Interview: “Abbau der systematischen Benachteiligung für Menschen ohne Religion”

Im aktuellen diesseits-Heft des Humanistischen Verbandes Deutschlands wurde an einer Stelle der REMID-Blogartikel “Extreme liegen vorn: Alexa Ranks von religionsbezogenen Webseiten für Deutschland” vom 30. Nov. 2012 besprochen. Auch Dr. Michael Blume hatte sich vor einem Jahr unter dem Titel “Ablass per Twitter – Welche Religionen und Weltanschauungen gewinnen im Internet?” auf die ermittelte Rangliste religionsbezogener Webseiten in einem sogenannten SEO-Analyse-Tool bezogen. Anlass genug, mit Arik Platzek, diesseits-Redakteur, Journalist, Erfinder von wissenrockt.de, ein Interview zu führen – über Humanismus in Deutschland, Religionskritik, Sozial- und Medienarbeit – und Spiritualität.

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Religiöse Vielfalt und politische Gegenwart im Libanon

Einen besonderen Blick auf ein anderes Land ermöglicht uns Christian Witt, Politologie-Student an der Universität Marburg. Nach der Herbstmigration der Bhaktiari im Iran, dem Christentum nicht nur auf den Philippinen, religiösem Pluralismus in Südkorea oder Auroville in Indien widmet sich das aktuelle Interview der religiösen Vielfalt und der politischen Gegenwart des Libanon – einschließlich der Anerkennungspraxis von Religionen, ihrer Beteiligung in der Politik, über Atheismus, westliche Kultur, Antisemitismus und antikes Erbe.

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Beispiele für angewandte Religionswissenschaft? Internationale Zugänge zur Dialogforschung

Das internationale Forschungsprojekt “Religion and Dialogue in Modern Societies” (ReDi), angesiedelt unter anderem an der ‘Akademie der Weltreligionen der Universität Hamburg’, reagiert angesichts einer multireligiösen Gesellschaft auf das Desiderat einer wissenschaftlichen Dialogforschung. Durch die Erforschung des komplexen Phänomens religiöser Begegnungen sollen so Möglichkeiten eröffnet werden, eine offene und friedliche Gesellschaft zu erschaffen, die in Theologie und Praxis die Religionsvielfalt explizit mit einbezieht (vgl. Darstellung der Akademie der Weltreligionen). Unterstützung findet dieses Projekt dabei vom Bundesministerium für Bildung und Forschung innerhalb 2013 und 2018 mit einer Fördersumme von 3,1 Millionen Euro (ebd.). Im Rahmen zweier Konferenzen im Vorfeld des internationalen Projektes entstand dabei das Konzept des nun Anfang 2014 erschienenen Buches “Religion and Dialogue – International Approaches“, dessen Beiträge größtenteils von Konferenzteilnehmenden und -Referent_innen stammen (hrsg. von Wolfram Weisse, Katajun Amirpur, Anna Körns und Dörthe Vieregge; Münster: Waxmann Verlag 2014, S 9 [= R&D]). Diesen widmet sich der aktuelle Gastbeitrag von Friedemann Rimbach-Sator.

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Deus ex machina: Religion(en) in digitalen Spielen

87314974_f180982ea0_z Neben digitaler Sinnsuche, neuen „heiligen“ Medien wie den Tempel- oder Heilungs-Apps auf dem Smartphone und dem “Spiel” als einem Paradigma der Moderne darf ein wichtiger Bereich des modernen Alltagsleben – nicht nur bezüglich seiner Analyse durch den Kultur- sowie Religionswissenschaftler – nicht übergangen werden: die Game Studies. Eine neue Sonderausgabe des englischsprachigen Online – Heidelberg Journal of Religions on the Internet (Vol. 5 von 2014) beschäftigt sich mit „Religion in Digital Games. Multiperspective and Interdisciplinary Approaches“. REMID interviewte die Herausgeber_innen (Religionswissenschaft Heidelberg) Simone Heidbrink und Tobias Knoll. Letzterer ist auch Mitproduzent des Gaming-Podcast about:games.

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Homosexualität in den Religionsgemeinschaften Deutschlands

Homosexualität und Religion sind nicht notwendig ein Gegensatz. Die hier im Folgenden zusammengestellten Erklärungen und Positionen zu alternativen Formen der Sexualität aus unterschiedlichen religiösen Strömungen Deutschlands zeigen eine Breite an möglichen Einstellungen. Allerdings gilt eine “fundamentalistische Religiosität” als einer von drei Faktoren für Homophobie, so Dr. Ulrich Klocke, Sozialpsychologe an der HU Berlin und Diskriminierungsforscher, in der Zeit am 10. Feb. 2014. Er ergänzt, dass laut einer Studie besonders Menschen, die Homosexualität aufgrund ihrer religiösen Überzeugungen ablehnen, ihre Einstellung bei persönlichem Kontakt zu Homosexuellen überdenken (Cunningham & Melton, 2013). Folgende Zusammenstellung ist bemüht, offizielle Erklärungen im Auszug abzudrucken. Nur in Ausnahmefällen wurden Sekundärquellen herangezogen. Sollte durch Auslassung ein Zitat Ihrer Ansicht nach verfälscht worden sein, bitten wir von REMID um einen entsprechenden Kommentar.

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Überall “Sekten”? – Religionsbezogene Diskriminierung (nicht nur) in öffentlich-rechtlichen Medienanstalten

“Letztlich geht es jedoch darum, sich von seiner eigenen Leidensgeschichte zu lösen. Nur so kann sich ein freies Ich entfalten. Schauen Sie erst mal ganz genau hin, was Sie runterzieht. Leider landen wir da häufig bei Eltern und Freunden…”. So wird in Folge 1611 (“In den Fängen der Sekte”) der Telenovela “Rote Rosen” (ARD) Malakron eingeführt – eine “Sekte”, welche die Figur Lotte aufsucht wegen ihrer Medikamentensucht. Ein evangelischer Pastor setzt sich in den nächsten Folgen dafür ein, dass schließlich Lotte von ihrer Familie aus der “Sekte” befreit wird. Gehört es zum Auftrag der öffentlich-rechtlichen Medienanstalten missionarisch für hier die evangelische Kirche tätig zu werden? Selbst mit erfundenen Beispielen kann Stimmung gegen neue religiöse Bewegungen gemacht werden – und die Diskriminierung beginnt nicht erst, wo Ähnlichkeiten zwischen der Fantasie-Gemeinschaft und einer konkreten neuen Religion ausgemacht werden können. Die Diskriminierung geht tiefer, denn sie baut auf einem verzerrten Bild alternativer Religiosität auf, welches diese grundsätzlich diabolisiert: “Ich frag nur, weil ich die Machenschaften einiger Sekten kenne” (Rote-Rosen-Pastor Mertens in Folge 1623).

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Auroville als alternatives Gemeinschaftsprojekt – ein Reisebericht

Der Versandhandel “eurotopia” bringt seit Mitte der 1990er regelmäßig einen Katalog alternativer Gemeinschaftsprojekte und Ökodörfer in Europa heraus. Wie man bereits an dem zusätzlichen Linkkatalog (vgl. auch ältere Version von 2007) erkennen kann, finden sich darunter auch Religionsgemeinschaften wie beispielsweise die Freunde des westlichen buddhistischen Ordens e.V., der Dachverband der Beginen oder auch die Zwölf Stämme [Nachtrag März 2014: entfernt] – neben z.B. dem biologisch-veganen Netzwerk oder dem Kommuja-Netzwerk politischer Kommunen. Solche utopisch gestimmten Gemeinschaftsbildungen haben dabei eine Geschichte bis zu den Versuchen in der Frühen Neuzeit, ein Himmlisches Jerusalem auf Erden zu errichten. Die auch im “eurotopia”-Verzeichnis vernetzte Auroville International Deutschland e.V. ist dabei der deutsche Ableger einer Bewegung, welche in Indien ein alternatives Gemeinschaftsprojekt betreibt. REMID bringt im Folgenden einen Gastbeitrag von Marc Nemitz, u.a. Student der Politikwissenschaft, Soziologie und Philosophie in Marburg, über seinen Besuch dieses Projekts 2011.

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Gott in Frankreich: Ein Fall von bedingter Religionsfreiheit

Neu erschienen ist ein Bericht zur Religionsfreiheit nicht nur von Christen im Auftrag von Deutscher Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche Deutschlands. Dazu heißt es in der Süddeutschen: “Seit 2007 hätten ‘Verletzungen des Rechts auf Religions- und Weltanschauungsfreiheit beständig zugenommen’ […], ob durch staatliche Gesetze oder durch soziale Anfeindungen, die der Staat nicht unterbindet. Dies betreffe alle Religionen auf allen Kontinenten, am meisten betroffen seien jedoch Christen und Muslime. […] Ausdrücklich beschränkt der Bericht sich nicht allein auf die Christenverfolgung, er vermeidet auch Begriffe wie ‘Märtyrer’ oder ‘Glaubenszeugen’” (Artikel vom 1. Juli, man vgl. unsere Karte zur Religionsfreiheit nach dem Amnesty International Report 2012). Dabei sollten auch (west)europäische Länder berücksichtigt werden – sicherlich in Abstufung der jeweiligen Einschränkungen der Religionsfreiheit, aber auch ohne verharmlosend diese Diskriminierungen zu relativieren. REMID interviewte die Religionswissenschaftlerin und Soziologin Christiane Königstedt (Universität Leipzig, Graduiertenkolleg Religiöser Nonkonformismus und Kulturelle Dynamik) zur Situation in Frankreich.

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Was forschen ReligionswissenschaftlerInnen in Deutschland?

Vor bald zwei Jahren wurde der Frage “Religionswissenschaft im Aufwind?” nachgegangen, anlässlich der Tagung der Deutschen Gesellschaft für Religionswissenschaft (DVRW), die sich 2011 in Heidelberg diesem Thema widmete. Dieses Jahr ist es wieder so weit: “Empirie und Theorie — Religionswissenschaft zwischen Gegenstandsorientierung und systematischer Reflexion“, darum geht es bei der diesjährigen Tagung vom 11.-14. September in Göttingen. Ein solcher Titel bietet einen Anlass, mal nachzufragen: Was forschen ReligionswissenschaftlerInnen eigentlich aktuell in Deutschland?

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