Religion und Arbeit: ein komplexes Verhältnis zwischen Vision und Ethik

Eine interessante Randbemerkung äußert der Soziologe Jeremy Gilbert im Interview mit der taz. Es geht um die Armut in Großbritannien, im speziellen um einen Vergleich der aktuellen Ausschreitungen mit den Brixton Riots 1981. Damals existierten antirassistische Organisationen, “die die Belange der Randalierer politisch artikulieren konnten”. Heute seien die Jugendlichen jedoch sowohl von den Traditionen der Arbeiterbewegung als auch von den offiziellen politischen Institutionen ausgeschlossen. Nur religiöse Gruppen interessierten sich noch für sie.
Solchen Tendenzen gegenüber steht der soziologische Diskurs, auf Max Webers “Die protestantische Arbeitsethik und der Geist des Kapitalismus” antworten bereits mit einiger Tradition Autoren verschiedenster Coleur – etwa Robert Hank z.B. mit “Arbeit. Die Religion des 20. Jahrhunderts. Auf dem Weg in die Gesellschaft der Selbständigen” (1995).

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Was ist eigentlich “christlich”? Neue Antworten auf eine alte Frage

In letzter Zeit – nach den brutalen Ereignissen in Norwegen – wurde eine Frage in vielen Blogs und Zeitungen virulent. Ist die Ideologie von Anders Behring Breivik ein Ausdruck von z.B. katholischem Fundamentalismus? Oder hat diese Gedankenwelt, wie der Soziologe Massimo Introvigne, OSZE-Repräsentant gegen Rassismus und antichristliche Diskriminierung, suggerieren möche, “nichts mit Christentum” zu tun? Es wäre schön, wenn es möglich wäre, zu konstatieren, die Wahrheit läge irgendwo dazwischen. Zugleich ist es ungemein komplizierter. Während im religionswissenschaftlichen Sinn – was zu zeigen ist – die Frage letztlich kaum eine Antwort befriedigen können wird, ist auf der anderen Seite der Relevanz, welche “das Christliche” im Denken Breiviks spielt, Rechnung zu tragen: Wird hier ein Begriff des Christentums als Kulturform entwickelt?

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Zwischen Prometheus, Kreuz und Amirani – Kunst, Mythos und Religion in Georgien

Dominik Irtenkauf studierte Deutsche Philologie, Philosophie und Komparatistik in Münster und ist freischaffender Autor von Prosa- und Sachtexten. Er beschäftigt sich vorwiegend mit Kunst- und Kulturphilosophie, Medientheorie, Hermetik und Avantgarde sowie Musik jeder Richtung. Die Grenzen zwischen Wissenschaft und Literatur gestalten sich bei ihm fließend. In seinen Texten macht sich eine besondere Vorliebe für artistische und mythologische Sujets bemerkbar, Er verfasste Literatur sowie journalistische Beiträge in diversen Zeitungen, neben Black Metal Theory ist ein wichtiges Thema für ihn das Land Georgien. Zu seinen Reiseerfahrungen und ihren Anlässen interviewte REMID den Autoren.

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Boko Haram – neue Semantiken im Spiegel ihrer Mediendeutungen

Die Worte “Boko Haram” tauchen seit einiger Zeit in den Medien auf, am 27. Juni ging es um “Anschläge auf Bierlokale in Nigeria”, am 12. Juli darum, dass eine Universität “aus Angst vor den Islamisten” schließe. Beide Meldungen stammen von der Agentur DPA, die “Anschläge” zusätzlich von Reuters, bei Googe-News druckten diese 167 Medien ab, die andere Meldung nur 16. Bei der taz gab es schließlich am 20. Juli einen zusammenfassenden Artikel, der mit einer möglichen Übersetzung der Worte betitelt war: “Westliche Bildung ist Sünde”. Wikipedia kennt noch weitere Übersetzungsvorschläge für den ehemaligen Titel der “Organisation der Anhänger der Lehren des Propheten Mohammed und die Meister des Islams und der Heiligen Kriege”: am 27. Juli 2009 D. Johnson ebenfalls in der taz: “Bücher sind Sünde”, in der BBC einen Tag zuvor: “In the local Hausa language Boko Haram means ‘Western education prohibited'”, am 13. Juli 2010 auf der Webpräsenz der Tagesschau: “Die moderne Erziehung ist eine Sünde”. Doch worum geht es denn nun?

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Gefängnisseelsorge und Kriminalprävention: Religion im Strafvollzug

Religionsfreiheit gehört zu unseren Grundrechten. Diese hören in einem Rechtsstaat auch nicht hinter Gefängnisgittern auf. Doch wie sieht es eigentlich aus mit der Wahrung und Inanspruchnahme dieses Rechts in Deutschland? Sarah Jahn forscht in ihrem aktuellen Dissertationsprojekt zu “Religion und Strafvollzug in der Bundesrepublik Deutschland”.

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Religionswissenschaft im Aufwind?

Bei zunehmender Intoleranz ist in einer pluralistischen Gesellschaft eine genauere Sorgfalt bei der Auswahl von Experten in den Medien unverzichtbar – unter Einbezug empirischer Religionswissenschaft. Gerade heute braucht die Gesellschaft religionswissenschaftliche Expertise für die Anforderungen einer pluralistischen Gesellschaft. Zwar findet das diesjährige Symposium der Deutschen Vereinigung für Religionswissenschaft DVRW im September zu dem Thema „Religionswissenschaft im Aufwind. Eine Profilbestimmung angesichts steigender gesellschaftlicher Relevanz“ statt, doch ist die optimistische Perspektive noch etwas zaghaft…

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Live von einer Feldforschung in Uganda

Lydia Koblofsky und Johannes Maaser sind KulturwissenschaftlerInnen und AbsolventInnen des Marburger Masterstudiengangs Friedens- und Konfliktforschung. Von Dezember 2010 bis Juni 2011 arbeiteten sie als Volunteers für das Peace and Conflict Studies Programme der Makerere University in Ugandas Hauptstadt Kampala. Kurz vor Ende ihres Aufenthalts in Afrika stellen sich die beiden für ein Interview zur Verfügung.

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Religiöse Themen in den E-Petitionen des Bundestags

Eine durch die Neuen Medien ermöglichte Form der demokratischen Beteiligung der BürgerInnen an der Politik stellen die E-Petitionen des Bundestages dar. Es mag ein unüblicher Gegenstand religionswissenschaftlicher Betrachtung sein, dafür aber auch eine unerwartete Fundgrube.

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