Die Geburt der Moderne in der Kunst der Fabel am Beispiel eines prototypisch antisemitischen Mem von 2018

Schon mindestens zweimal versuchten Artikel sich dem Thema “Märchen” kritisch anzunähern. In “Märchen und Magie zwischen Wirklichkeit und Fiktion. Eine Kritik” (2012) ging es um ein Mittelalterbild, welches im Kontext der Romantik “Märchen” und “Magie” zu einem Gegenstand des Othering macht, und zuvor ähnlich im Medium des kolonialistischen Ost- und Westindien, später im Interesse an einer ursprünglichen “Authentizität” als “Naturmärchen” oder “Volkssage”. In Gespenster – festliche Dekonstruktion einer Universalkategorie (2011) wurde die These aufgestellt, dass “Gespenster” gerade nicht universell, sondern – zumindest in einigen Anteilen – ein Produkt der Frühen Neuzeit seien. Heute geht es um ein seit 2018 international beliebtes Internetmem, das bereits in seiner Geschichte darum ringt, sich mit Anciennität und Universalität auszustatten. Stattdessen soll gezeigt werden, dass gerade das nicht zutrifft und es ein spezifisches Produkt des frühen 18. Jahrhunderts darstellt, und spezifisch “modern” ist. Und auch das wird zu zeigen sein: in dieser speziellen Version prototypisch antisemitisch.

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Als Religionswissenschaftler ein Projekt in Kurdistan-Irak leiten? REMID-Interview mit Dr. Michael Blume

Im Sommer 2014 begann ein düsteres Kapitel in der Geschichte der Religionsfreiheit. Die Terrormiliz des sogenannten “Islamischen Staates” richtete im Irak Massaker an, neben verfolgten Christen und Angehörigen anderer religiöser Minderheiten war es insbesondere die Religion der Yeziden, welche systematisch verfolgt wurde: Viele ihrer männlichen Angehörigen wurden getötet, Frauen wurden versklavt und sexuell ausgebeutet (vgl. Religionsfreiheit und religiöse Vielfalt 2014: Indikatoren und Berichte, aber auch Der Salafismus und die dschihadistische Idee). Inzwischen haben auch diverse Medien über den erfolgreichen Abschluss des Sonderkontingentes des Landes Baden-Württemberg für 1.000 besonders schutzbedürftige Frauen und Kinder aus dem Nordirak berichtet. Der Leiter dieses humanitären Projektes, Dr. Michael Blume, ist aktiver Religionswissenschaftler. Deshalb fragte REMID nach.

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Religion und Vorurteil von A bis Z

Wie kann man religionswissenschaftliche Arbeit kurz und prägnant vermitteln? “Wer bloggt hier eigentlich, und wenn ja, wie viele?”, fragt der Blog “Marginalien – Religionswissenschaftliche Randbemerkungen” und stellt unterschiedliche Blogkonzepte vor. Um also auch hier mal etwas Neues auszuprobieren, hat sich das REMID-Team zusammengesetzt, um einige Stichwörter für ein “Religion und Vorurteil von A bis Z” zu versammeln. Dabei geht es insbesondere um die Begriffe und Kategorien, mit denen in der Alltagssprache und in manchen Medien bestimmte religiöse und weltanschauliche Phänomene angesprochen werden, obwohl sie oft versteckte Werturteile enthalten, die denjenigen, die sie verwenden, oft gar nicht bewusst sind.

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Religionsfreiheit und religiöse Vielfalt 2014: Indikatoren und Berichte

“In Herford entlud sich die Gewalt zwischen Jesiden und Sympathisanten radikaler Islamisten”, hieß es am 7. August in der “Welt” (vgl. unsere Kurzinformation Yeziden sowie zur aktuellen Situation den “[d]ringende[n] Appell zum Schutz der kurdischen Yeziden im Irak” der Gesellschaft für bedrohte Völker, der Kurdischen Gemeinde Deutschlands und des Zentralrats der Yeziden vom 4. August). Die aktuelle Krise der Religionsfreiheit im Irak ist längst in Deutschland angekommen. Das zur Denunziation und Drohung an Häusern von Christen angebrachte arabische Nun wurde zum Solidaritätszeichen, das online aktuell auf Webseiten oder als Profilbild von Twitter-Accounts (darunter auch Kirchen) zu finden ist. Doch wie sieht es aktuell global überhaupt mit Religionsfreiheit aus?

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Übersetzer als Konquistadoren. Eine Geschichte der “Eroberung” heiliger Texte durch den Westen

So wie viele historische Irrtümer über Andersgläubige oder “fremde Kulturen” häufig auf Unkenntnis oder irrtümlicher Kenntnis beruhen, existieren heute insofern falsche Einschätzungen vergangener Kulturepochen und ihrer Konfliktlagen, als dass der Weg der Kunde in den Westen nicht geläufig ist. Die Geschichte erster Beschreibungen und früher Übersetzungen z.B. nicht-christlicher heiliger Texte eröffnet dabei einen anderen Blick sowohl auf die für eine Globalisierung bedeutsame philologische Aufarbeitung dieser Wissensbestände durch die “westlichen Kulturen” (vgl. aber auch Interview zum Eurozentrismus) als auch auf diejenigen Transformationsprozesse, welche durch diese sozusagen “geistige Eroberung” des Fremden allmählich in Gang gebracht worden sind.

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„Religion was here – Religion und Populärkultur“: Bericht vom Studierenden-Symposium der Religionswissenschaft

Das 20. Symposium der Studierenden der Religionswissenschaft fand vom 09. bis 12. Mai 2013 in Marburg statt. Das Thema der Tagung “Religion was here – Religion und Populärkultur” wurde in vielen studentischen Vorträgen aufgegriffen und diskutiert. Das Symposium geht auf eine studentische Initiative zurück und fand vor zwanzig Jahren zum ersten Mal in Marburg statt. Seitdem wechselt es jährlich seinen Standort. Die viertägige Tagung bot Studierenden der Religionswissenschaft die Gelegenheit mit Kommilitonen und Kommilitoninnen in Kontakt zu kommen, neue Studienstandorte und -schwerpunkte kennen zu lernen und aktuelle Themen in Vorträgen, Diskussionen und Workshops gemeinsam zu erarbeiten. Dabei wurde das breite Spektrum der religionswissenschaftlichen Themen auf kreative Weise aufgegriffen und dargestellt. Studierende von Universitäten aus dem deutschsprachigen Raum präsentierten ihre Ergebnisse aus Abschlussarbeiten, Forschungsprojekten oder Hausarbeiten.

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“Ein Leben unterwegs – Die Herbstmigration der Bakhtiari”: Crowdfunding in der Wissenschaft

Der Religionswissenschaftler Ben Raßbach (Leipzig) und die Fotografen Maciej Staszkiewicz und Miriam Stanke (Mannheim) begleiteten 2012 die Nomadengruppe der Bakhtiari im Iran: “Zweimal jährlich brechen sie bedingt durch klimatische Bedingungen auf, um ihre Lager zu wechseln” (vgl. Kurzvideo auf Vimeo). Für eine multimediale Fotoausstellung vom 27. April bis zum 5. Mai 2013 im Leipziger Tipi Westwerk wurde ein Crowdfunding-Projekt ins Leben gerufen. REMID interviewte Ben Raßbach, zur Zeit in Ostkurdistan unterwegs, zu diesem in der Religionswissenschaft noch ungewöhnlichen Schritt.

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Der neue REMID-Blog

Religionswissenschaft ist in den Medien deutlich unterpräsentiert. Neben den Blogs von Michael Blume und Kerstin Probiesch ist nicht viel in der Blogosphäre zu finden. Insbesondere letzterer ist zu verdanken, dass das Thema auch bei REMID immer wieder eine Rolle spielte, wenn auch leider lange Zeit einer Umsetzung harrte. Überhaupt gilt es, das Web 2.0 auch in Deutschland als relevant für akademische Öffentlichkeit zu etablieren.

Dieser Blog soll der Idee nach eine Plattform für alle REMID-Mitglieder sein, aber auch Gäste dürfen in Absprache kleine Artikel beitragen. Dabei können sie sich mit einem eigenen Account als Autor einloggen, erhalten damit zwar keine Möglichkeit, den Blog im Layout zu verändern, aber können eigene Artikel bearbeiten mit einem benutzerfreundlicheren “You see is what you get”-Editor. Es ist, als ob man ein WORD-Dokument schreibt. Auf diese einfache Weise können Neuigkeiten aus der Religionswissenschaft bzw. religionswissenschaftliche Analysen des Zeitgeschehens um Religionen einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht werden. Auf neue Einträge verweisen wir dabei über Twitter oder bewegung.taz.de, um sie bekannter zu machen. […]

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