Interview: “Abbau der systematischen Benachteiligung für Menschen ohne Religion”

Im aktuellen diesseits-Heft des Humanistischen Verbandes Deutschlands wurde an einer Stelle der REMID-Blogartikel “Extreme liegen vorn: Alexa Ranks von religionsbezogenen Webseiten für Deutschland” vom 30. Nov. 2012 besprochen. Auch Dr. Michael Blume hatte sich vor einem Jahr unter dem Titel “Ablass per Twitter – Welche Religionen und Weltanschauungen gewinnen im Internet?” auf die ermittelte Rangliste religionsbezogener Webseiten in einem sogenannten SEO-Analyse-Tool bezogen. Anlass genug, mit Arik Platzek, diesseits-Redakteur, Journalist, Erfinder von wissenrockt.de, ein Interview zu führen – über Humanismus in Deutschland, Religionskritik, Sozial- und Medienarbeit – und Spiritualität.

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Mittendrin: Rechtspopulistische Parteien in Mittelosteuropa

Religionswissenschaftliches Interesse am Rechtspopulismus begründet sich einerseits damit, gerade dass religiöse und kulturelle Vielfalt bei diesem ein (negativ besetztes) Thema sein können und er somit als der Produzent von Diskriminierung, Vorurteilen etc. schlechthin in Erscheinung tritt, denen mit wissenschaftlicher Expertise begegnet werden muss, um sie zu entkräften (vgl. Interviews zu Rassismus, Islamophobie und Orientalismus). Andererseits kann es sich bei ihm selbst um religiös motivierte Milieus handeln (vgl. Interviews zur Jungen Freiheit [Christentum und Islamfeindlichkeit statt Heidentum], zur Ariosophie und zu zeitgenössischer rechter Esoterik). REMID interviewte zu rechtsradikalen Parteien in Mittelosteuropa – genauer in Polen, Ungarn und der Slowakei – Bartek Pytlas von der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder. Pytlas hat seine Doktorarbeit zu diesem Thema geschrieben und absolvierte zuvor den Master-Studiengang European Studies.

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Kirchenasylbewegung Deutschland: “Jeder Einzelfall zählt”

“In Bayern, genauer in Augsburg, wurde am Dienstagmorgen von der Polizei ein Kirchenasyl geräumt”, liest bzw. hört man im freien Radio Corax Widerhall am 21. Februar diesen Jahres, “[e]ine alleinerziehende Mutter mit 4 Kindern hat dort Schutz vor der Abschiebung nach Polen gefunden. Nun wurde sie dahin abgeschoben. Flüchtlingsorganisationen wie etwa das ökumenische Kirchenasylnetz Bayern, die Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche und der Bayerische Flüchtlingsrat haben das Vorgehen der Polizei kritisiert. Denn bislang galt das Kirchenasyl als ein für die Behörden unantastbarer und sicherer Ort für Flüchtlinge”. REMID interviewte zum Thema Kirchenasyl Pastorin Fanny Dethloff von der Arbeitsstelle Ökumene – Menschenrechte – Flucht – Friedensbildung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, Beauftragte für Migrations-, Asyl- und Menschenrechtsfragen. Sie war zwölf Jahre lang Flüchtlingsbeauftragte der evangelischen Nordkirche und ist Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft “Asyl in der Kirche” (vgl. auch unsere Interviews Fluchtgrund: (Un)Glaube. Ein Interview zum Tag des Flüchtlings und Religion und Menschenrechte. Im Gespräch mit Amnesty International).

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Religiöse Vielfalt und politische Gegenwart im Libanon

Einen besonderen Blick auf ein anderes Land ermöglicht uns Christian Witt, Politologie-Student an der Universität Marburg. Nach der Herbstmigration der Bhaktiari im Iran, dem Christentum nicht nur auf den Philippinen, religiösem Pluralismus in Südkorea oder Auroville in Indien widmet sich das aktuelle Interview der religiösen Vielfalt und der politischen Gegenwart des Libanon – einschließlich der Anerkennungspraxis von Religionen, ihrer Beteiligung in der Politik, über Atheismus, westliche Kultur, Antisemitismus und antikes Erbe.

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Okkulte DDR – Umgang mit heterodoxen Wissensbeständen, Erfahrungen und Praktiken

“Natürlich hatte Hans Bender – der wohl berühmteste (und gleichermaßen auch hierzulande nicht unumstrittene) Parapsychologe in der BRD – eine Stasiakte”, erwähnt Dr. Ina Schmied-Knittel am Rande, doch die genaue Sichtung der entsprechenden Akten, der öffentlichen und weniger öffentlichen Diskurse, der Praxis im Privaten wie ihrer Beobachtung und Dokumentation im Geheimen, Zeitzeugeninterviews – das ist die Aufgabe, der sich die Soziologin und ihr Team um Prof. Dr. Michael Schetsche und M.A. Andreas Anton während der Laufzeit des Projektes stellen. Dabei ist die Forschungsgruppe auf die Mithilfe von Menschen angewiesen, die damals in der DDR Erfahrungen mit diesen Themen sammeln konnten (Email: kontakt [at] okkulte-ddr.de).

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Beispiele für angewandte Religionswissenschaft? Internationale Zugänge zur Dialogforschung

Das internationale Forschungsprojekt “Religion and Dialogue in Modern Societies” (ReDi), angesiedelt unter anderem an der ‘Akademie der Weltreligionen der Universität Hamburg’, reagiert angesichts einer multireligiösen Gesellschaft auf das Desiderat einer wissenschaftlichen Dialogforschung. Durch die Erforschung des komplexen Phänomens religiöser Begegnungen sollen so Möglichkeiten eröffnet werden, eine offene und friedliche Gesellschaft zu erschaffen, die in Theologie und Praxis die Religionsvielfalt explizit mit einbezieht (vgl. Darstellung der Akademie der Weltreligionen). Unterstützung findet dieses Projekt dabei vom Bundesministerium für Bildung und Forschung innerhalb 2013 und 2018 mit einer Fördersumme von 3,1 Millionen Euro (ebd.). Im Rahmen zweier Konferenzen im Vorfeld des internationalen Projektes entstand dabei das Konzept des nun Anfang 2014 erschienenen Buches “Religion and Dialogue – International Approaches“, dessen Beiträge größtenteils von Konferenzteilnehmenden und -Referent_innen stammen (hrsg. von Wolfram Weisse, Katajun Amirpur, Anna Körns und Dörthe Vieregge; Münster: Waxmann Verlag 2014, S 9 [= R&D]). Diesen widmet sich der aktuelle Gastbeitrag von Friedemann Rimbach-Sator.

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“Polemik gegen die Schwerkraft”? Religionskritik am Beispiel eines neuen Kompendiums

Oft hören wir bei REMID, wir oder die Religionswissenschaft seien nicht kritisch. Oft ist damit eine Kritik von Religion als solcher gemeint – aufgrund metaphysischer Überlegungen – bzw. eine Herrschaftskritik (vgl. Artikel Die Linke und die Religion). Letztere hat aber in säkularen Gesellschaften nicht den gleichen emanzipatorischen Wert wie in theokratischen (vgl. Interview Gleiche Rechte für alle Religionen und Weltanschauungen). Allerdings auch Kritik an (einzelnen) Religionen sollte Kriterien ernstnehmen, die ein Abgleiten in religionsbezogene Diskriminierung, Antisemitismus, Islamophobie etc. zu vermeiden suchen. Der folgende Gastbeitrag von Friedemann Rimbach-Sator (Religionswissenschaft Marburg) vergleicht das neu erschienene Werk “Problemfall Religion – Ein Kompendium der Religions- und Kirchenkritik” von Gerhard Czermak mit dem Band “Kritik an Religionen” (REMID 1997).

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Homosexualität in den Religionsgemeinschaften Deutschlands

Homosexualität und Religion sind nicht notwendig ein Gegensatz. Die hier im Folgenden zusammengestellten Erklärungen und Positionen zu alternativen Formen der Sexualität aus unterschiedlichen religiösen Strömungen Deutschlands zeigen eine Breite an möglichen Einstellungen. Allerdings gilt eine “fundamentalistische Religiosität” als einer von drei Faktoren für Homophobie, so Dr. Ulrich Klocke, Sozialpsychologe an der HU Berlin und Diskriminierungsforscher, in der Zeit am 10. Feb. 2014. Er ergänzt, dass laut einer Studie besonders Menschen, die Homosexualität aufgrund ihrer religiösen Überzeugungen ablehnen, ihre Einstellung bei persönlichem Kontakt zu Homosexuellen überdenken (Cunningham & Melton, 2013). Folgende Zusammenstellung ist bemüht, offizielle Erklärungen im Auszug abzudrucken. Nur in Ausnahmefällen wurden Sekundärquellen herangezogen. Sollte durch Auslassung ein Zitat Ihrer Ansicht nach verfälscht worden sein, bitten wir von REMID um einen entsprechenden Kommentar.

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“Intensivgruppen”? Alter Wein in neuen Schläuchen

Der Begriff “Sekte” ist diskriminierend und ohne wissenschaftliche Schärfe, da ihm – wenn überhaupt – zumeist Kriterien zugrunde gelegt werden, die gerade nicht distinktiv sind (“charismatischer Führer”, “geschlossenes Weltbild”, “Bewusstseinskontrolle”; vgl. Artikel bzw. Interviews über religionsbezogene Diskriminierung, aktuelle Ansätze in der Erforschung von Religionen, Sekten-Macher und Berichterstattung über Religion). Nun ist es sehr verständlich, dass dennoch weiterhin ein Interesse besteht, sozusagen die “Guten” von den “Schlechten” zu sondieren. Jüngst veröffentlichte z.B. die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen ein neues Stichwort “Bewusstseinskontrolle” von Michael Utsch, welches unter Rückgriff auf Hansjörg Hemminger (Grundwissen Religionspsychologie, Freiburg im Breisgau 2003, S. 228ff.) von “Intensivgruppen” spricht. Woher stammt dieses Konzept “Intensivgruppen”? Eignet es sich als differenziertes methodisches Instrument?

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