Kein Pfingstfest der Moral: über den Erfolg segregativer Thesen
Am 3. Juni hatte die Giordano-Bruno-Stiftung Peter Singer und Paola Cavalieri als “zwei Initiatoren des Great Ape Projects für Grundrechte von Menschenaffen” trotz des Protests von Verbänden zur Behindertenhilfe ihren Ethikpreis verliehen. Gleichzeitig bringt der “Merkur. Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken” einen Essay des Schriftstellers und Juristen Bernhard Schlink (“Der Vorleser”), der seinen StudentInnen (und dem diese prägenden gesellschaftlichen Kontext) eine “Kultur des Denunziatorischen” vorwirft, welche an den Beispielen von moralischen (Negativ-)Urteilen der Studierenden (nach “heutigen” ethischen Vorstellungen) über juristische Autoren des 19. Jahrhunderts bis in die Zeit des Nationalsozialismus festgemacht wird. Der Text im nach Selbstverständnis “antiutopischen” und “liberalen” Blatt findet im Spiegel durch Georg Dietz seine Kritik als Ausdruck einer “Kultur des Opportunismus”, “[a]ls ob Mord nicht immer Mord ist, Lüge immer Lüge, Verrat immer Verrat”. Diese Debatten und Ereignisse sind für Religionswissenschaftler nicht nur aufgrund dessen interessant, da Schlink historische Fälle von Antisemitismus und Rassismus relativiert und da Singer die (pränatalen und frühkindlichen) Rechte Behinderter gegen die Rechte von Menschenaffen ausspielt.