Anthropologie und Religion: Forschen über das Ende der Aushandlungen

Eva Spies (Religionswissenschaft) und Magnus Echtler (Ethnologie), beide Universität Bayreuth stehen REMID Frage und Antwort zu den religionsbezogenen Fragestellungen der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sozial- und Kulturanthropologie (DGSKA) zum Thema “Ende der Aushandlungen?”.

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“Sikh-Religion in der Schweiz”: Interview mit Buchautor

Christoph Peter Baumann, ehemaliger Leiter von Inforel in Basel, hat ein Buch zur “Sikh-Religion in der Schweiz” vorgelegt. Die Sikh-Religion ist eine der zahlenbezogen kleineren Weltreligionen mit rund 27 Millionen Mitgliedern und zählt in der Schweiz zu den kleinsten Religionsgemeinschaften. Zum Buch führte REMID ein Interview mit dem Autoren.

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“38 Thesen gegen Hysterie”: Religionswissenschaftler*innen wollen Islamdebatte versachlichen

In unserem heutigen Doppelinterview geht es um das Buch “Der Islam: Feind oder Freund? 38 Thesen gegen eine Hysterie”, direkt als praktisches Taschenbuch im Februar von Monika und Udo Tworuschka (eigene Webseite) veröffentlicht. Ein loses Vorbild mögen die “40 Thesen zur Reform des Islams” (2017) des islamischen Theologen Abdel-Hakim Ourghi gewesen sein. Während dieser aber tatsächlich mit einer inner-islamischen Perspektive “den Luther macht” und Reformen der Religion vorschlägt (“40. Nur ein liberaler Islam ist zukunftsfähig”), bleiben Monika und Udo Tworuschka auf der religionswissenschaftlichen Sachebene. Das Buch richtet sich an alle Teilnehmer*innen des gesellschaftlichen Diskurses und verknüpft Analysen westlicher, orientalistischer Islambilder mit religionswissenschaftlicher Expertise über den zeitgenössischen wie den historischen Islam.

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Religionswissenschaft gegen Vorurteile und Stereotype: Interview mit dem SORAPS-Projekt

Das heutige REMID-Interview wurde geführt mit Felix Petzold, Leiter im Team des nationalen Partners im SORAPS-Projekt, Universität Augsburg, und dem Projektkoordinator, Giovanni Lapis, L’Università Ca’ Foscari Venezia. SORAPS steht für: “Study of Religions against Prejudices and Stereotypes”, also “Religionswissenschaft gegen Vorurteile und Stereotype”. Herr Petzold hat zudem die Passagen von Giovanni Lapis übersetzt.

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Orixás in den Alpen: Eine teilnehmende Beobachtung innerhalb von Umbanda-Gruppen in Brasilien und Europa

Inga Scharf da Silva (Humboldt-Universität Berlin) arbeitet zu “Trauma als Wissensarchiv. Postkoloniale Erinnerungspraxis in der sakralen Globalisierung am Beispiel der zeitgenössischen Umbanda”. Man siehe zum Thema auch unsere Kurzinformation zu afroamerikanischen Religionen. Das folgende Interview mit ihr bietet dabei Einblick in ein Anwendungsbeispiel innerhalb einer zeitgenössischen Methodendiskussion in Kulturanthropologie und Ethnologie, welche im Grunde phänomenologische Zugänge reaktualisiert (vgl. u.a. Christoph Kleine im Interview: Quo vadis Religionswissenschaft? Wissenschaftliche ‚turns‘ und die Nabelschau Europas, 2016). Während heutige Religionswissenschaftler*innen sich gegen frühe Vertreter wie Rudolf Otto positionieren, welche mittels religiöser Gefühle dem Heiligen “in der Religion” nachspüren wollten, geht es im kulturanthropologischen Kontext darum, die “agency” spiritueller Entitäten ernstzunehmen (man vgl. Eberhard Raithelhuber: Über Artefakte und Agency, 2008; Andrew Kipnis: Agency between humanism and posthumanism. Latour and his opponents, HAU Vol. 5, Nr. 2, 2015; Parliament of things: Into Latour, [2017]) – hier aus der Perspektive eines Mediums.

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Der #MuslimBan für Millionen muslimischer Frauen in Europa

Folgender Gastbeitrag stammt von Fabian Goldmann, Journalist und Islamwissenschaftler, Autor des Blogs “Schantall und die Scharia” über “Islamophobie in Deutschland und überall sonst”. Ursprünglich erschien er auf den Seiten des Gunda-Werner-Instituts für Feminismus und Geschlechterdemokratie der Heinrich-Böll-Stiftung am 03. Februar. Mit Erlaubnis des Autoren erfolgt hier ein Wiederabdruck seines “feministischen Zwischenrufes”.

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Hizmet in Tansania und Deutschland: Feldforschung in der Bewegung des Fethullah Gülen

Gerade relativ aktuell hat Ilja Trojanow in einem Gastbeitrag der FAZ Sufismus als den “größten Feind des islamischen Extremismus” skizziert (19. August 2016) als Antwort auf Stefan Weidner in der Süddeutschen (“Warum der Sufismus gar nicht so friedlich ist”; 6. August 2016). Eine besondere Verknüpfung von Sufismus und Islamismus findet sich im Werk Fethullah Gülens, insofern man die Bildungs- und Missionsideen Gülens zur Transformation nicht nur der türkischen Gesellschaft zu letzterem hinzuzählen möchte (man vgl. allgemein auch Islamkritik und Rassismus. Ein Briefwechsel über einen Essay von Ahmad Mansour). Doch was ist das eigentlich für eine Bewegung, die Hizmet- oder Gülen-Bewegung? REMID befragte dazu Kristina Dohrn (FU Berlin, Sozial- und Kulturanthropologie), welche in ihrer Promotion (“Beyond Classrooms: Ethics and Education at Gülen-inspired Schools in Urban Tanzania”) die Gülen-Bewegung in Deutschland, der Türkei und – als Schwerpunkt der Feldforschung – in Tansania untersuchte.

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Das moderne Verhältnis von Coach und Weltanschauung und seine mögliche Bedeutung für die Zukunft neuer religiöser Bewegungen

(Bild von wikihow.com: How to Become a Certified Life Coach unter Creative Commons Lizenz CC BY-NC-SA 3.0).

Letztes Jahr ging es um die Frage, was denn eigentlich eine “Weltanschauung” sei. Eine solche sei – nach dem Handwörterbuch religionwissenschaftlicher Grundbegriffe – eine “auf die Totalität des Wirklichen in seiner Bezogenheit auf das letzte Erklärungsprinzip und auf den ‚anschauenden‘ Menschen selbst gerichtete Einstellung” (J. Edgar Bauer). Vielleicht aber ist so etwas – das zeigte schon die damalige Notwendigkeit von Setzungen, Ausschlüssen und Grenzfällen – möglicherweise ein Sonderfall menschlicher Assoziation. Damals ging es um praktische Fragen, Inhalte für unsere Religions- und Weltanschauungsstatistik zu bestimmen oder zu verwerfen. Als entscheidende Kriterien erschienen dabei entweder eine explizite Opposition zu allem Religionsähnlichen, ein affirmativer Bezug zu etwas, das “religiös”, “spirituell” oder “esoterisch” genannt werden kann, oder eine metaphysische Setzung (allerdings konnte das bereits die These sein, es existiere intelligentes außerirdisches Leben mitten unter uns). Verlässt man diese synchrone Gegenwartsanalyse und versucht, eine diachrone historische Perspektive einzubringen, klingen Konzepte wie “Weltanschauung”, aber auch “Neue Religiöse Bewegung” oder ehedem “Sekte” aber nach spezifischen historischen Erscheinungen, die sozusagen kommen und gehen. Insofern wäre die gerne von Religionswissenschaftler_innen vorgebrachte Korrektur der konservativ motivierten Deutung der modernen religiösen Vielfalt als Verfallserscheinung, nämlich dass das Entstehen neuer religiöser Bewegungen der “Normalfall” der Religionsgeschichte sei, auf eine andere Weise infragezustellen: Könnte eine solche Analyse zu dem Schluss gelangen, dass es sinnvoll sein könnte, von einem “Zeitalter” der neuen religiösen Bewegungen zu sprechen? Was hat es mit dem dahinter stehenden Anfangsverdacht auf sich, also dass die Wahrnehmung möglich wird, die Entstehung neuer religiöser Bewegungen könnte (wieder?) zur “Ausnahme” werden? Wie sieht das bei “Weltanschauungen” aus? Und was haben Coaching und Lebensberatung damit zu tun?

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Islamkritik und Rassismus. Ein Briefwechsel über einen Essay von Ahmad Mansour


In der linksliberalen Taz veröffentlichte Ahmad Mansour am 9. Juli 2016 einen Essay “Linke und Muslime – Wir sind nicht eure Kuscheltiere”, mit dem Untertitel: “Das linksliberale Spektrum tut sich schwer mit kritischen Muslimen. Es erklärt sich zum Beschützer konservativer Muslime und macht sie so zu Opfern”. Folgende Diskussion von Kris Wagenseil (REMID) und Verena Maske, Religionswissenschaftlerin mit Schwerpunkt islamische Gegenwartskultur (Universität Marburg), ging von diesem Essay aus.

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