Anthropologie und Religion: Forschen über das Ende der Aushandlungen

Eva Spies (Religionswissenschaft) und Magnus Echtler (Ethnologie), beide Universität Bayreuth stehen REMID Frage und Antwort zu den religionsbezogenen Fragestellungen der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sozial- und Kulturanthropologie (DGSKA) zum Thema “Ende der Aushandlungen?”.

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»Wo Strukturen existieren, die Othering begünstigen« – Islam-Darstellungen in evangelischen und katholischen Schulbüchern

Janosch Freuding, 1987 in Füssen geboren, studierte Germanistik, Katholische Theologie und Islamwissenschaften in Augsburg und Bamberg. Nach einem Austauschjahr an der Universität Izmir initiierte er das länderübergreifende deutsch-türkische Jugendfilmprojekt bu bizimki / es sind wir. Neben seiner Tätigkeit als Lehrer für Deutsch als Fremdsprache promoviert Janosch Freuding heute im Fach Religionspädagogik an der Universität Bamberg über Othering und interreligiöses Lernen. Seit 2014 schreibt er regelmäßig für das MiGAZIN. Im Gespräch mit dem Philosophen und Erziehungswissenschaftler Alexander Graeff berichtet Janosch Freuding über Formen des Othering in evangelischen und katholischen Religionslehrwerken.

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Das Thema Klimawandel als Indikator für Antisemitismus

Unser Mitglied Michael Blume, Antisemitismus-Beauftragter von Baden-Württemberg, wurde neulich etwas verkürzt zitiert, in der Jüdischen Allgemeinen, “Windräder gegen Judenhass” (1. August 2019). Ihm ging es eigentlich um eine interessante, vielleicht auch etwas verkürzte Adorno-Rezeption, insofern – das zitierte auch der Rezensent Michael Wuliger – “[d]ie Verfeuerung fossiler Rohstoffe nicht nur Umwelt und Klima [vergifte], sondern auch Gesellschaften, Staaten und religiöse Lehren ins Autoritäre [verforme]”. Blume geht es dabei im Besonderen um die “Rentierstaatstheorie” und eben darum, dass nach Adorno et. al autoritäre Persönlichkeiten besonders für u.a. Antisemitismus empfänglich seien. Aber es gibt noch einen anderen Grund, sich als Religionswissenschaftler*in für den Klimawandel zu interessieren. So titelte T-Online auf seinem Nachrichtenportal “Neue Studie: Juli-Hitzewelle wäre ohne Klimawandel unwahrscheinlich” (2. August 2019). Von 173 Reaktionen bei dem zugehörigen Facebook-Post der dortigen Seite von T-Online sind aktuell (03.08., 11.22) ganze 140 Lach-Smileys. Das sind immerhin 80%, die bei diesem Thema sozusagen “Lügenpresse” rufen und nach den Kommentaren einem Narrativ folgen, das eine Verschwörung “windiger Ganoven” (Zitat von dort) gegen den “kleinen Mann” ausmacht.

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“Sikh-Religion in der Schweiz”: Interview mit Buchautor

Christoph Peter Baumann, ehemaliger Leiter von Inforel in Basel, hat ein Buch zur “Sikh-Religion in der Schweiz” vorgelegt. Die Sikh-Religion ist eine der zahlenbezogen kleineren Weltreligionen mit rund 27 Millionen Mitgliedern und zählt in der Schweiz zu den kleinsten Religionsgemeinschaften. Zum Buch führte REMID ein Interview mit dem Autoren.

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Warum Unpolitischsein nicht “neutral” ist

“Ich beschäftige mich nicht mehr mit Politik”, sagte sie. “Das hat mir nicht gut getan. Immer diese negativen Nachrichten. Da wurde ich richtig depressiv”. Wenn müsse man sich “voll und ganz der Politik” zuwenden. Aber so, sei es besser, keine Nachrichten zu schauen, für die innere Ausgeglichenheit. Die Leute, die sich andauernd mit Politik beschäftigen, seien ja unglücklich, man merke das sofort. Besser Yoga machen, das eigene Glück jenseits dessen suchen. Gesundwerden an und in sich selbst, anstatt die Lösung in der Politik, d.h. außerhalb von einem selbst, zu suchen. Eine solche unpolitische Haltung ist gerade nicht “neutral”, sondern gefährlich.

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“Wir sind richtig gut darin, Komplexität zu begreifen. Das ist quasi unsere Superkraft.” Interview zu Religionswissenschaft im Beruf (RiB) 2.0

Bald steht sie an: die zweite Veranstaltung von RiB – Religionswissenschaft im Beruf (rib.remid.de). Am 20./ 21. Juli 2019 werden sich im Mannheimer Stadthaus die Religionswissenschaftler*innen im Beruf und im Studium aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammenfinden und gemeinsam berufliche Möglichkeiten und Perspektiven austauschen. Vom Heidelberger Team der Veranstalter*innen interviewte REMID Isis Mrugalla, Sophie Stolberg, Clara Wenz und Philipp Wehage.

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“38 Thesen gegen Hysterie”: Religionswissenschaftler*innen wollen Islamdebatte versachlichen

In unserem heutigen Doppelinterview geht es um das Buch “Der Islam: Feind oder Freund? 38 Thesen gegen eine Hysterie”, direkt als praktisches Taschenbuch im Februar von Monika und Udo Tworuschka (eigene Webseite) veröffentlicht. Ein loses Vorbild mögen die “40 Thesen zur Reform des Islams” (2017) des islamischen Theologen Abdel-Hakim Ourghi gewesen sein. Während dieser aber tatsächlich mit einer inner-islamischen Perspektive “den Luther macht” und Reformen der Religion vorschlägt (“40. Nur ein liberaler Islam ist zukunftsfähig”), bleiben Monika und Udo Tworuschka auf der religionswissenschaftlichen Sachebene. Das Buch richtet sich an alle Teilnehmer*innen des gesellschaftlichen Diskurses und verknüpft Analysen westlicher, orientalistischer Islambilder mit religionswissenschaftlicher Expertise über den zeitgenössischen wie den historischen Islam.

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Die Geburt der Moderne in der Kunst der Fabel am Beispiel eines prototypisch antisemitischen Mem von 2018

Schon mindestens zweimal versuchten Artikel sich dem Thema “Märchen” kritisch anzunähern. In “Märchen und Magie zwischen Wirklichkeit und Fiktion. Eine Kritik” (2012) ging es um ein Mittelalterbild, welches im Kontext der Romantik “Märchen” und “Magie” zu einem Gegenstand des Othering macht, und zuvor ähnlich im Medium des kolonialistischen Ost- und Westindien, später im Interesse an einer ursprünglichen “Authentizität” als “Naturmärchen” oder “Volkssage”. In Gespenster – festliche Dekonstruktion einer Universalkategorie (2011) wurde die These aufgestellt, dass “Gespenster” gerade nicht universell, sondern – zumindest in einigen Anteilen – ein Produkt der Frühen Neuzeit seien. Heute geht es um ein seit 2018 international beliebtes Internetmem, das bereits in seiner Geschichte darum ringt, sich mit Anciennität und Universalität auszustatten. Stattdessen soll gezeigt werden, dass gerade das nicht zutrifft und es ein spezifisches Produkt des frühen 18. Jahrhunderts darstellt, und spezifisch “modern” ist. Und auch das wird zu zeigen sein: in dieser speziellen Version prototypisch antisemitisch.

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Antisemitismus: “Wir erleben einen digitalen Neuaufbruch des Verschwörungsglaubens”

Superhelden, Superschurken, Verschwörung – viele populäre Mythen sind von antisemitischen Denkmustern durchzogen. Es geht um “Verschwörungstheorien”. Bzw. das, worum es geht, das sind gerade keine Theorien, sondern ein bestimmter Typus von Mythen, erklärt Michael Blume, Religionswissenschaftler und Antisemitismus-Beauftragter Baden-Württembergs. REMID interviewt ihn zu seinem neuen Buch “Warum der Antisemitismus uns alle bedroht” (Patmos 2019).

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