Aussteiger. Zur Geschichte eines einstigen Modewortes

Von “Neoprimitiven” spricht Peter Mühlbauer angesichts der Gruppe(n?), die sich nach isländischen Vulkanen “Das Grollen des Eyjafjallajökull” oder auch “Hekla” nennen und laut ihrer Bekennerschreiben auf indymedia.org (man googele selbst) “die quälende und mörderische Normalität” mit Anschlägen (vor wenigen Tagen auf Berliner Schienennetze) bestreiken möchten. Einerseits geht es um Themen wie Atomausstieg, Waffentransporte, Kapitalismuskritik (“Alternativlosigkeit”), aber den zitierten Journalisten stört wohl im Besonderen die allgemeine Technikfeindlichkeit der anonymen Autoren: “Dabei sollen wir uns einfach an Ersatzscheiße gewöhnen, die zwischen uns Menschen installiert wird: Eben Handys, I-Phone, Internet, Mobilität”. Der gewaltverherrlichende Text möchte dabei suggerieren, per “Entschleunigung” müsse das “mörderische Spektakel” erst gestoppt werden, damit nicht mehr gelte: “Aussteigen geht nicht” .

Doch um was geht es eigentlich bei Aussteigern? Dieser Ausdruck ist in der Religionswissenschaft ja nicht gänzlich unvertraut.

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Religionswissenschaftler und Stellenmarkt – Ideal versus reales Angebot

Vor kurzem begann eine aktuell weiter anhaltende Debatte in einer internen Liste für Religionswissenschaft. 770 Teilnehmer sind bei ihr angemeldet und es ist im Wissenschaftssektor vielleicht eine Seltenheit, dass VertreterInnen eines Faches so intensiv Grundsatzdebatten führen und sich auf diese Weise einen Spiegel vorhalten, den sicherlich auch andere Disziplinen manchmal nötig hätten. Der Anlass war das Missverhältnis von konfessionsloser, empirischer Religionswissenschaft als Gesellschaftswissenschaft einerseits und den tatsächlichen Berufsangeboten andererseits, welche gerne aus dem Bereich der christlichen Theologien stammen oder ein entsprechendes Bekenntnis einfordern. So kam unter anderem folgende Frage auf: Wie sieht es eigentlich aus, was für religiöse oder nicht-religiöse Selbstbilder bestehen bei denen, die Religionswissenschaft studieren?

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Religion und Arbeit: ein komplexes Verhältnis zwischen Vision und Ethik

Eine interessante Randbemerkung äußert der Soziologe Jeremy Gilbert im Interview mit der taz. Es geht um die Armut in Großbritannien, im speziellen um einen Vergleich der aktuellen Ausschreitungen mit den Brixton Riots 1981. Damals existierten antirassistische Organisationen, “die die Belange der Randalierer politisch artikulieren konnten”. Heute seien die Jugendlichen jedoch sowohl von den Traditionen der Arbeiterbewegung als auch von den offiziellen politischen Institutionen ausgeschlossen. Nur religiöse Gruppen interessierten sich noch für sie.
Solchen Tendenzen gegenüber steht der soziologische Diskurs, auf Max Webers “Die protestantische Arbeitsethik und der Geist des Kapitalismus” antworten bereits mit einiger Tradition Autoren verschiedenster Coleur – etwa Robert Hank z.B. mit “Arbeit. Die Religion des 20. Jahrhunderts. Auf dem Weg in die Gesellschaft der Selbständigen” (1995).

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