“Sikh-Religion in der Schweiz”: Interview mit Buchautor

Christoph Peter Baumann, ehemaliger Leiter von Inforel in Basel, hat ein Buch zur “Sikh-Religion in der Schweiz” vorgelegt. Die Sikh-Religion ist eine der zahlenbezogen kleineren Weltreligionen mit rund 27 Millionen Mitgliedern und zählt in der Schweiz zu den kleinsten Religionsgemeinschaften. Zum Buch führte REMID ein Interview mit dem Autoren.

Weiterlesen

Diskussionskultur in der Wissenschaft. Ein Interview mit “Max Musterwesen”

Anonymität ist in öffentlichen Debatten umstritten. Auf der einen Seite vermutet man Tricks, Verleumdung, Unehrlichkeit, in einer freien Gesellschaft gäbe es keine Gründe für Anonymität. Durch die Gewährleistung, dass alle die gleichen passiven Rechte innehaben, gelte gleichzeitig die Pflicht, sozusagen auch Gesicht zu zeigen. Kritiker*innen dieser Ansicht verweisen auf strukturelle Ungleichgewichte, die durchaus auch in freien Gesellschaften Anonymität nahelegen können, wenn es darum geht, Missstände anzusprechen. Das ist jetzt passiert, in einer Mailingliste der Religionswissenschaft. REMID fragte nach, worum es der anonymen studentischen Stimme mit ihrer Intervention gegangen war.

Weiterlesen

Wenn die “Theologie” der Religionskritiker*innen auf “konfessionslose” Islambilder trifft

Im “Freitag” finden sich aktuell zwei Beiträge zum Berliner Neutralitätsgesetz. Auf die Startseite als Empfehlung aus der Community geheftet wurde “Die Krux mit der Religion” von David Danys (24. Mai). Die Parteilinie der Linken in Berlin wolle für “Säkulare und gemäßigte Muslime und Muslima wie Atheisten und Atheistinnen mit islamischem Hintergrund, Vorkämpfer und Vorkämpferinnen einer emanzipierten Kultur in muslimisch geprägten Sphären” nicht das Wort ergreifen, sondern paktiere mit ihren islamistischen Unterdrückern. Daneben bzw. weiter oben steht der Beitrag von Cornelia Möhring und Christine Buchholz, “Gegen jeden Zwang – Das Berliner Neutralitätsgesetz beruht auf Vorurteilen, es macht Muslimas das Leben schwer”, ein redaktioneller Beitrag vom 28. Mai. Der Zwang, ein Kopftuch zu tragen, sei ebenso abzulehnen wie der Zwang, es abzusetzen. Dem ersten Beitrag nicht gänzlich unähnlich in der Argumentationsweise erschien ein Beitrag von Michael Schmidt-Salomon im Humanistischen Pressedienst, “Marx macht mobil. Der Marx-Hype in Trier und die linke Aversion gegen Religionskritik”, bereits am 8. Mai. Der Autor ist Vorstandssprecher der Giordano-Bruno-Stiftung, die “keine ‘atheistische’, sondern – wie die meisten führenden Wissenschaftler heute – eine ‘naturalistische’ Position” vertrete, “[d]as heißt: Wir gehen davon aus, dass es im Universum ‘mit rechten Dingen zugeht’, dass weder Götter noch Geister noch Kobolde oder Dämonen in die Naturgesetze eingreifen”. Wie der letzgenannte Beitrag zeigt, geht es hier nicht allein um eine spezifische Diskussion eines besonderen politischen Milieus. Dennoch ist diese scheinbar paradoxe Situation möglicherweise auflösbar.

Bild von A Gude unter Creative-Commons-Lizenz CC BY-SA 2.0: Koran-Manuskript 12. Jahrhundert (Symbolbild).

Weiterlesen

Religionswissenschaft macht Schule? Impulse für das Unterrichtsfach Religion

Gastbeitrag von Dr. Irene Dietzel, gesammelt auf der Jahrestagung der DVRW in Marburg, 2017. Irene Dietzel ist promovierte Religionswissenschaftlerin mit besonderem Interesse für alles Anthropologische. Nach einem Forschungsprojekt in den Mittelmeerstudien hat sie den Quereinsteig in die Schule gewagt und unterrichtet an einer Berliner Oberschule Religion und Ethik. Als Lehrbeauftragte an der Universität Potsdam gibt sie regelmäßig Einführungen in die Religionswissenschaft für angehende L-E-R-Lehrer_innen.

Letzten September ließ ich meinen Unterricht an einer Berliner Oberschule vertreten, um an der Tagung der Deutschen Vereinigung für Religionswissenschaft (DVRW) in Marburg teilzunehmen. Unter dem Motto der Konferenz, “Medien, Materialität, Methoden” waren innovative und altbewährte Ansätze der Religionsforschung versammelt. Ein roter Faden, der sich durch viele Panels und Pausengespräche zog, war auch hier die aktuelle Debatte um Relevanz und Vermittlung von religionswissenschaftlichem Wissen in außerakademischen Bereichen. In welchen Tätigkeitsbereichen des öffentlichen Lebens ist religionswissenschaftliche Expertise gefragt? In welchen Foren sollten Religionswissenschaftler_innen Diskurse über Religion aktiv(er) mitgestalten? Der Arbeitsbereich Schule ist sicherlich ein solches Forum. Auch wenn es die Fächerlandschaft (noch) nicht eindeutig widerspiegelt, ist religionskundliches Wissen auch außerhalb des konfessionellen Religionsunterrichtes immer stärker gefragt – so zumindest erfahre ich es in meinem eigenen Arbeitsalltag. Nach meiner eigenen Promotion in den Religionswissenschaften hatte ich, eher zufällig, den Quereinstieg in den Lehrerberuf gewählt, und unterrichte nun seit einigen Jahren die Fächer evangelische Religion und Ethik. Seither frage ich mich, wie diese Fächer sich verändern würden, wie sich die Institution Schule verändern würde, wenn mehr Kolleg_innen aus der Religionswissenschaft den Weg in die Sekundarbildung fänden.

Weiterlesen

“No negations of any kind!” – Islamischer Feminismus versus Pro-Familie-Bewegung

Dana Fennert (Universität Marburg) promovierte im Sonderprogramm “Islam, Moderner Nationalstaat und Transnationale Bewegungen” der Gerda-Henkel-Stiftung und zuvor im DFG-Kolleg “Kulturkontakt und Wissenschaftsdiskurs” der Universität Rostock über “Islamischer Feminismus versus Pro-Familie-Bewegung. Transnationale Organisationsformen” (2015). Das Buch findet seine Ergänzung durch einen von Dana Fennert produzierten Dokumentationsfilm “Musawah: Der Kampf um Gleichberechtigung im Islam” (2016; auch in Englisch und Französisch verfügbar). REMID interviewte die Politikwissenschaftlerin zur Geschichte der Frauenbewegung, islamischen Feminismus und das transnationale Netzwerk der Pro-Familie-Bewegung.

Weiterlesen

Ambivalentes Verhältnis zur Moderne: Was ist eigentlich die Pfingstbewegung und warum ist sie global so erfolgreich?

Dass es außerhalb Europas eine sehr stark wachsende Pfingstbewegung gibt, ist oftmals unbekannt. REMID stellte den Religionswissenschaftlern Dr. Sebastian Schüler (Leipzig) und Martin Radermacher (Bochum), den Sprechern des Arbeitskreises “Evangelikale, Pentekostale und Charismatische Bewegungen” (AK EPCB) der Deutschen Vereinigung für Religionswissenschaft (DVRW), einige Fragen über die globale Bewegung der Pfingstkirchen. Schüler ist außerdem Mitglied im Interdisziplinären Arbeitskreis Pfingstbewegung. Die beiden haben uns jetzt ihre Antworten geschickt.

Weiterlesen

Hexe und Gender: Eine Transformationsgeschichte der Diskriminierungsfigur des Ketzers

Heute geht es nicht um moderne Wicca, welche eine neue Hexenreligion leben (vgl. aber das Interview mit Dr. Marion Näser-Lather über Wicca: eine performative “Naturreligion” und die (re)konstruierte Tradition). Im Interview mit Kristina Göthling (Religionswissenschaft Bochum) steht die europäische Hexenverfolgung der frühen Neuzeit Mitteleuropas im Mittelpunkt des Interesses. Bei diesem Streifzug durch die europäische Geschichte stehen weniger mittelalterliche oder frühneuzeitliche Konzepte von “Magie” bzw. magische Praxis zur Debatte, sondern Aspekte der Stereotypisierung, der Transformationen von Diskriminierungsfiguren wie des Ketzers und der Hexe und der Umwertung in späteren romantischen oder zeitgenössischen Diskursen.

Weiterlesen

Darf man den Islam kritisieren?

Eher bürgerlich und schlicht wirken die beiden. Kathrin Oertel und René Jahn geben dem Mitteldeutschen Rundfunk als Pediga-Anhänger (“Patriotische Europäer gegen Islamisierung des Abendlandes”) ein Interview. Ihre Antworten vermischen Asylfragen mit Ängsten vor “dem” Islam (etwa verweist Frau Oertel auf Südfrankreich: dort gebe es inzwischen mehr Moscheen als Kirchen). Während hier bei den erschreckend zahlreich gewordenen Anti-Islam-Demonstrationen diffuse Ängste dominieren, bemühen sich andere um eine “sachgerechte Islamdebatte” – so ein Bericht über eine Konferenz “Menschenrechte statt Scharia” in der aktuellen MIZ (Nr. 3/14, S. 19f.), herausgegeben vom Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten. Die Medien würden Islamkritik “einseitig als thematisches Stammgebiet rechtspopulistischer Kräfte darstellen”. Doch auch der auf der Konferenz beschlossene “Wiener Appell” (man googele selbst) “[g]egen die Ausbreitung islamischer Herrschaftskultur in Europa” hat mit der “Bürgerbewegung Pax Europa” mindestens einen rechtspopulistischen Unterzeichner (Version November 2014), der über eine “schleichende Islamisierung” Europas aufklären will und als “islamfeindlich” gilt. [Nachtrag 10. Mai 2015: Der MIZ-Bericht aus der Rubrik “Zündfunke” erwähnt zwar diesen Appell, allerdings nicht dessen Unterzeichner und Überschrift]. Wann handelt es sich um Islamhass, wann um eine am Islam spezifizierte Religionskritik, die – würde man sie verbieten – tatsächlich als ein “Ende der Aufklärung” verstanden werden müsste?

Weiterlesen

Die Sache mit der Religionsfreiheit. 25 Jahre REMID: Bericht zur Jubiläumstagung

Peter Antes, emeritierter Professor für Religionswissenschaft aus Hannover, leitete seinen Vortrag über Religionsfreiheit und Religionsausübungsfreiheit damit ein, dass sein Referat zwei Teile habe, die sich vollständig widersprechen. Theoretisch könne man zwar einfordern, beides zu trennen, praktisch hängen Religion und Religionsausübung oft eng miteinander zusammen. Da helfen auch nicht die juristischen Versuche der Etablierung einer “Kulturadäquanz” zur ausschließlichen Einschränkung der Religionsausübungsfreiheit (Anlass der Etablierung 1955, so sei das Kurzreferat ergänzt, war allerdings ein Anhänger des Bundes für Gotterkenntnis und ehemaliges SS-Mitglied, welches im Gefängnis für einen Kirchenaustritt warb und für diesen Tabak versprach). Dass Theorie und Praxis oft weit voneinander entfernt scheinen, betrifft nicht nur rechtliche Fragen der Umsetzung von Bekenntnis- und Ausübungsfreiheit der Religionen, sondern war auch ein Motiv zur Gründung des Religionswissenschaftlichen Medien- und Informationsdienstes REMID e.V. 1989 durch Marburger Studierende der Religionswissenschaft. Die akademischen Debatten der Religionswissenschaft und die öffentlichen Thematisierungen von Religion schienen, so war der Befund, sehr weit auseinander zu liegen. Lesen Sie im Folgenden den Bericht zur Jubiläumstagung 25 Jahre REMID mit dem Thema Religionsfreiheit.

Weiterlesen