“No negations of any kind!” – Islamischer Feminismus versus Pro-Familie-Bewegung

Dana Fennert (Universität Marburg) promovierte im Sonderprogramm “Islam, Moderner Nationalstaat und Transnationale Bewegungen” der Gerda-Henkel-Stiftung und zuvor im DFG-Kolleg “Kulturkontakt und Wissenschaftsdiskurs” der Universität Rostock über “Islamischer Feminismus versus Pro-Familie-Bewegung. Transnationale Organisationsformen” (2015). Das Buch findet seine Ergänzung durch einen von Dana Fennert produzierten Dokumentationsfilm “Musawah: Der Kampf um Gleichberechtigung im Islam” (2016; auch in Englisch und Französisch verfügbar). REMID interviewte die Politikwissenschaftlerin zur Geschichte der Frauenbewegung, islamischen Feminismus und das transnationale Netzwerk der Pro-Familie-Bewegung.

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Quo vadis Religionswissenschaft? Wissenschaftliche ‘turns’ und die Nabelschau Europas

Wenn man “Quo vadis Religionswissenschaft” im Internet sucht, ist zumindest lokal aktuell der dritte Treffer ein Interview im REMID-Blog, “Quo vadis, domine? Eurozentrismus(kritik) in der Religionswissenschaft” mit Dr. Angelika Rohrbacher aus dem Mai 2012. Die Phrase aus dem Johannesevangelium (13, 36) schildert ursprünglich eine Begegnung zwischen dem Apostel Petrus und Jesus Christus. Neben der dortigen Antwort “Wohin ich gehe, dorthin kannst du mir jetzt nicht folgen. Du wirst mir aber später folgen” (Einheitsübersetzung) gibt es eine zweite in den apokryphen Petrus-Akten: “Nach Rom, um mich erneut kreuzigen zu lassen” (Ps.-Linus 6, p. 7,26; vgl. Otto Zwierlein: Petrus in Rom. Die literarischen Zeugnisse. Mit einer kritischen Edition der Martyrien des Petrus und Paulus auf neuer handschriftlicher Grundlage, 2010, S. 84). Hier motiviert die Antwort Petrus zu einer Umkehr. Wie steht es um das Fach Religionswissenschaft? REMID möchte mit einer neuen Reihe von Interviews oder Gastbeiträgen dieser Frage nachgehen. beginnend mit Prof. Dr. Christoph Kleine (Religionswissenschaft Leipzig).

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Konfessioneller Religionsunterricht unter Druck – Eine Chance für ein Alternativfach?

Der Fachverband Werte und Normen in Niedersachsen e.V. “verfolgt den allgemeinen Zweck, philosophische, gesellschaftswissenschaftliche und religionskundliche Bildung zu fördern, die auf den Wertmaßstäben und Normen des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland basiert” (Satzung, Version von 1995). In der Ausgabe 2/2015 erörtert Prof. Dr. Dr. Peter Antes die Frage, inwiefern die dargelegte These, dass das Modell des konfessionellen Religionsunterrichtes “unter Druck” sei, eine “Chance für ein Alternativfach” bedeute. Der Autor ist emeritierter Professor der Religionswissenschaft (Hannover), wissenschaftlicher Beirat von REMID und hat den Eröffnungsvortrag auf unserer 25-Jahre-Jubiläumstagung 2014 mit dem Thema “Religionsfreiheit” gehalten (vgl. Die Sache mit der Religionsfreiheit. 25 Jahre REMID: Bericht zur Jubiläumstagung). Zum Thema Religionsunterricht hat REMID 2006 in Marburg die Tagung “Religionen in der Schule” veranstaltet, die verschiedenen Realisierungen von Religionsunterrichtsmodellen in den Bundesländern Deutschlands zusammengestellt (Stand 2011) und zuletzt Christina Wöstemeyer für eine von den “Säkularen Grünen” organisierte Diskussionsrunde “Religionsunterricht vs. Religionskundeunterricht: Gehört konfessioneller Unterricht an die Schule?” vermittelt (Mai 2015). Lesen Sie nun den Artikel von Peter Antes als Gastbeitrag im REMID-Blog – mit freundlicher Genehmigung des Autoren und des Fachverbandes Werte und Normen in Niedersachsen.

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Psychodynamik verstehen: Auch “Sekten” sind Religionen

Prof. Sebastian Murken war 1989 eines von sieben Gründungsmitgliedern des Religionswissenschaftlichen Medien- und Informationsdienstes REMID e.V. 1997 wurde er als Gutachter für die Enquete-Kommission “Sogenannte Sekten und Psychogruppen” des Deutschen Bundestages berufen (siehe Endbericht, 1998). Informationen zu seiner Arbeit finden sich seit einigen Tagen unter religionspsychologie.de. REMID interviewte ihn zu diesem Anlass über neue religiöse Bewegungen, den Sektenbegriff und psychotherapeutische Praxis für sogenannte “Aussteiger” (vgl. Zur Geschichte eines einstigen Modewortes).

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Als Religionswissenschaftler ein Projekt in Kurdistan-Irak leiten? REMID-Interview mit Dr. Michael Blume

Im Sommer 2014 begann ein düsteres Kapitel in der Geschichte der Religionsfreiheit. Die Terrormiliz des sogenannten “Islamischen Staates” richtete im Irak Massaker an, neben verfolgten Christen und Angehörigen anderer religiöser Minderheiten war es insbesondere die Religion der Yeziden, welche systematisch verfolgt wurde: Viele ihrer männlichen Angehörigen wurden getötet, Frauen wurden versklavt und sexuell ausgebeutet (vgl. Religionsfreiheit und religiöse Vielfalt 2014: Indikatoren und Berichte, aber auch Der Salafismus und die dschihadistische Idee). Inzwischen haben auch diverse Medien über den erfolgreichen Abschluss des Sonderkontingentes des Landes Baden-Württemberg für 1.000 besonders schutzbedürftige Frauen und Kinder aus dem Nordirak berichtet. Der Leiter dieses humanitären Projektes, Dr. Michael Blume, ist aktiver Religionswissenschaftler. Deshalb fragte REMID nach.

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“Open City”: Die Stadt und der Terror bei Teju Cole

Im Jahr 2011 erschien das Buch “Open City” von Teju Cole. Der als Obayemi Babajide Adetokunbo Onafuwa in den USA geborene und teilweise in Lagos aufgewachsene Schriftsteller, Fotograf und Kunsthistoriker lässt darin den Protagonisten Julius mit vergleichbaren Migrationserfahrungen, von Beruf aber Psychiater, durch New York der Jahre 2006, 2007 spazieren (mit Ausnahme der Kapitel 7-11, welche in Brüssel spielen). In einem Interview mit Ekkehard Knörer (Merkur, 2012) sagt Cole, “ich wusste, dass es um diesen Zustand nach 9/11, um die Nachwirkungen dieses Ereignisses und dieser Verluste ging. Wir haben ja einfach weitergelebt, aber es blieb etwas Unabgegoltenes, Unabgeltbares…”. Es geht dabei also auch um eine Selbstverortung einer Stadt wie New York (oder aktuell Paris) im Angesicht eines islamistischen Terrors (vgl. dazu Der Salafismus und die dschihadistische Idee).

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Der Halbmond im Reich der Sonne: Muslimische Minderheiten und Religionsfreiheit in China und Vietnam

Muslime als religiöse Minderheit – das gibt es nicht nur in Europa, sondern z.B. auch in China und Vietnam. Einerseits bestehen in diesen asiatischen Ländern schon über einen weitaus längeren Zeitraum muslimische Minderheiten, andererseits ist der Umgang dieser Länder mit religiöser Vielfalt nicht mit demjenigen Europas gleichzusetzen (vgl. auch das Interview Mudangs, Weon-Buddhismus und Hananim – religiöser Pluralismus in Südkorea). REMID interviewte Yasmin Koppen (Sinologie Tübingen) über Transformationen chinesischer Tempel, muslimische Minderheiten, den Fall der Falun Gong, Burka- und Vollbartverbote sowie die Situation in Vietnam (vgl. die von ihr mit vorbereitete Ausstellung “Aus dem Land des aufsteigenden Drachen. Schätze der Archäologie und Kultur Vietnams” 2016/17).

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Ambivalentes Verhältnis zur Moderne: Was ist eigentlich die Pfingstbewegung und warum ist sie global so erfolgreich?

Dass es außerhalb Europas eine sehr stark wachsende Pfingstbewegung gibt, ist oftmals unbekannt. REMID stellte den Religionswissenschaftlern Dr. Sebastian Schüler (Leipzig) und Martin Radermacher (Bochum), den Sprechern des Arbeitskreises “Evangelikale, Pentekostale und Charismatische Bewegungen” (AK EPCB) der Deutschen Vereinigung für Religionswissenschaft (DVRW), einige Fragen über die globale Bewegung der Pfingstkirchen. Schüler ist außerdem Mitglied im Interdisziplinären Arbeitskreis Pfingstbewegung. Die beiden haben uns jetzt ihre Antworten geschickt.

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Hexe und Gender: Eine Transformationsgeschichte der Diskriminierungsfigur des Ketzers

Heute geht es nicht um moderne Wicca, welche eine neue Hexenreligion leben (vgl. aber das Interview mit Dr. Marion Näser-Lather über Wicca: eine performative “Naturreligion” und die (re)konstruierte Tradition). Im Interview mit Kristina Göthling (Religionswissenschaft Bochum) steht die europäische Hexenverfolgung der frühen Neuzeit Mitteleuropas im Mittelpunkt des Interesses. Bei diesem Streifzug durch die europäische Geschichte stehen weniger mittelalterliche oder frühneuzeitliche Konzepte von “Magie” bzw. magische Praxis zur Debatte, sondern Aspekte der Stereotypisierung, der Transformationen von Diskriminierungsfiguren wie des Ketzers und der Hexe und der Umwertung in späteren romantischen oder zeitgenössischen Diskursen.

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