Ihr Kinderlein kommet? Religiosität und Familienideal als Faktor der Demographie

In den meisten Religionen, so klingt es fast schon banal, spielen Familie und damit Fortpflanzung irgend eine Rolle. Bezüglich westlicher Industrieländer gilt aber seit dem so genannten “Pillenknick”, dass zumindest auf einmal für erheblich mehr Menschen als zuvor die theoretische Möglichkeit besteht, aus dem Kindersegen eine Frage der Wahl zu machen. Dr. Carsten Ramsel ist der Frage nachgegangen, inwiefern Religion als Faktor einen Einfluss auf die Demographie haben könnte und hat in einer qualitativen Untersuchung seine Hypothesen mittels Diskussionen in 15 verschiedenen religiösen Gruppen unterschiedlichster Coleur überprüft. REMID interviewte ihn zu seiner Studie.

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Islamophobie: Pauschale Ablehnung einer gesamten Religionsgemeinschaft hat mit Religionskritik nichts zu tun

Während die schwarz-gelbe Regierungskoalition ihre ursprünglichen Pläne zur Kürzung der Programme gegen Rechts zurücknehmen will, kritisieren konservative Stimmen “Symbolpolitik” oder streiten um die Extremismusklausel (welche auch manche Kooperationspartner beim Kampf gegen Rechts betrifft). Alle Erklärungen und Absichten angesichts der aktuellen Rechtsterror-Debatte sollten sich aber nicht allein auf altbekannte Milieus wie die Neonazi-Szene oder ein neu zur Diskussion stehendes NDP-Parteiverbot konzentrieren: So verwundert es kaum, dass wenige jetzt Thilo Sarrazin ins Gedächtnis rufen, der letztes Jahr mit seinem Bestseller “Deutschland schafft sich ab” demonstrierte, dass rechte Positionen in Bezug auf den Islam viel tiefer in der Gesellschaft verwurzelt sind. Wir interviewen dazu den Buchautor und Religionswissenschaftler Florian Illerhaus.

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Wer zählt was? Statistiken aller Religionen der Welt und ihre Probleme

REMID bietet eine inzwischen häufig zitierte Internetstatistik zu den Religionsgemeinschaften Deutschlands an, die auf eigenen Auswertungen religionswissenschaftlicher Arbeiten sowie auf Veröffentlichungen von Mitgliederzahlen z.B. der großen christlichen Kirchen beruht. Wir erhalten allerdings auch Anfragen aus der Rubrik lokaler Religionsforschung, solche zu anderen Ländern und eben die nach der Religionsverteilung weltweit. Diese Fragen gehören bislang nicht zum Service von REMID. Die Ergebnisse einer Recherche zu dieser letzten Frage nach der Weltverteilung geben aber Anlass, kritisch nachzufragen, warum hier wer zählt – und welche Interessen mit den verschiedenen möglichen Lösungen der Frage: Wann gehört jemand zu einer Religion? zusammenhängen.

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Anders berichten. Gegen Sterotype in Bezug auf Islam und arabische Welt

Es war im Jahr 1978, als Edward Said den Begriff “Orientalismus” prägte und damit den westlichen, “eurozentrischen” Blick auf die arabische Welt als einen „Stil der Herrschaft, Umstrukturierung und des Autoritätsbesitzes über den Orient“ (1981, S. 10) analysierte. Auch wenn es Said um die akademische Orientalistik der Kolonialmächte des 19. und frühen 20. Jahrhunderts ging, ist sein Vorwurf weiterhin aktuell. Während zwar von unten inzwischen der “Tahrir-Platz” zum geflügelten Wort mit universaler Einsetzbarkeit aufgewertet wird, zeichnen die konventionellen Medien in Europa weiterhin gewohnte Bilder eines “Orients”. Nicht nur zum arabischen Frühling und zum interkulturellen Dialog interviewte REMID Wenke Krestin von eurient e.V.

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Weg von den Hinterhöfen. Interview mit Ahmadiyya-Gemeinde in Marburg

Wie bereits schon einmal angekündigt, sollen im REMID-Blog neben Wissenschaftlern und Vereinen, die sich mit Religionen beschäftigen, auch religiöse Gemeinschaften selbst zu Wort kommen. Folgendes Interview mit der Marburger Ahmadiyya-Gemeinde ergänzt dabei das Projekt der lokalen Religionsforschung von Hermann Ruttmann: “Vielfalt der Religionen am Beispiel der Glaubensgemeinschaften im Landkreis Marburg-Biedenkopf” von 1995. Die seit 2009 in Räumlichkeiten in der Bunsenstraße ansässige Gemeinde konnte damals noch nicht in das Projekt eingebunden werden. 2005 zählte REMID 50.000 Ahmadiyya-Gläubige bzw. 244 Gemeinden in Deutschland, religiöse Flüchtlinge aus Pakistan stellen einen größeren Anteil. Kamran und Saadat berichten über das Leben als Angehörige einer muslimischen Minderheit in Deutschland.

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Im Reigen der Propheten: Apokalypse in aller Munde

Es grenzt nahezu schon an ein Wunder, dass man trotz der Allgegenwart von Untergangsprosa überhaupt noch erfährt, dass Harold Camping, seines Zeichens Prediger eines Family Radio, zum wiederholten Mal erfolglos den Weltuntergang in diesem Jahr, diesmal für den 21. Oktober, angekündigt hatte. Bzw. nach aktueller Lehre Campings stand der erste Termin für eine “Entrückung” der Wenigen, während am zweiten die übrigen Menschen untergehen sollten. Angesichts der schon seit einigen Jahrzehnten populären Prophezeiung zu 2012 (wir nahmen diesbezüglich an einem Wettbewerb der Gesellschaft für Anomalistik [GfA] um einen wissenschaftlichen Artikel über dieses Thema teil) fragt man sich nach einem Blick in die Medien: Das soll noch ein Jahr lang so weiter gehen?

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Gefangen im Sprachspiel: Der Religionsbegriff und die neuen Atheisten

Es war eine Auszeichnung des frühen Ludwig Wittgensteins, den Begriff des “Sprachspiels” völlig ohne Voraussetzungen einer unabhängig von den Sprechern bestehenden “Natur” zu bestimmen. Man versuchte, den Schwebezustand, den man bei solchen Philosophien verspürte, abzuschwächen, indem Versuche unternommen worden sind, neben dem natürlichen auch das gesellschaftliche Sein des Menschen zu systematisieren und beide Seinsweisen auf verschiedene Weisen miteinander zu verbinden. Eine dieser Weisen führte zum Faschismus. In dieser Zeit institutionalisierte sich auch die Religionswissenschaft neben vielen anderen damals neuen Disziplinen. Doch wie aktuell sind auf solche Weise systematisierte Sprachspiele noch?

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Religion – Kultur – Medizin: Diversity ist die Devise und nicht Rezepte-Lernen

Das Verhältnis von Religion und Medizin ist vielfältig. Man könnte auch von Kulturen und Medizin sprechen. Das ist allgemeiner, blendet aber aus, dass – wie die Nähe von “Heil” und “Heilung” andeutet – gerade religiöse Sinnkonzepte die kulturellen Bilder formen, mit welchen über Krankheiten gesprochen wird, diese interpretiert werden oder Umgang mit der Erkrankung prägen. Das wird um so wichtiger, nicht nur durch gesteigerte Phänomene der Migration, Globalisierung etc., sondern auch in Hinblick auf eine pluralistische Gesellschaft, die eine Sensibilität dafür abverlangt, dass Menschen verschieden sind und auch – neben divergierenden Deutungsmustern – andere Heilmethoden bevorzugen können. Wir interviewten zu diesen Themen Frau Dr. Solmaz Golsabahi vom Dachverband der Transkulturellen Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik DTPPP e.V.

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Fluchtgrund: (Un)Glaube. Ein Interview zum Tag des Flüchtlings

2010 ‚feierte’ die Genfer Flüchtlingskonvention (GFK), das internationale Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge den 60. Geburtstag. Die vom Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) veröffentlichten Weltflüchtlingszahlen 2010 belegen, dass dieses Abkommen auch heute noch notwendig ist, den internationalen Flüchtlingsschutz sicherzustellen. Mit insgesamt 43,7 Millionen Flüchtlingen – das entspricht der Bevölkerungszahl von Skandinavien und Sri Lanka zusammengenommen – stellte 2010 einen neuen Rekord auf. Seit 15 Jahren waren nie mehr Menschen auf der Flucht. Mehr als die Hälfte von ihnen – 27,5 Millionen Menschen – waren innerhalb ihres Heimatlandes auf der Flucht. Von denen, die ihr Land verlassen konnten / mussten fanden 4/5 Zuflucht in den unmittelbaren Nachbarländern. Anlässlich diese traurigen Rekords sprach REMID mit Rita Schillings, Geschäftsführerin des Flüchtlingsrates Leverkusen, über ihre Erfahrungen mit ‚religiösen’ Fluchtgründen in ihrer Beratungstätigkeit.

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