, werden laut Stein von der Mehrheit der Deutschen geteilt. “Hass hat Zukunft” gilt leider ebenso für rassistische Ressentiments. Mehr noch: Bezüglich Rassismus hat der Historiker Dr. Harry Waibel einen aktuellen Forschungsbericht vorgelegt, der aufzeigt, in welchen Dimensionen Rassismus in der Geschichte der beiden deutschen Republiken eine Rolle inne hatte. Die Opfer des sogenannten Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU) sind zudem nur die bekanntesten Todesfälle mit rassistischen Hintergrund. REMID interviewte den Autoren zu seinem neuen Buch.

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Eine kleine Geschichte vom Sinn des Lebens

Im Jahre 1731 war es noch üblich, wie Franz Sebastian Nonhardt in seiner theologischen Abhandlung “Die Allzeit bestrittene, aber niemahlen überwältigte Wahrheit des Heil. Römischen, Catholisch-Apostolischen Glaubens” vorführt, eher davon zu sprechen, es seien “[d]ie Sinn des Lebens sehen / hören / kosten / fühlen / riechen alles Würckungen [Wirkungen]”, mit welchen Gott auf die Aktivitäten “in Nachstrebung nach dem jenigen / was die Seele will” antworte (S. 444). Schon einen Schritt weiter geht Angelo Paciuchelli in seinem “Sittlichen Diskurs” in der Übersetzung von Wunibald Reichenberger 1743. Angesichts der Vorstellung einer Verdunkelung der Welt im Moment des Sterbens Jesu am Kreuz greift der Tod um sich: “Es seyn tod alle Sinn, welche den Sinn des Lebens, und das Heyl eindrucken allen, die solche betrachten” (S. 617). Es wird sich zeigen, wie das 18. Jahrhundert an der christlich-religiösen Figur Jesus überhaupt die Idee eines Sinns des Lebens als einer Bestimmung entwickelt, um dann zu sehen, wie grob ein Jahrhundert später durch insbesondere Autoren wie Wilhelm Dilthey dieser zum allgemeinen Kernbegriff eines eben gerade nicht metaphysischen Selbstverständnisses des modernen Menschen transformiert wurde. Die Rolle seiner Ausgestaltung hängt dabei eng mit derjenigen der Geisteswissenschaften zusammen.

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Extreme liegen vorn: Alexa Ranks von religionsbezogenen Webseiten für Deutschland

Am 1. Oktober 2012 verstarb überraschend der Schauspieler und Komiker Dirk Bach. Homophobe Entgegnungen des sich katholisch gebenden “Hetzerportals” kreuz.net sollten darauf die Medien beschäftigen – insbesondere nachdem der Bruno Gmünder Verlag in Berlin ein Kopfgeld von 15.000 EUR für die Identifizierung der Macher des anonymen Webauftritts aussetzte. In einem Spiegel-Artikel vom 5. Oktober versucht sich Frank Patalong an einer Einschätzung der Relevanz der Hassprediger – unter Rückgriff auf Alexa.com, ein beliebtes Instrument der Suchmaschinenoptimierung und des Internetmarketing. Doch selbst wenn man diese auch nicht unproblematische Methode vertieft, scheint sich das Ergebnis nur zu verallgemeinern: Im deutschen Internet haben Extreme die Nase vorn.

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Studie über Junge Freiheit: Christentum und Islamfeindlichkeit statt Heidentum

Wie verhält sich die sogenannte “Neue Rechte” zu Religionen? In Europa nehmen die Wählerkreise rechter Parteien zu. Diskriminierung von Minderheiten nimmt auch in Deutschland zu. Während das Interview mit Florian Illerhaus die Islamophobie der Sarrazin-Debatte unter die Lupe nahm und Jörn Meyers in seiner Studie sich mit den Ideologen, Gemeinschaften und Entwürfen ‘arteigener Religion’ kritisch auseinandersetzte, hat Christian Uhrig sich in seiner Studie das Islam- und Christentumsbild der Zeitung “Junge Freiheit” vorgenommen. REMID interviewte den Mitarbeiter der Bayreuther Religionswissenschaft zu seinen Forschungsergebnissen.

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“In Sekten”? Religiöser Nonkonformismus als Auslöser kultureller Dynamik – aktuelle Ansätze in der Religionsforschung

“In Sekten” (die zoologische Assoziation ist gewollt) war 1993 der Titel einer Broschüre der CDU. “Sektierer treten auf, Gurus und Scharlatane[,] und verführen die Menschen, die stets nach etwas Neuem suchen” (Reinhard Horst: Christus unsre Hoffnung, Göttingen 2006, S. 7) – trotz der selbst randständigen Herkunft dieses aktuellen Zitats spiegelt es doch weiterhin ein gängiges Bild über Neue Religionen wider. Der Satz hätte auch in diversen konventionellen Zeitungen stehen können. Und das, obwohl auch schon eine Enquete-Kommission des Bundestages 1998 (Drucksache 1310950) empfahl, den Begriff “Sekte” nicht mehr zu verwenden, da er immer eine Wertung enthalte. “Ein Religionswissenschaftler sieht keine prinzipiellen Unterschiede zwischen Amtskirchen und Sekten”, brachte ein Jahr zuvor die ZEIT (“Religion darf Unsinn sein”, 1997). Auch die Erforschung von Religionen, das meint insbesondere die Religionswissenschaft, hat sich seitdem entwickelt. Ein interdisziplinäres Graduiertenkolleg in Leipzig, von dieser Disziplin initiiert, widmet sich religiösem Nonkonformismus und kultureller Dynamik. REMID interviewte PD Dr. Thomas Hase von der Leipziger Religionswissenschaft zur Rolle z.B. der Sektendebatten und der von ihnen kritisierten Gemeinschaften im Vergleich zu historischen Beispielen der Nicht-Anerkennung von Normen, zur methodischen Ausrichtung der beteiligten Disziplinen und zur Methodologie der Religionswissenschaft.

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Der neue REMID-Blog

Religionswissenschaft ist in den Medien deutlich unterpräsentiert. Neben den Blogs von Michael Blume und Kerstin Probiesch ist nicht viel in der Blogosphäre zu finden. Insbesondere letzterer ist zu verdanken, dass das Thema auch bei REMID immer wieder eine Rolle spielte, wenn auch leider lange Zeit einer Umsetzung harrte. Überhaupt gilt es, das Web 2.0 auch in Deutschland als relevant für akademische Öffentlichkeit zu etablieren.

Dieser Blog soll der Idee nach eine Plattform für alle REMID-Mitglieder sein, aber auch Gäste dürfen in Absprache kleine Artikel beitragen. Dabei können sie sich mit einem eigenen Account als Autor einloggen, erhalten damit zwar keine Möglichkeit, den Blog im Layout zu verändern, aber können eigene Artikel bearbeiten mit einem benutzerfreundlicheren “You see is what you get”-Editor. Es ist, als ob man ein WORD-Dokument schreibt. Auf diese einfache Weise können Neuigkeiten aus der Religionswissenschaft bzw. religionswissenschaftliche Analysen des Zeitgeschehens um Religionen einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht werden. Auf neue Einträge verweisen wir dabei über Twitter oder bewegung.taz.de, um sie bekannter zu machen. […]

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