Von Agnostizismus bis Säkular: Eine Zusammenstellung zu nichtreligiösen Weltanschauungen

Unter einem früheren ‘A-Z’, nämlich “Religion und Vorurteil von A-Z” (2015; man siehe aber auch Buddhas Drittes Auge – Populäre religionsgeschichtliche Irrtümer von A bis Z, 2015), kommentierte ein Leser, “eine schöne Erweiterung wäre mit der Aufnahme von ‘Atheismus’ denkbar, der im Bereich der Vorurteile für und wider Religion wohl eine ähnlich schillernde Rolle spielt, wie Säkularisierung/-rismus (die auch passend in dieser Reihe wären)”. Nun soll es aber an dieser Stelle weniger um “Vorurteile für und wider Religion” gehen, auch wenn hier und dort auch besondere religionwissenschaftliche Anmerkungen erfolgen, die man in dieser Hinsicht nennen könnte. Vielmehr soll es insbesondere um “Vorurteile für und wider Nichtreligion” gehen. Denn auch hier ist vielleicht die Religionswissenschaft ein guter Ansprechpartner, um zwischen z.B. Philosophie und den Theologien der Religionen zu vermitteln. Einerseits, weil die Möglichkeit des Nichtglaubens eine Bedingung der Möglichkeit überhaupt ist, so etwas wie eine vergleichende Religionswissenschaft sinnvoll betreiben zu können. Andererseits, weil schon aus religionsstatistischen Gründen auch diejenigen in den Blick kommen, die sich nicht religiös verorten. Zum Thema vergleiche aber auch unseren Themenschwerpunkt “Weltanschauungen und Säkularität”.

Bild von Albert Bridge unter Creative Commons Lizenz CC BY-SA 2.0.

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Religionsbarometer und Varianz: Hass-Prävention mit Religionswissenschaft?

Wer klassisch in eine Einführung in die Religionswissenschaft schaut, wird erfahren, dass zunächst zwei Varianten der Definition von “Religion” differenziert werden können. Auch Anfragen in Seminaren, für welche REMID gebucht werden kann, fordern immer wieder eine Definition ein. Sie kennen selbst bereits eher die “essenzialistische” Variante, die einen “Kern”, ein “Wesen” von “Religion” in den Mittelpunkt stellen möchte, z.B. den Glauben an höhere Wesen, “Rückbindung” (als eine populäre Etymologie von “religio”) oder “Transzendenz”. Die Diskussion entwickelt dabei zugleich die zweite “funktionalistische” Variante, nach welcher der gesellschaftliche Funktionszusammenhang erlaube, das als “Religion” zu begreifen, was einem vergleichbaren Zweck diene (vgl. auch Ninian Smart: Dimensions of the Sacred. An Anatomy of the World’s Beliefs, 1999). Dem sei im Folgenden die Erfahrung mit einem “Religionsbarometer” gegenübergestellt. Jede_r Seminarteinehmer_in sollte bestimmte Sätze beurteilen und sich für eine von fünf Karten entscheiden, um zu sagen, das im Satz beschriebene sei zu 0%, zu 30%, zu 50%, zu 70% oder zu 100% Religion. Vorbild war ein “Gewaltbarometer” aus der Präventionsarbeit (“Gewalt Sehen Helfen”), das dafür sensibilisieren will, dass Gewaltempfindungen subjektiv stark voneinander abweichen können. Dabei geht es nicht darum, dass “Religion” etwas Negatives wie “Gewalt” sei, vielmehr eignet das Religionsbarometer als Instrument, auf ein grundsätzliches Problem mit nicht naturwissenschaftlich quantifizier- und kategorisierbaren Begriffen hinzuweisen. Auch erläutert es ihre Rolle in identitätspolitischen Diskursen.

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“Polemik gegen die Schwerkraft”? Religionskritik am Beispiel eines neuen Kompendiums

Oft hören wir bei REMID, wir oder die Religionswissenschaft seien nicht kritisch. Oft ist damit eine Kritik von Religion als solcher gemeint – aufgrund metaphysischer Überlegungen – bzw. eine Herrschaftskritik (vgl. Artikel Die Linke und die Religion). Letztere hat aber in säkularen Gesellschaften nicht den gleichen emanzipatorischen Wert wie in theokratischen (vgl. Interview Gleiche Rechte für alle Religionen und Weltanschauungen). Allerdings auch Kritik an (einzelnen) Religionen sollte Kriterien ernstnehmen, die ein Abgleiten in religionsbezogene Diskriminierung, Antisemitismus, Islamophobie etc. zu vermeiden suchen. Der folgende Gastbeitrag von Friedemann Rimbach-Sator (Religionswissenschaft Marburg) vergleicht das neu erschienene Werk “Problemfall Religion – Ein Kompendium der Religions- und Kirchenkritik” von Gerhard Czermak mit dem Band “Kritik an Religionen” (REMID 1997).

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