Religion & Medizin: Ein Gespräch über Heil- und Heilungskonzepte zwischen den Disziplinen

Für gewöhn­lich gehen viele davon aus, dass “Reli­gion” und “Medi­zin” zwei völ­lig abge­tren­nte und ver­schiedene Bere­iche des Lebens ansprechen. Dabei ist vielle­icht zunächst über­raschend, dass die monothe­is­tis­chen Reli­gio­nen Juden­tum, Chris­ten­tum und Islam mit der antiken Philoso­phie auch das Cor­pus Hip­po­craticum teil­ten und dass es auch in diesen Reli­gio­nen über­schnei­dende Zuständigkeit­en von religiösen und medi­zinis­chen Experten gab und teil­weise gibt, dass es also nicht allein die asi­atis­chen, afrikanis­chen, ozeanis­chen und altamerikanis­chen Über­liefer­un­gen sind, denen eine poten­zielle “Ganzheitlichkeit” zugeschrieben wird — und dass trotz­dem die unmit­tel­bar­eren Nach­barn im Medi­um hip­pokratis­ch­er Medi­zin ver­ständlich blieben. Im Gespräch mit Kris Wagen­seil von REMID ver­sucht Dr. Jür­gen Doll­mann, Medi­zin­er und Reli­gion­swis­senschaftler (Hei­del­berg), die mit den Diszi­plinen ver­bun­de­nen Per­spek­tiv­en zu verbinden. Neben Evi­denz, See­len­the­o­rien, den Poten­zialen von Kom­ple­men­tärmedi­zin, Ethik in der reli­gion­swis­senschaftlichen Feld­forschung, kog­ni­tion­swis­senschaftlichen Ansätze und seel­is­ch­er Chirurgie geht es dabei auch um Ein­drücke vom Jahre­str­e­f­fen des Arbeitkreis­es “Reli­gion & Medi­zin” in der Deutschen Vere­ini­gung für Reli­gion­swis­senschaft.

Der Diskurs um alter­na­tive oder kom­ple­men­täre Medi­zin ver­sus Schul­medi­zin oder Evi­denzbasierte Medi­zin lebt von Sym­bol­bildern, wie diese Col­lage von Cre­ative-Com­mons-Bildern (von Tom Var­co, Aman­da Holst, Pex­els und Colton Faull) zum Stich­wort “alter­na­tive med­i­cine” zeigt. Entschei­dend ist der Kon­trast zwis­chen “kün­stlichen” Pillen und “Natur”-Produkten (hier chi­ne­sis­che Medi­zin). Die Darstel­lung von Naturheil­pro­duk­ten in ihren Ver­pack­un­gen ist eher ungewöhn­lich. Colton Faull bebildert damit einen Artikel über die Grippe: “Three More Report­ed Flu Deaths In Arkansas Rais­ing Total To 125” (6. Feb. 2018). Das Bild trägt die Unter­schrift: “Cold med­i­cine that helps when some­one has the flu”.

Links: Var­co, Holst, Pex­els und Faull.

Kris Wagen­seil: Danke für Ihr Inter­esse an REMID. Ich nehme an, Sie haben auch eher an z.B. ein Inter­view zum The­men­bere­ich Reli­gion und Medi­zin gedacht? Bzw. ich kön­nte mir das auch im gle­ich­berechtigteren Modus eines (Email-)Gespräches vorstellen. Dabei fände ich es auch inter­es­sant, wenn Sie die erste Frage stellen wür­den.

Jür­gen Doll­mann: Wenn ich unser Gespräch mit ein­er Frage begin­nen soll, dann muss ich sie mit meinem ersten Ein­stieg auf die REMID-Home­page verbinden, der natür­lich auch mit meinem speziellen Inter­es­sen­ge­bi­et zusam­men­hängt.

Ich musste auf der REMID-Home­page ziem­lich lange suchen, bis ich unter den Links „Ange­bote“ – „Experten“ – „The­menge­bi­ete“ die Rubrik „Psy­cholo­gie“ fand. Nach noch län­ger­er Suche über „Pro­jek­te“ – „REMID-Blog“ – “Über­sicht als Karte“ fand ich unter zahlre­ichen But­tons schließlich ein Inter­view von 2011 mit der Psy­chother­a­peutin und Psy­chi­a­terin Sol­maz Golsabahi zu dem The­ma Reli­gion und Medi­zin. Das hat mich ver­wun­dert, da doch seit ca. 30 Jahren zunehmend eine (Neu-) Ver­flech­tung von Reli­gion und Medi­zin zu beobacht­en ist, die auch drin­gende Fra­gen zu neuen Kör­perkonzepten her­aus­fordert. Ger­ade komme ich von der Fach­ta­gung des DVRW-Arbeitkreis­es Reli­gion und Medi­zin in Greif­swald zurück, wo aktuelle Forschung­spro­jek­te zu diesem The­ma vorgestellt und sehr kon­struk­tiv disku­tiert wer­den kon­nten. Ist die rand­ständi­ge Einord­nung dieses The­menkom­plex­es schlicht auf Ange­bot und Nach­frage von Seit­en der Reli­gion­swis­senschaflterIn­nen und/oder der Medi­en zurück­zuführen?

Kris Wagen­seil: Als REMID gegrün­det wurde, war es ger­ade der sozial­wis­senschaftliche turn in der Reli­gion­swis­senschaft, welch­er eher philol­o­gis­che Ansätze, heilige Texte außereu­ropäis­che Reli­gio­nen zu unter­suchen, ergänzte. Schon das bedeutete von Anfang an, neue method­is­che Ansätze hinzuzuler­nen. Ich habe die Reli­gion­swis­senschaft daher auch als stark inter­diszi­plinär erlebt. Den­noch ist es eben eine typ­is­che Kon­stel­la­tion, dass Religionswissenschaftler*innen mehrere Geistes- und Sozial­wis­senschaften kom­binieren, nur sehr wenige haben ein zweites natur­wis­senschaftlich­es Stand­bein, wie etwa Dr. Michael Blume mit den Evo­lu­tion­ary Reli­gious Stud­ies und Prof. Sebas­t­ian Murken mit seinen reli­gion­spsy­chol­o­gis­chen Arbeit­en. Schließlich kön­nen lose Inter­views ergänzt wer­den wie das von Ihnen gefun­dene zur Tran­skul­turellen Psy­chi­a­trie und Psy­chother­a­pie (oder weniger natur­wis­senschaftlich, aber zumin­d­est the­ma­tisch nahe: “Säfte und Kräfte – Ansätze zu ein­er Reli­gion­s­geschichte der Kör­per­flüs­sigkeit­en”, “Christliche Kör­p­er in Ost und West. Eine Reli­gion­s­geschichte des Schmerzes”). Manch­es find­et sich eher unter Über­schriften wie “The­men­por­tal Eso­terik und Alter­na­tive Spir­i­tu­al­ität von A‑Z”, wo es die Stich­wörter “Alchemie”, “Aurase­hen”, “Cochrane”, “Energie”, “Grund­kraft”, “Huna”, “Licht­nahrung”, “Medi­z­in­rad”, “Nah­toder­leb­nisse”, “Schaman­is­mus”, “Seele” und “Skep­tiker­be­we­gung” gibt. Und unter Häu­fig gestellte Fra­gen ste­ht die Frage “Beschäftigt sich REMID mit der Wirk­samkeit alter­na­tiv­er Medi­zin?”, mit fol­gen­der Antwort:

Religionswissenschaftler_innen haben in den sel­tensten Fällen ein zweites natur­wis­senschaftlich­es Stand­bein. REMID hat bis­lang keine eige­nen z.B. medi­zinis­chen Stu­di­en durchge­führt. Bezüglich der Wirk­samkeit ein­er alter­na­tiv­en Medi­zin oder Ther­a­piemeth­ode kann REMID also keine Aus­sagen tre­f­fen. Den­noch fall­en diverse hier angedacht­en The­men auch in das Forschungs­feld von Religionswissenschaftler_innen, insofern sie Bezüge zu religiösen oder reli­gion­sähn­lichen Tra­di­tio­nen aufweisen oder zur Prax­is ein­er Neuen Religiösen Bewe­gung gehören. Den­noch kann auch mit geis­teswis­senschaftlichen Meth­o­d­en kri­tisch auf den Diskurs um alter­na­tive Medi­zin einge­gan­gen wer­den, insofern zwar nicht die Anerken­nung von etwas als Medi­zin Kon­sens im Vere­in wer­den kann, aber doch die Anerken­nung von etwas als Reli­gion, so dass die Anhänger_innen also zumin­d­est das Recht der Reli­gions- und Weltan­schau­ungs­frei­heit genießen dür­fen soll­ten. Wie weitre­ichend dieses wiederum auszule­gen sei, darüber gibt es keine ein­heitliche Hal­tung im Vere­in.

Und so gese­hen, kommt noch viel mehr “Medi­zin” vor. Ger­ade in unser­er Reli­gions- und Weltan­schau­ungssta­tis­tik unter “Ver­schiedene (Neue religiöse Bewe­gun­gen / Eso­terik)” wer­den viele Grup­pen, Ver­bände usw. gelis­tet, die auch einen medi­zinis­chen oder heilen­den Aspekt mit z.B. ein­er bes­timmten Prax­is verbinden, seien es Ver­bände von Hatha Yoga oder Kun­dali­ni Yoga, Rei­ki-Ver­bände oder ähn­lich­es. Gelis­tet wer­den sie aber wegen eines religiösen, spir­ituellen, eso­ter­ischen oder weltan­schaulichen Aspek­ts ihrer Lehre. Insofern wird auch keine Aus­sage getrof­fen über die Wirk­samkeit. Hier geht das erwäh­nte Stich­wort “Cochrane” in der The­men­por­tal-Über­sicht am weitesten, und daneben spielt für REMID dur­chaus eine Rolle, welche Ergeb­nisse die erwäh­n­ten reli­gion­spsy­chol­o­gis­chen Arbeit­en hat­ten, etwa bei der Kri­tik des Sek­ten­be­griffes oder der Sek­ten­de­bat­te. Allerd­ings wurde auch schon gemut­maßt, wir wür­den aus Lust am Wun­der­glauben in der genan­nten Sta­tis­tik unter “Organ­isierte Kon­fes­sions­freie” auch Ein­träge wie “Skep­tiker­be­we­gung” — am bekan­ntesten sind Gesellschaft zur wis­senschaftlichen Unter­suchung von Parawis­senschaften GWUP e.V. und Deutsches Net­zw­erk Evi­denzbasierte Medi­zin e.V. — sowie “Trick­za­uber­er-Vere­ini­gun­gen mit skep­tizis­tis­ch­er Selb­stverpflich­tung” führen, dabei ver­suchen wir nur alle weltan­schaulichen Akteure gle­icher­maßen zu erfassen.

Also ich habe ein wenig erläutert, warum der The­men­bere­ich noch rand­ständig ist. Dass sich Medi­en in solchen Fra­gen nicht unbe­d­ingt an Religionswissenschaftler*innen wen­den, dürfte aber andere Gründe haben. Und um das Gespräch fortzuführen, wür­den Sie die hier aufge­lis­teten Dinge über­haupt unter “Reli­gion und Medi­zin” einord­nen? Irri­tieren Sie die Orte, an denen Medi­zin auf­taucht? Was ver­mis­sen Sie grund­sät­zlich?

Suchergeb­nisse der Cochrane Library, 19. Sept. 2017. Für eine Erläuterung siehe den Link zum The­men­por­tal “Eso­terik und Alter­na­tive Spir­i­tu­al­ität A‑Z”.

Jür­gen Doll­mann: Die auf der REMID-Hom­page von Ihnen erwäh­n­ten Links und Infor­ma­tio­nen mit möglichen Bezü­gen zu Reli­gion und Medi­zin (im Fol­gen­den R&M) sind äußerst bre­it und het­ero­gen. Auf ein­er Skala zwis­chen „rel­e­vant für den Fokus R&M“ bis zu „irrel­e­vant für den Fokus R&M“ stün­den klar auf Seit­en der Rel­e­vanz die The­men wie Kom­ple­men­tär- und Alter­na­tivmedi­zin (exem­plar­isch: Ayurve­da, TCM, Homöopathie, Rei­ki, Osteopathie, Cran­iosakrale Ther­a­pie…). Die Mit­berück­sich­ti­gung der Täuschungskün­stler des Magis­chen Zirkels von Deutsch­land würde ich – und das über­rascht Sie jet­zt vielle­icht – im mit­tleren Bere­ich dieser Skala ansiedeln. Nicht, weil ich Mit­glied des MZvD bin und dort auch aktiv war: Mech­a­nis­men men­schlich­er Täuschung wie Sinnestäuschun­gen, Denk­täuschun­gen oder Wahrnehmungstäuschun­gen haben mich schon immer inter­essiert. Nein deswe­gen, weil es der Öster­re­ich­er Chris­t­ian Stelzel alias „Mag­ic Chris­t­ian“ war, der in ein­er Fernsehsendung bei Hoimar von Dit­furth 1982 die trick­tech­nis­chen Manip­u­la­tio­nen von philip­pinis­chen „Wun­der­heil­ern“ ent­larvt hat, welche einen Heilungs­touris­mus aus ganz Europa aus­gelöst hat­ten. Diese Heil­er „operierten“ schein­bar ohne Skalpell und Kör­per­eröff­nung Tumoren oder Gal­len­steine teils live unter Mitschnitt von Fernsehkam­eras aus den Kör­pern ihrer Patien­ten. Nach dieser TV-medi­alen Ernüchterung ging das Inter­esse, Geld zu investieren um sich von Krebs und vie­len anderen Krankheit­en mit diesen „Oper­a­tio­nen ohne Skalpell“ option­al heilen zu lassen, rapi­de zurück, heute redet nie­mand mehr darüber.

Auf den von Ihnen ange­sproch­enen Ver­linkun­gen auf der REMID-Seite, die das The­ma R&M berühren kön­nten, sind jedoch ander­er­seits The­men, die ich als „irrel­e­vant für den Fokus R&M“ anse­he. Z.B. Ufolo­gie, die Freimau­r­er oder die Reichs­bürg­er — wobei wir als Reli­gion­swis­senschaft­lerIn­nen natür­lich – selb­stver­ständlich nicht nor­ma­tiv – fra­gen kön­nten, inwieweit deren indi­vidu­elle und kollek­tive Iden­tität­skon­struk­tio­nen für sie selb­st eher patho­gene oder salu­to­gene Ein­flüsse ausüben.

Die Orte und Stich­worte, wo Medi­zin und Grenzbere­iche zur Medi­zin, The­men also von Heilung und Heil, bei der REMID-Seite auf­tauchen, irri­tieren mich über­haupt nicht. Das ist ein viel zu offen­er Bere­ich, wir kön­nen und dür­fen da keine klaren Kat­e­gorien kon­stru­ieren.

Was ich grund­sät­zlich ver­misse? Eigentlich ist fast alles Wichtige irgend­wo – wenn auch ver­steckt – auf der Hom­page zu find­en. Aber vielle­icht genau dies: Man kön­nte einen Link Reli­gion & Medi­zin imple­men­tieren, der rasch zu find­en ist und der von Reli­gion­swis­senschaft­lerIn­nen dann mit Infor­ma­tio­nen gefüllt wer­den kann. Vielle­icht auch – und das sage ich jet­zt als Internist, der 35 Jahre lang eine bein­harte Evi­denzbasierte Medi­zin betrieben hat – eine Reflex­ion über „Glaube und Wis­sen“ in der Schul­medi­zin. Dabei meine ich jet­zt nicht den Place­boef­fekt. Der ist einzukalkulieren und hat auch „Wirkun­gen“, die phys­i­ol­o­gisch erk­lärt wer­den kön­nen. Aber in Anbindung daran kann man auch in der Schul­medi­zin die „Droge Arzt“ unter­suchen, die „sen­sa­tion­al forms“ (gemäß Bir­git Mey­er), also das set­ting ein­er Prax­is oder Klinik, das mehr oder weniger zum Heilungsef­fekt beiträgt, unab­hängig von der verabre­icht­en Medi­zin oder der durchge­führten Behand­lung. Und auch in der rezen­ten Evi­denzbasierten Medi­zin gibt es die Geschichte von Täuschun­gen, die jahre­lang als evi­den­zgestützte Medika­menten­wirkun­gen verkauft wur­den und sich nach Ent­larvung teils andere “Evi­den­zen” kon­stru­iert haben (Zu Risiken und Neben­wirkun­gen fra­gen Sie Ihren…..ja wen? Vielle­icht einen anderen Arzt oder Ihren Apothek­er?). Das sind jedoch eher Aus­nah­men und zeigen auch die Stärke der Schul­medi­zin, hin­ter der ich nach wie vor ste­he: Kri­tik ist möglich und Fehlannah­men kön­nen kor­rigiert wer­den. Die Ursache dieser – wohl nicht beab­sichtigten – Täuschun­gen liegt u.a. in der Tat­sache begrün­det, dass man im Medi­zin­studi­um nie über die eigene Erken­nt­nis­the­o­rie reflek­tiert: was kann ich erken­nen, wo sind die Gren­zen dieser Erken­nt­nis­meth­o­d­en? Die Worte “Epis­te­molo­gie” und “Ontolo­gie” hören Medi­zin­stu­dentIn­nen in ihrem Studi­um nicht. Insofern wäre auch die soge­nan­nte Evi­denzbasierte Medi­zin ein poten­tieller Gegen­stands­bere­ich der Reli­gion­swis­senschaft und kön­nte in der Medi­zin zur Reflex­ion der eige­nen Wis­senschaft­s­the­o­rie anre­gen. Aber auch dies­bezüglich: wir haben viele andere aktuelle Forschungs­desider­ate im Über­lap­pungs­bere­ich von Reli­gion und Medi­zin.

Der Skep­tik­er James Ran­di demon­stri­ert “Psy­chic Surgery” in der The Tonight Show mit John­ny Car­son in den 1980ern. Youtube-Video der James-Ran­di-Foun­da­tion.

Link zum Video.

Kris Wagen­seil: Vor­ab will ich ein möglich­es Missver­ständ­nis aus­räu­men. Ufolo­gie, Freimau­r­er und Reichs­bürg­er lis­ten wir nicht, weil sie in irgen­dein­er Weise einen medi­zinis­chen Aspekt hät­ten, wohl aber haben sie einen weltan­schaulichen Aspekt. Es han­delt sich um mehrere Fälle, die wir als “son­stige Weltan­schau­un­gen” ver­buchen. Allerd­ings gibt es auch spir­ituelle Ele­mente bei der Freimau­r­erei, ger­ade in ihren “irreg­ulären” Vari­anten. Bei den Ufo-Gläu­bi­gen lis­ten wir nur solche, die beispiel­sweise so etwas verbindlich annehmen, wie dass Außerirdis­che längst unter uns leben (Exopoli­tik, Dis­clo­sure). Gewöhn­liche Beobach­tungsvere­ine nicht. Und bei den Reichs­bürg­ern ist zumin­d­est eine starke Über­schnei­dung mit der soge­nan­nten (Ger­man­is­chen) Neuen Medi­zin des kür­zlich ver­stor­be­nen Ryke Geerd Hamer vorhan­den. Das wäre dann auch ein Beispiel für eine wahrschein­lich sich­er schwierige “Alter­na­tive Medi­zin”, deren Szene von Anhängern auch nicht grund­los weniger trans­par­ent ist als andere. Zugle­ich ist sie unglaublich pop­ulär. Auch wenn viele Hamer oder Ger­man­is­che Neue Medi­zin nicht zuord­nen kön­nen, die “fünf biol­o­gis­chen Naturge­set­ze” sind sehr weit ver­bre­it­et.

Nehmen wir dann das Beispiel mit der Psy­chic Surgery. Der zuge­hörige Wikipedia-Artikel lis­tet als zweit­en Schw­er­punkt neben den Philip­pinen Brasilien. Und in der Tat kenne ich den “Dr. Fritz” aus dem Studi­um: Afroamerikanis­che Reli­gio­nen bei Prof. Flasche. Dieser Geist eines unbekan­nten deutschen Chirur­gen, der im Ersten Weltkrieg gestor­ben sein soll, hat sog­ar einen eige­nen Artikel im Online-Lexikon. Hinzukom­men Geis­theilungskonzepte, ver­mut­lich mul­ti­plen Ursprungs. Die Frage ist jet­zt, will man die Angele­gen­heit darstellen als eine vor­getäuschte medi­zinis­che Behand­lung (Video­ma­te­r­i­al ist reich­lich auf Youtube zu find­en), oder möchte man es als ein religiös­es Rit­u­al deuten. In dieser zweit­en Per­spek­tive müssen z.B. die Innereien, das falsche Blut usf. nicht als ver­rä­ter­ische Zeichen ein­er Betrugshand­lung gedeutet wer­den, son­dern kön­nen sym­bol­is­che Beiga­ben der Insze­nierung eines Mys­teri­ums sein (das auch nicht immer, siehe diese Videos, dieser Spezial­ef­fek­te zu bedür­fen scheint). Insofern ist es ja auch das span­nende juris­tis­che Gegen­stück zur Wirk­samkeits­frage, nach der Überzeu­gung zu fra­gen:

Voraus­set­zung für eine strafrechtliche Verurteilung ist immer, dass der Täter die objek­tiv­en Tatbe­standsmerk­male (z.B. Täuschung­shand­lung beim Betrug / Tötung beim Mord) vorn­immt. Jedoch hat jede strafrechtliche Norm auch sub­jek­tive Voraus­set­zun­gen. Der Täter muss das objek­tive Tatbe­standsmerk­mal mit Wis­sen und Wollen ver­wirk­lichen. Daraus fol­gt, dass eso­ter­ische Anbi­eter, die von dem Vor­liegen ihrer para­psy­chol­o­gis­chen Fähigkeit­en aus­ge­hen, keine Täuschung und damit auch keinen Betrug bege­hen wollen. Es wird nur in den Fällen zu ein­er Verurteilung kom­men, in denen nachgewiesen wird, dass der Anbi­eter wirk­lich täuschen wollte. (Clau­dia Kern: Wahrsagen und Recht, Sek­ten-Info Essen 1990er; aktueller: Bernd Hard­er: Recht grotesk: Die Kun­st, Eso­terik­er zu verk­la­gen, GWUP-Blog 2009; zitiert nach Eso­terik: Ein unge­wolltes Kind von Ref­or­ma­tion, Aufk­lärung und Kolo­nial­is­mus?)

Und wenn ich mal ver­gle­ichen darf. Die Psy­chic Surgery ist in gewiss­er Hin­sicht weniger abwegig als die Ger­man­is­che Neue Medi­zin. Geis­theilungskonzepte sind zwar nicht unbe­d­ingt so tra­di­tionell, wie sie sich darzustellen pfle­gen (Prana Ger­many, Quigong usf.), aber sie haben sich als Stan­dard weit ver­bre­it­et und unter­schiedlich­ste ide­ol­o­gis­che Rah­mungen ein­genom­men (Chris­t­ian Sci­ence, Fre­un­deskreis Bruno Grön­ing, Deek­sha / One­ness Med­i­ta­tion). Sie lassen sich gut in schaman­is­tis­che und wohl auch afroamerikanis­che Tra­di­tion­srah­men inte­gri­eren.

Dage­gen ist die Ger­man­is­che Neue Medi­zin eine Lehre, die nicht ohne Ver­schwörungsideen auskommt. Das “Ger­man­is­che” bezieht sich auf pagane Wurzeln, allerd­ings anders als das etwa für den Eldar­ing oder ähn­lich­es gilt. In Hamers dual­is­tis­ch­er Welt­sicht ste­hen christlich-jüdis­che Schul­medi­zin und ursprüngliche ger­man­is­che Medi­zin gegenüber. Im Grunde ist es eine voll­ständi­ge Inno­va­tion. Wed­er wird etwas aus früheren Neo­pa­gan­is­men wiederver­wen­det, noch war es mir in diesen Kreisen vor 15 Jahren begeg­net. Erst heute ist es ver­bre­it­et, und auch in nicht expliz­it paganen Kon­tex­ten. Es geht nicht um Pagan­is­mus als Reli­gion, es geht auss­chließlich um eine qua­si-medi­zinis­che Prinzip­i­en­lehre als ein eso­ter­isches Geheim­nis, das von bösen Kräften unter­drückt würde.

Doch auch wenn Hamers Lehre möglicher­weise damit “weniger authen­tisch” oder “stärk­er kreativ und psy­cho­dy­namisch anspruchsvoll” daste­ht, sich isolieren lässt oder Milieus voneinan­der abgrenzbar wer­den, diese bei­den Fälle unter­schei­den sich auch in anderen Aspek­ten von vielem, was Sie unter Kom­ple­men­tär- und Alter­na­tivmedi­zin lis­ten. Sie sind insofern “religiös­er”, als dass sie sich grund­sät­zlich­er der Evi­den­zfrage entziehen. Zwar kann ich prüfen, ob nach ein­er “Oper­a­tion” durch ein geis­theilen­des Medi­um der Tumor sich hat irgend­wie beein­druck­en lassen, aber bezüglich des Glauben­skonzepts des als Geist operieren­den Chirur­gen lässt sich gar keine Oper­a­tional­isierung per Exper­i­ment for­mulieren. Und wenn man dann noch zulässt, dass eine solche “Oper­a­tion” eben nicht bedeutet, dass unsicht­bare Geis­terklin­gen den Tumor her­auss­chnei­den und damit unmit­tel­bar dema­te­ri­al­isieren, es also irgend­wie indi­rekt oder allmäh­lich oder sym­bol­isch geschehe, was will man dann über­prüfen? Ähn­lich geht es bei den “fünf biol­o­gis­chen Naturge­set­zen” eher um eine Art Leben­se­in­stel­lung.

“Diese neue Medi­zin ist keines­falls eine weit­ere Alter­na­tive im Heer der Alter­na­tiv­en”, weiß der junge Mann in der “Doku­men­ta­tion” “Die 5 Biol­o­gis­chen Naturge­set­ze” (2009). Das Video stammt von “5BN”, welche sich auf ihrer Web­seite von der “Ger­man­is­chen Neuen Medi­zin”, “Ger­man­is­chen Heilkunde” “abgren­zen”: “Wir lehnen strikt die Weltan­schau­ung und ther­a­peutis­chen Mod­elle von Dr. Hamer ab. Diese Web­seite stellt alle Zusam­men­hänge streng nach den 5 biol­o­gis­chen Naturge­set­zen dar. Es gibt jedoch eine Vielzahl von fach­lichen und weltan­schaulichen Unter­schieden zu den Aus­sagen von Dr. Hamer. Dr. Hamer fomuliert unzwei­deutig, dass seine Ent­deck­ung und seine weltan­schaulichen Ansicht­en zusam­menge­hören. Wir dis­tanzieren uns weiträu­mig von sein­er Weltan­schau­ung. Wir hal­ten es außer­dem für Fehlaus­sagen und dis­tanzieren uns davon, dass alle Juden die ‘GNM’ prak­tizieren und somit eine Kreb­süber­leben­srate von 98% haben (es gibt nichts was dies beweist oder nahelegt, ganz im Gegen­teil, die Fak­ten sprechen abso­lut dage­gen), dass nahezu alle Onkolo­gen Juden sind und alle Nichtju­den durch Chemo und Mor­phi­um vorsät­zlich umge­bracht wer­den sollen, dass die “GNM” unter­drückt wird und ver­boten ist, […]”.

Gravieren­der als diese Sachen — diese Videos zu den Aktiv­itäten des Dr. Fritz hat­ten auch immer schon etwas Exo­tis­tis­ches — empfinde ich per­sön­lich die Rolle der Homöopathie. Natür­lich kann es auch hier keine ein­heitliche REMID-Hal­tung geben, aber ich per­sön­lich ver­mute, auch inspiri­ert durch die weni­gen Cochrane-Reviews dazu, dass in diesem Fall die Kri­tik der Akteure ein­er Evi­denzbasierten Medi­zin ein wenig stim­men kön­nte. Dem­nach würde sich eine “alter­na­tive Phar­malob­by” als Sprachrohr der Alter­na­tiv­en Medi­zin insze­nieren, obwohl aus­gerech­net diese selb­st eine solche sein kön­nte, die eigentlich nicht funk­tion­iert. Das wäre ziem­lich prob­lema­tisch. Wobei ich dabei sehr span­nend finde, dass es dieser wiederum mit ihren eige­nen Stu­di­en gelun­gen ist, die Idee der Evi­denzbasierten Medi­zin grund­sät­zlich infragezustellen. Chris­t­ian Wey­mayr hat­te 2013 in einem Jour­nal des Net­zw­erk für Evi­denzbasierte Medi­zin für Sci­entabil­ität argu­men­tiert. Da die Homöopathie es aus unbekan­nten Grün­den erre­icht, schein­bar valide Stu­di­en mit sig­nifikan­ten Ergeb­nis­sen zu pro­duzieren, müsse aus Grün­den der sicheren Unwis­senschaftlichkeit der dahin­ter­ste­hen­den The­o­rie davon aus­ge­gan­gen wer­den, dass nicht etwa Evi­denz nachgewiesen wurde, son­dern Gren­zen der Mess­barkeit vor­lä­gen (siehe z.B. die Kri­tik von Josef Mattes in ZEFQ — Zeitschrift für Evi­denz, Fort­bil­dung und Qual­ität im Gesund­heitswe­sen, Vol­ume 108 [2014], Issue 4, S. 229–232: “Inbeson­dere würde das Ver­let­zen des Prinzips der Gesamtev­i­denz [prin­ci­ple of total evi­dence] die Glaub­würdigkeit der Wis­senschaft unter­graben”).

Und um das mit den bei­den vorheri­gen Beispie­len zu verknüpfen: Die Homöopathie ist auch deswe­gen ausgenom­men beson­ders, insofern sie zu den­jeni­gen Lehren gehört, welche über­haupt eine solche Evi­den­züber­prü­fung ermöglichen, insofern Medika­mente hergestellt wer­den. Da allerd­ings die Wirkung nicht auf einen Wirk­stoff selb­st, son­dern auf seine “Infor­ma­tion” bezo­gen wird, ließe sich eben­so dafür argu­men­tieren, dass es sich nicht anders ver­halte als bei der “falschen” Oper­a­tion, sowohl als Erzäh­lung eines Betrugs als auch als Erzäh­lung ein­er religiösen Hand­lung (die jew­eils etwas Pro­fanes kopiert). Trotz­dem tendiert der homöopathis­che Arzt eher dazu, seine Medika­mente mit den “schul­medi­zinis­chen” Medika­menten messen zu lassen, während ich bei den Geis­theil­ern ver­mute, dass sie zumin­d­est in Brasilien die Innen­per­spek­tive eines religiösen Experten haben dürften, also nicht notwendig eine Ver­gle­ich­barkeit ihrer Oper­a­tio­nen mit ein­er herkömm­lichen Oper­a­tion durch einen Arzt annehmen müssen. Ich meine damit nicht, dass sie nicht glauben, dass es wirke, aber eben dass es eher magisch-qual­i­ta­tiv und nach­haltig wirke, weniger konkret und direkt. Bis eben hin zu dem von Hamer geforderten Ändern der Leben­se­in­stel­lung.

Sowieso müssten wir ver­suchen, andere Begriffe und Kat­e­gorien zu entwick­eln. Es wird metafach­lich nicht sin­nvoll sein, von “Alter­na­tiv­er Medi­zin” (oder “kom­ple­men­tär­er”) und “Schul­medi­zin” zu sprechen. Eher müssten wir erst­mal einen Schritt zurück­treten, die ver­schiede­nen Akteure der Diskurse betra­cht­en, für wen als unseren Forschungs­ge­gen­stand gehört etwas in die eine oder andere Kat­e­gorie. Dann lassen sich solche Prak­tiken, die sich in einzelne Stu­di­en auflösen lassen, z.B. Akupunk­tur bei Migräne, unab­hängig von ihrer the­o­retis­chen Ein­bet­tung, von solchen unter­schei­den, die offen­sichtlich eine Art Panacée, ein All­heilmit­tel, anbi­eten, das aber trotz­dem in zumin­d­est manchen Ver­wen­dungskon­tex­ten nicht wirkungs­los sein muss

So sin­nvoll es ist, dass inter­diszi­plinäre Aspek­te den Arztbe­such verbessern, also z.B. die Berück­sich­ti­gung der “Droge Arzt”, des qua­si-religiösen Pas­sagen­ri­tus eines Arztbe­such­es, Place­bos und Noce­bos, eine sin­nvolle Anwen­dung zer­ti­fiziert­er auch san­fter Medi­zin, eine Berück­sich­ti­gung von Erken­nt­nis­the­o­rie und Ontolo­gie oder über­haupt der sub­jek­tiv­en Patien­ten­seite, ich hoffe, dass da inter­diszi­plinär noch mehr gehen kön­nte. Dort, wo sich das radikale Über­schnei­den von Heil und Heilung in einem medi­zinis­chen wie in einem weltan­schaulichen Sinn über­schnei­det, kom­men Bedürfnisse und Inter­essen zum Aus­druck. Ger­ade in ein­er Diskus­sion von Gren­zfällen, was ist noch eine Weltan­schau­ung, tauchen viele solche Fälle auf. Mal geht es in Rich­tung Psy­chother­a­pie, mal in Rich­tung Päd­a­gogik, mal in Rich­tung soma­tis­che Medi­zin. Und zumin­d­est da würde ich Wey­mayr etwas zus­tim­men, diese Lehren müssen — irgend­wie — auch betra­chtet wer­den. Es kann nicht sein, dass die Evi­den­zdiskus­sion the­o­riev­erächtlich gar keinen Wert auf diesen Über­bau legt. Wey­mayrs Vorschlag ist da zwar autoritär und wenig diskur­siv, aber immer­hin berück­sichtigt er ein­mal diese gerne von einem Pla­giat kaum unter­schei­d­baren Kapi­tel “Vorar­beit­en” und “Ergeb­nis­diskus­sion” bei medi­zinis­chen Dok­torar­beit­en, die zusam­men mit dieser Homöopathie-Diskus­sion den Ein­druck erweck­en, die The­o­rie sei tat­säch­lich egal, es komme nur auf Prax­is und Wirkung an, deren behauptete Verbindung geprüft wer­den soll. Und weil dem so ist, will der Wey­mayr dem einen Regel vorschieben und erfind­et jet­zt eine Sci­entabil­ität. Und das hat wiederum die beflügelt, welche die Phar­ma-Indus­trie ver­schwörungsmythisch eng­fassen. Eine ver­gle­ichende Reli­gion­swis­senschaft muss damit umge­hen, dass sie min­destens oft auch eine ver­gle­ichende Medi­z­in­wis­senschaft wird. Nur wie kön­nte das ausse­hen?

Dr. Eric Strong, Clin­i­cal Assis­tant Pro­fes­sor an der Stan­ford Uni­ver­si­ty School of Med­i­cine macht einen Youtube Edu­ca­tion Chan­nel “Strong Med­i­cine”. Diese Ein­führung in Evi­denzbasierte Medi­zin ist von 2016.

Link zum Video.

Jür­gen Doll­mann: Um auf Ihr Argu­ment zu dem Phänomen Psy­chic Surgery einzuge­hen: Ich stimme Ihnen voll zu, dass wir als Reli­gion­swis­senschaft­lerIn­nen diese Vorgänge als Rit­u­al unter­suchen kön­nen und dabei gemäß unseren Gepflo­gen­heit­en nicht auf irgen­deinen „Wahrheits“aspekt einge­hen dürften. Dass aber ein Wis­senschaft­sjour­nal­ist zusam­men mit einem Zauberkün­stler die manip­u­la­tiv­en Tech­niken in ein­er pop­ulären Fernsehsendung aufzeigte und damit eine Öffentlichkeit aufk­lärte, ist legit­im und hat mich damals als Medi­zin­er, der auch Mit­glied im Magis­chen Zirkel ist, ganz ein­fach gefreut: Immer­hin „glaubte“ damals eine bre­ite Schicht von intellek­tuell nicht unter­be­lichteten Men­schen in Europa, dass da auf welche wun­der­same Weise auch immer „wirk­lich“ Tumoren ent­fer­nt wur­den. Deswe­gen halte ich den Begriff Psy­chic Surgery in diesem Zusam­men­hang auch für inadäquat. Das Phänomen wurde von den Heilungs­touris­ten eben nicht als religiös­es Rit­u­al oder als psy­chis­che Inter­ven­tion aufge­sucht und wahrgenom­men. Ganz abge­se­hen davon, dass das eine Menge Geld kostete, star­ben nach­weis­lich die Behan­del­ten teils kurz nach dem schein­baren Ein­griff, was ja auch aus dem Wikipedia-Artikel zu Psy­chic Surgery her­vorge­ht. Und wenn man diese Phänomene als Reli­gion­swis­senschaft­lerIn mit­tels teil­nehmender Beobach­tung und dichter Beschrei­bung vielle­icht von „back­stage“ unter­sucht und dabei entsprechende Manip­u­la­tio­nen reg­istri­ert hätte: Wie sollte man als kri­tis­ch­er Wis­senschaftler damit umge­hen, im Wis­sen um die poten­tiell tödlichen Fol­gen von Patien­ten, die kör­per­lich geheilt wer­den wollen? Ist es dann angemessen, das ganze als religiös­es Rit­u­al nicht-nor­ma­tiv zu beschreiben? Alle die hier ange­führten Argu­menten sprechen meines Eracht­ens dafür, dass das Phänomen der philip­pinis­chen Heil­er, wie sie in den 1970er Jahren in Europa wahrgenom­men wur­den, auf ein­er qual­i­ta­tiv ganz anderen Ebene liegt als das, was wir aktuell als Kom­ple­men­tär- und Alter­na­tivmedi­zin (CAM) beze­ich­nen.

Um auf die anderen noch ange­sproch­enen Kollek­tive zu kom­men: Wenn man als Reli­gion­swis­senschaftler die Ein­flüsse auf Gesund­heits- und Krankheit­san­schau­un­gen der ver­schieden­sten gesellschaftlichen Kollek­tive nicht nur von Seit­en deren Reli­gion und/oder Spir­i­tu­al­ität, son­dern ganz all­ge­mein ihrer jew­eili­gen Weltan­schau­un­gen (die sich wiederum mit Religion/Spiritualität über­schnei­den) unter­suchen wollte, kommt man natür­lich auch an Kapaz­itäts­gren­zen. Und dass die „ver­gle­ichende Reli­gion­swis­senschaft“, wie Sie es for­muliert haben, im Zusam­men­hang von R&M auch eine „ver­gle­ichende Medi­z­in­wis­senschaft“ sei, kann ich nachvol­lziehen, weist jedoch eben­so auf Gren­zen unseres Fach­es hin. Stel­lung­nah­men zur Frage evi­denzbasiert – ja oder nein – zum Beispiel im Bere­ich von CAM ver­lan­gen ja natur­wis­senschaftliche Stu­di­en, und selb­st die sind, wie ich schon angedeutet habe, inner­halb des Medi­z­in­be­triebes prob­lema­tisch und sich­er nicht Auf­gabe von Reli­gion­swis­senschaflterIn­nen. Diese kön­nen sich selb­stver­ständlich den­noch zur „Wirk­samkeit“ äußern, die dann allerd­ings auf ganz anderen Ebe­nen unter­sucht wer­den muss, allerd­ings im Einzelfall auch kri­tis­che Imp­lika­tio­nen mit sich brin­gen kann (siehe Psy­chic Surgery in den Philip­pinen).

Um nun konkret auf die möglichen Arbeits­felder einzuge­hen, kann ich ganz prag­ma­tisch auf den von Dorothea Lüd­deck­ens und Moni­ka Schrimpf vertrete­nen AK Reli­gion und Medi­zin der DVRW ver­weisen, der seit 2016 existiert. Aktuell fand ein Tre­f­fen unter der Leitung von Stephanie Griepen­trog an der Uni­ver­sität Greif­swald zum The­ma „Glob­ale Ver­flech­tun­gen von Heil- und Heilung­sprak­tiken. Ent- und Rekon­tex­tu­al­isierung“ statt. Das Forschungsin­ter­esse des AK ist auf der DVRW-Hom­page aus­for­muliert. Ich will hier nur ein paar Stich­worte her­aus­greifen: Reli­gion­s­ge­mein­schaften, die Heilung­sprak­tiken in den Mit­telpunkt ihrer Aktiv­itäten stellen, aber ganz all­ge­mein alle Diskurse im Span­nungs­feld zwis­chen Medizin/Psychologie und Reli­gion liegen im Inter­essen­bere­ich. Dabei sind sowohl tra­di­tionelle Heil­ver­fahren mit religiösen Tra­di­tio­nen im Fokus sowie deren Trans­for­ma­tio­nen, aber auch neue Heil­ver­fahren, die sich im Bere­ich der Kom­ple­men­tär- und Alter­na­tivmedi­zin neben der soge­nan­nten Bio­medi­zin posi­tion­ieren. Diese The­men liegen auch im Inter­essen­bere­ich von Nicht-Insid­ern: Dorothea Lüd­deck­ens hielt im Rah­men der Tagung einen öffentlichen Abend­vor­trag zum The­ma Ther­a­peutis­che Migranten. Asi­atis­che Heil­ver­fahren in Europa im Kon­text mod­ern­er Spir­i­tu­al­ität“, der auf großes Inter­esse stieß und eine leb­hafte Diskus­sion aus­löste. Per­sön­lich halte ich es für enorm wichtig, dass wir uns als Reli­gion­swis­senschaft­lerIn­nen neben dem uni­ver­sitären Bere­ich von Lehre und Forschung auch in der Öffentlichkeit mit rel­e­van­ten The­men präsen­tieren und die Arbeits­felder und Bedeu­tung unseres Fach­es für die Gesellschaft kom­mu­nizieren.

Die Grenz- und Über­schnei­dungs­bere­iche von CAM und Bio­medi­zin sind es, welche mich auf Grund mein­er Dop­pelaus­bil­dung per­sön­lich beschäfti­gen (wobei ich diese Abgren­zung nicht trennscharf, aber als heuris­tisch brauch­bare Entitäten betra­chte): Inner­halb der Reli­gion­swis­senschaft habe ich mich inten­siv­er mit Embod­i­ment­the­o­rien, der Philoso­phie des verkör­perten Geistes und auch der Ver­flech­tung dieser bei­den Ansätze mit der Kog­ni­tions- und Neu­rowis­senschaft beschäftigt. Dies eröffnete mir span­nende neue Per­spek­tiv­en auf den Bere­ich Medi­zin, den ich 35 Jahre als Internist – wenig­stens zum großen Teil – aus der „evi­denzbasierten“ Innen­per­spek­tive wahrnahm, obwohl ich die wis­senschaftliche Außen­per­spek­tive, soweit mir die Zeit blieb, dur­chaus ver­fol­gte. Direkt nach dem Medi­zin­studi­um und noch vor der internistis­chen Facharztweit­er­bil­dung machte ich zum Beispiel zwei Akupunk­turkurse aus rein­er Neugi­er. Auch mein eigenes, aktuelles Forschung­spro­jekt liegt jet­zt in diesem Gren­zge­bi­et: ich will das all­ge­mein auf der „säku­laren“ Ebene ange­siedelte Phänomen „Ganzheitsmedi­zin“ ein­fach ein­mal aus der reli­gion­swis­senschaftlichen Ebene ange­hen und die verkör­perte Wahrnehmung von CAM Ver­fahren unter­suchen. Auf die Ergeb­nisse bin ich selb­st ges­pan­nt.

Aus: Tra­di­tion­al Med­i­cine Grow­ing Needs and Poten­tial — WHO Pol­i­cy Per­spec­tives on Med­i­cines, No. 002, May 2002. Mit Quel­lenangabe “Eisen­berg DM et al, 1998; Fish­er P & Ward A, 1994; Health Cana­da, 2001; World Health Orga­ni­za­tion, 1998; and gov­ern­ment reports sub­mit­ted to WHO”. Unani ste­ht für eine Per­sisch-Ara­bis­che tra­di­tionelle Medi­zin.

Link: apps.who.int/medicinedocs/en/d/Js2293e/.

Kris Wagen­seil: Bevor ich auf den rel­a­tiv jun­gen Arbeit­skreis der DVRW zu Reli­gion und Medi­zin einge­he, möchte ich noch ein let­ztes Wort zu Psy­chic Surgery ver­lieren. Der Fall ver­an­schaulicht einiges. Ger­ade im inter­diszi­plinären Aus­tausch ist es wichtig, auch über den Reli­gions­be­griff zu sprechen. Und sicher­lich gilt das auch für den Medi­z­in­be­griff. Bei der Erwäh­nung “tödlich­er Fol­gen” geht es genau wie bei dem Geld-Argu­ment um eine moralis­che Dimen­sion. Das hat Par­al­le­len zu der Sek­ten­de­bat­te, wo es auch oft darum geht, diesen neuen religiösen Bewe­gun­gen ihre Reli­gion­shaftigkeit abzus­prechen oder einzuschränken. Allerd­ings han­delt es fast auss­chließlich um religiöse und moralis­che Urteile, wenig davon lässt sich empirisch genau über­prüfen. Und bei dem Geld-Argu­ment wird es vielle­icht am Augen­schein­lich­sten: Wie will man die Angemessen­heit des Preis­es ein­er meta­ph­ysis­chen Dien­stleis­tung beurteilen? Die dabei vol­l­zo­gene Wertschätzung ist notwendig ein religiös­es Urteil. Außer­dem wird beim Geld manch­mal mit zweier­lei Maß gemessen, ger­ade in Län­dern, wo solche Preise auf­grund von Kon­struk­tio­nen wie Kirchen­s­teuern usf. nicht unmit­tel­bar nachvol­lziehbar sind. Alles das zielt jeden­falls ab auf Wahrhaftigkeit, Authen­tiz­ität und solche Sachen, die sicher­lich jed­er Anhänger ein­er Reli­gion sein­er Reli­gion zuschreiben wird — und es ist sog­ar innerre­ligiös wichtig, sich von den “Schar­la­ta­nen” abzu­gren­zen, für die das ange­blich nicht gilt. Jeden­falls kann die Reli­gion­swis­senschaft diesem Diskurs nicht ein­fach fol­gen und diese religiösen, moralis­chen oder auch nur ästhetis­chen Urteile übernehmen. Im Grunde kann sie nicht mal mehr durchgängig den Unter­schied zwis­chen Reli­gion und Weltan­schau­ung durch­hal­ten, insofern diese philosophis­chen west­lichen Dual­is­men wie Tran­szen­denz — Imma­nenz u.a. unter manch­er postkolo­nialen Eurozen­tris­mus-Kri­tik unklar wer­den. Bzw. Religionswissenschaftler_innen wer­den diesen Weg unter­schiedlich weit gehen. Daher wer­den soge­nan­nte “Sek­ten” heute als “Neue religiöse Bewe­gun­gen” beschrieben und eher als Teil der religiösen Vielfalt begrif­f­en.

Das heißt aber nicht, dass es nicht auch ein Trick- oder Betrugs­geschehen oder ander­sherum “Entza­uberun­gen” geben würde. Während etwa bei der Grün­derin der Theosophis­chen Gesellschaft, Madame Blavatsky, deren Spezial­ef­fek­te bei ihren Kon­tak­ten mit “aufgestiege­nen Meis­tern” zwar nach der Ent­larvung als Prax­is ver­schwan­den, blieb die Theosophis­che Gesellschaft nicht nur beste­hen. Es gibt heute eine Vielzahl theosophis­ch­er Gesellschaften — teil­weise Abspal­tun­gen, teil­weise rekon­struk­tive Neubezüge auf diese Tra­di­tion. Eben­so scheint Psy­chic Surgery als Prax­is in Brasilien weit­er­hin zu existieren:

I know John does­n’t charge a fee for his “ser­vices,” but he pre­scribes herbs to every­body he sees (about 1,500–2,000 peo­ple a week) and his clin­ic sells the herbs. Accord­ing to Quinones, “the clin­ic does pull in some­thing like $400,000 a year from the sale of herbs.”(The Sceptic’s Dic­tio­nary: John of God)

John of God kann übri­gens gle­ich dreißig Dok­torengeis­ter chan­neln. Und so absurd sich das erst­mal anhört: Meta­physik lässt sich nicht beweisen. Daher kann auch ein gechan­nel­ter Arzt­geist nur schul­terzuck­end zur Ken­nt­nis genom­men wer­den. Frühere Reli­gion­swis­senschaftler wie Rudolf Otto hat­ten Reli­gion noch eher mit ein­er Art “Wirk­samkeit” verknüpft, es dann allerd­ings von einem eige­nen religiösen Empfind­en beim Nachvol­lzug von Reli­gio­nen aller Welt abhängig gemacht. Die ganze Fachgeschichte ist von solchen Wer­tun­gen durch­zo­gen. Insofern ist der Fachge­gen­stand “Reli­gion” selb­st wie in vie­len geis­teswis­senschaftlichen Fäch­ern in Ten­denz ent­gren­zt wor­den. Nur noch wenige beschäfti­gen sich mit dem “Wesen der Reli­gion” im Sin­gu­lar, anson­sten geht es eben mehr um das Drumherum: die Gläu­bi­gen, die Gemein­schaften, die Diskurse, die Über­liefer­un­gen. Und wenn eine ver­gle­ichende Medi­z­in­wis­senschaft par­al­lel gedacht würde, wäre sie erst ein­mal eine Art Geis­teswis­senschaft, die sich ver­mut­lich auch daher schon des Urteils der Evi­denz enthal­ten müsste. Sie würde alles reg­istri­eren und sam­meln und darüber hin­aus diese Forschun­gen anstellen, wie sie aktuell Religionswissenschaftler_innen betreiben, mit sozial­wis­senschaftlichen und philol­o­gis­chen Meth­o­d­en. Darauf auf­bauend wäre eine exper­i­mentelle Evi­den­zwis­senschaft denkbar. Aber eigentlich existiert das let­ztere ja auch schon, über Cochrane haben sie sog­ar Geld für Reviews, nur die Forschun­gen selb­st geschehen in vie­len Bere­ichen wohl noch recht zufäl­lig, weil das Finanzierungssys­tem durch Drittmit­tel hier struk­turell hin­der­lich sein dürfte. Demge­genüber wäre die ver­gle­ichende Medi­z­in­wis­senschaft eher eine Art Grund­la­gen­forschung. Wobei, vielle­icht wäre der Aus­druck ein­er ver­gle­ichen­den Heilungswis­senschaft auch pass­abler. Bzw. die genaue begrif­fliche Veror­tung der Diszi­plin kön­nte entschei­dend sein. Wie wür­den Sie Medi­zin definieren? Und das auch ger­ade in Hin­sicht auf die Dop­pelper­spek­tive ein­er auf Evi­den­zen angewiese­nen Innen­sicht und ein­er vielschichti­gen Befra­gung der­sel­ben durch z.B. geis­teswis­senschaftliche Impulse. Allein schon der Ein­bezug ein­er möglichen ver­gle­ichen­den Medi­z­in­wis­senschaft, welche die Evi­den­zfrage nicht stellt, würde den Begriff von Medi­zin, ihre Def­i­n­i­tion, bee­in­flussen. Bei “Embod­i­ment­the­o­rien, der Philoso­phie des verkör­perten Geistes und auch der Ver­flech­tung dieser bei­den Ansätze mit der Kog­ni­tions- und Neu­rowis­senschaft” muss ich nach­fra­gen, wobei ich mir unter der “verkör­perten Wahrnehmung von CAM-Ver­fahren” etwas vorstellen kann. Beziehen Sie gerne in Ihrer Antwort die Diskus­sion des Vor­trages auf dem AK-Tre­f­fen mit ein.

Aktuelle Büch­er zum The­ma “Aurachirurgie” zeigen, dass ver­gle­ich­bare Prax­en wie diejeni­gen auf den Philip­pinen oder in Brasilien weit­er­hin pop­ulär sind, wenn auch in ein­er gemäßigten und weniger bluti­gen Vari­ante. Es ist nicht bekan­nt, inwiefern diese “Aurachirur­gen” angeben, Krebs heilen zu kön­nen. Bei ein­er Demon­stra­tion auf ein­er Eso­terikmesse 2018 wurde “Herz­schmerz” bzw. “Liebeskum­mer” behan­delt.

Jür­gen Doll­mann: Ich darf an dieser Stelle – auch um Missver­ständ­nisse zu ver­hin­dern – klar stellen, dass ich mich nicht primär als Medi­zin­er ver­ste­he, ich „bin“ jet­zt viel mehr Reli­gion­swis­senschaftler, der eben 35 Jahre den Arzt­beruf von innen ken­nen­gel­ernt hat. Oft war ich schon im Beruf auf Dis­tanz zu schein­bar nicht in Frage zu stel­len­den Voraus­set­zun­gen. Das betraf nicht nur Insti­tu­tionelles, son­dern auch die Ver­flech­tung mit der Phar­main­dus­trie, die Infragestel­lung manch­er Stu­di­en­de­signs, die immer mas­siv­er gewor­dene Ori­en­tierung am Kosten-Nutzen-Denken (der Arzt wurde in der Ter­mi­nolo­gie von Gesund­heit­sex­perten zum „Anbi­eter“ und der Patient zum „Kun­den“), son­dern dur­chaus auch Grundle­gen­deres: die Ontolo­gie der Krankheit­en wird eben nach 6 Jahren Studi­um und weit­eren 6 Jahre Facharz­taus­bil­dung als Wahrheit sel­ten noch in Frage gestellt, die soziokul­turelle Kontin­genz auch von Diag­noseen­titäten wird nicht gelehrt im Studi­um, zumin­d­est in meinem Studi­um nicht. Und durch Gespräche mit Studieren­den aktuell habe ich auch nicht den Ein­druck, dass sich das geän­dert hat. Und wenn „der Medi­zin“ dann plöt­zlich ein Krankheits­bild begeg­net, das auch nach län­ger­er, wis­senschaftlich sauber­er Dif­fer­en­tial­diag­nos­tik nicht einzuord­nen ist, muss man einen neuen Krankheit­sna­men erfind­en, selb­stver­ständlich mit entsprechen­der 5‑stelliger ICD-Zif­fer, wie sie als Codierung auch in der ärztlichen Prax­is für alle Krankheit­en immer angegeben wer­den muss. Diese ICD-Zif­fer muss am Ende immer einen Buch­staben haben wie A (Auss­chluss) V (Ver­dacht) G (gesichert) oder vielle­icht R (für rechts) oder L (für links). Wenn man so einen Buch­staben bei irgen­dein­er Krankheit gegenüber der Kassenärztlichen Vere­ini­gung ver­gisst, tillt die Quar­talsabrech­nung und man bekommt kein Geld….. „Grip­paler Infekt“ ohne V, A oder G wird nicht akzep­tiert, aber „grip­paler Infekt“ R=„rechts“ oder L=„links“ ist kein Prob­lem, das muss ja nur der Algo­rith­mus ver­ste­hen, nur soviel zum The­ma Ratio­nal­ität in der Medi­zin. Zurück zur Fragestel­lung: Man muss hier sich­er unter­schei­den ein­er­seits zwis­chen „Medi­zin“ als „reine Natur­wis­senschaft“ unter Berück­sich­ti­gung ihrer Erken­nt­nis­the­o­rie und der damit erre­ich­baren Erfolge, aber auch ihrer Erken­nt­nis­gren­zen. Ander­er­seits deren Anwen­dung als „Heilkun­st“, und dieser Begriff taucht auch – zu Recht – immer wieder im Diskurs unter All­ge­meinärzten oder Internisten auf, welche in ein­er niederge­lasse­nen Prax­is arbeit­en. Dort ist die wis­senschaftlich zu fordernde Evi­denz aus Zeit- und Kapaz­itäts­gren­zen nur annäh­ernd zu erre­ichen und wenig­stens anzus­treben. Erfahrung und Intu­ition sind dann dur­chaus hoch respek­table Kri­te­rien zur Entschei­dungs­find­ung, die dann ggf. durch weit­ere appa­r­a­tive und labor­chemis­che Unter­suchun­gen plau­si­bil­isiert wer­den kann. Let­zten Endes, im Sinne des Pop­per­schen Kri­tis­chen Ratio­nal­is­mus, ist jede Diag­nose eine Arbeit­shy­pothese bis zu ein­er immer möglichen Fal­si­fizierung. Diese untrennbare Ver­flech­tung von Medi­zin als „Wis­senschaft“ und Medi­zin als „Heilkun­st“ hat unglaubliche Fortschritte erzielt, Leben gerettet und Leben­squal­ität gesteigert. Aktuell sind wir aber in ein­er aus­d­if­feren­zierten Gesellschaft auch beim „frag­men­tierten Patien­ten“ angekom­men, wom­it offenkundig die Sehn­sucht und der Trend zu ein­er „Ganzheit“ empirisch deut­lich zunimmt, siehe Hin­wen­dung zu Kom­ple­men­tär- und Alter­na­tivmedi­zinen, welche oft unter „ganzheitlich“ gela­belt wer­den. Aber auch die Hin­wen­dung zu asi­atisch inspiri­erten Kör­pertech­niken wie Yoga, Acht­samkeit etc., liegt in diesem Trend, wie auch das Boomen von sinns­tif­ten­den Diäten. All dies sind The­men, die im AK Reli­gion und Medi­zin zum Gegen­stands­bere­ich der Forschung gemacht wer­den.

Aber auch wenn ich nicht als Medi­zin­er son­dern als Reli­gion­swis­senschaftler denke, komme ich in manchen Bere­ichen ins Schleud­ern: Jede Wis­senschaft hat ihre Kat­e­gorien und Denkmuster, gewisse „first prin­ci­ples“. Die rein empirische Vorge­hensweise und die Nicht-Nor­ma­tiv­ität der Reli­gion­swis­senschaft wird selb­stver­ständlich als nicht hin­ter­frag­bar geset­zt, weit­er­hin die Ori­en­tierung am Post­struk­tu­ral­is­mus mit der damit ver­bun­de­nen Abgren­zung zur Hermeneu­tik. Aber es gibt meines Eracht­ens speziell in den Human­wis­senschaften immer die Grenzbere­iche, wo man um Wer­tun­gen oder vielle­icht auch Hermeneu­tik nicht herumkommt. Siehe Medi­zin: Gen­forschung, Gen­ma­nip­u­la­tion, Prä­na­tal­diag­nos­tik, Prob­leme um Trans­plan­ta­tion, oder die Prob­leme um Ster­be­hil­fe. Darf man Grund­la­gen­forschung vol­lkom­men unab­hängig von Wert­ede­bat­ten in alle nur denkbaren Rich­tun­gen durch­führen?

Und wir als Reli­gion­swis­senschaft­lerIn­nen wer­den manch­mal auch mit Prob­le­men der Gewalt, mit Krankheit, Ster­ben und Tod kon­fron­tiert. In den meis­ten Fällen dür­fen und müssen wir uns da jed­er Wer­tung enthal­ten, wenn wir zum Beispiel Quellen analysieren, quan­ti­ta­tive oder qual­i­ta­tive Stu­di­en durch­führen. Moralis­che Wer­tun­gen haben da keine Berech­ti­gung. Wenn wir aber unmit­tel­bar beteiligt sind und als teil­nehmende Beobachter direkt mit Lei­den, Ster­ben und Tod im Einzelfall kon­fron­tiert wer­den, kann die „dis­tanzierte Teil­habe“ vielle­icht doch per­vertieren. Ich will jet­zt nicht den Rand­bere­ich der philip­pinis­chen Heil­er in ihrer west­lichen Rezep­tion der 1960er und 1970er Jahre zum „run­ning gag“ unseres Blogge­sprächs machen, aber er kann exem­plar­isch ein Prob­lem beleucht­en: Fik­tives Beispiel vom Reli­gion­swis­senschaftler, der die ver­bor­gene Manip­u­la­tion eines schein­bar operieren­den Heil­ers doku­men­tiert und gle­ichzeit­ig weiß, dass der konkrete Patient von ein­er „echt­en“ Tumorent­fer­nung aus­ge­ht. Wie ver­hal­ten? Ich weiß keine Lösung. Vielle­icht ist es auch denkbar, ein­fach eine Analyse als Reli­gion­swis­senschaftler zu täti­gen und unab­hängig davon eine per­sön­liche Aus­sage im Gespräch dage­gen­zuset­zen. Man kann in anderen Fällen auch, wie kür­zlich auf Yggdrasill [ein­er Mail­ingliste für Reli­gion­swis­senschaft; Anm. Red.] disku­tiert, als unmen­schlich Erscheinen­des auf die All­ge­meinen Men­schen­rechte beziehen, ver­gle­ichend analysieren und wäre dann immer noch in einem wis­senschaftlichen Rah­men. Ich weiß, das stößt jet­zt bei manchen vielle­icht auf Kri­tik, aber ich würde in diesem Bere­ich ein­fach auch gerne offenere Diskus­sio­nen anre­gen, nicht nur im Insider­bere­ich von Yggdrasill.

Sie fra­gen nach meinem Forschungsin­ter­esse und dem Bezug zum AK Reli­gion und Medi­zin der DVRW: Dieser ist für mich natür­lich eine enorme Bere­icherung. Ich kon­nte aktuell mein Pro­jekt vorstellen, in dem ich „Ganzheitsmedi­zin“ als einen spir­ituellen Hor­i­zont betra­chte, da diese Ganzheit wis­senschaftlich nicht zu erre­ichen, allen­falls anzus­treben sein kann. In vie­len CAM-Ver­fahren wird diese Ganzheit jedoch in den Mit­telpunkt gestellt. Ich will unter­suchen, inwieweit das Erleben ein­er solchen Ganzheit mit dem gesamten mate­ri­alen Set­ting – den spir­i­tu­al forms nach Bir­git Mey­er – und der Perzep­tion dieses Set­tings durch den Leib (im Gegen­satz zum Kör­p­er) zu ver­ste­hen ist. Die The­o­rien von Embod­i­ment machen die sinnliche Wahrnehmung des Leibes zum Aus­gangspunkt der jew­eili­gen Wirk­lichkeit. Und da diese Perzep­tion vor jed­er intellek­tuellen Reflex­ion und vor jed­er Sub­jekt-Objekt-Tren­nung stat­tfind­en, kann der Leib als nicht-dual­is­tisch ange­se­hen wer­den, er befind­et sich in ein­er unau­flös­lichen sen­so­mo­torischen Wech­sel­wirkung zur „Welt“. Die Enak­tivisms-The­o­rien gehen noch darüber hin­aus und machen zum The­ma, dass die je spezielle „Welt“ in der sen­so­mo­torischen Wech­sel­wirkung ja erst kon­sti­tu­iert wird. In der Kog­ni­tions- und Neu­rowis­senschaft gibt es dies­bezüglich dann wieder span­nende Bezüge: Unsere Wahrnehmung ist in Net­zw­erken sehr viel kom­plex­er ver­flocht­en als früher angenom­men, nicht in unser­er Schädeldecke gefan­gen, son­dern im Kör­p­er aus­gedehnt und auch darüber hin­aus, was als „extend­ed mind“ beze­ich­net wird. Das ist jet­zt alles sehr plaka­tiv und ober­fläch­lich angeris­sen, aber es würde viel zu weit gehen, hier in die Tiefe zu gehen. Im AK Reli­gion und Medi­zin bekomme ich – neben dem Dok­toran­tenkol­lo­qui­um in Hei­del­berg bei mein­er Betreuerin Inken Prohl – weit­ere wertvolle Inputs, Lit­er­a­turideen, aber auch Hin­weise auf mögliche Prob­lem­felder. Und auch hier noch ein­mal: ich ste­he da nicht als Medi­zin­er, son­dern als Reli­gion­swis­senschaftler und habe somit ein­fach erfahrene Reli­gion­swis­senschaft­lerin­nen zum Gegenüber, die seit Jahren in diesem Grenzbere­ich forschen. Für die wertvollen Anre­gun­gen aus diesem Kreis bin selb­stver­ständlich dankbar.

“Knowl­edge, atti­tude, and prac­tices toward ayurvedic med­i­cine use among allo­path­ic res­i­dent doc­tors: A cross-sec­tion­al study at a ter­tiary care hos­pi­tal in India” von Suchi­ta R Gawde, Yashashri C Shet­ty und Dat­ta­tray B Pawar, in: Per­spec­tives in Clin­i­cal Research, Vol. 4 (2013), Issue 3, S. 175–180, Table 1: Com­mon ail­ments for which Ayurvedic med­i­cines used along with mod­ern med­i­cines by allo­path­ic doc­tors.

Link: Artikel.

Kris Wagen­seil: Die Debat­te auf der reli­gion­swis­senschaftlichen Mail­ingliste lässt sich hier jet­zt kaum anreißen, aber ich denke, dass das ein Schein-Prob­lem ist. Die ursprüngliche Kri­tik an Wer­tun­gen bet­rifft z.B. die ver­wen­dete Fachter­mi­nolo­gie: Inkludieren bes­timmte Begriffe moralis­che oder religiöse Urteile? Es geht also gar nicht darum, dass man keine moralis­chen Urteile fällen dürfe. Dabei macht es eben zudem einen Unter­schied, ob ich dieses Urteil als ein per­sön­lich­es markiere, ob ich es — das wäre dur­chaus wis­senschaftlich — mit Men­schen­recht­en oder anderen Dekla­ra­tio­nen in ein Ver­hält­nis set­ze oder z.B. Diskri­m­inierungs­forschung betreibe, oder eben ob ich ein solch­es Urteil lediglich als ein Resul­tat der Forschung darstelle und ihm damit einen Anschein von Objek­tiv­ität zus­preche, der so nicht gegeben ist. Und sicher­lich gibt es auch die Frage der Moral während der Forschung, nicht nur in Fällen, in denen sich die/der fik­tive Religionswissenschaftler/in poten­ziell straf­bar macht. Also im Grunde ist so eine Forschung nicht durch­führbar. Moralisch müsste sie/er inter­ve­nieren und damit die Feld­forschung been­den, für ein Resul­tat müsste sie/er das Elend ignori­eren. Aber das ändert nichts daran, dass es als ein religiös­es Phänomen beschreib­bar bleibt, als ein möglich­er Forschungs­ge­gen­stand der Reli­gion­swis­senschaft, unab­hängig davon wie das eigene medi­zinis­che und ethis­che Urteil aus­fällt.

Es soll hier im übri­gen dur­chaus ein Meth­o­d­en­plu­ral­is­mus akzep­tiert sein, auch wenn es stimmt, dass ich post­struk­tu­ral­is­tis­chen Posi­tio­nen nah­este­he. Allerd­ings am Rande möchte ich dazu sagen, dass es sicher­lich eine Anti-Hermeneu­tik gab und eben die Kri­tik an z.B. Gadamer usf. wichtig war für diese Posi­tio­nen, trotz­dem möchte ich als übri­gens auch Lit­er­atur­wis­senschaftler darauf ver­weisen, dass kaum etwas, das sozusagen krass­er ist als Fou­caults Diskur­s­analyse und manch­es aus den Gen­der und Post­colo­nial Stud­ies bere­its stärk­eren Ein­gang in die Reli­gion­swis­senschaft gefun­den hat. Die ange­sproch­ene Sprachkri­tik oben und die Idee des Nicht-Urteilens sind eher eine Art beson­dere Wittgen­stein-Rezep­tion, also lediglich mod­ernistis­che philosophis­che Sprachkri­tik. Post­mod­ern ist z.B. das Behar­ren “Reli­gion” nicht als Begriff definieren zu wollen, die Idee von soge­nan­nten “leeren Sig­nifikan­ten” oder die “Erfind­ung” des Bud­dhis­mus durch west­liche Autoren um 1800.
Wiederum typ­isch mod­ern ist aber das Gegenüber von damals den­jeni­gen, welche “religiöse Phänomene” Natur­wis­senschaftlern gle­ich unter­suchen woll­ten, und den­jeni­gen, welche eher philol­o­gisch his­torisch-kri­tisch und glob­al ver­gle­ichend z.B. her­ausstell­ten, wie zuvor Begriffe ander­er Sprachen mit europäis­chen Begrif­f­en wie “Reli­gion” über­set­zt wor­den waren — also ger­ade die Ein­heitlichkeit dieser durch Über­set­zung einan­der angenäherten religiösen Phänomene als etwas Objek­tives in Zweifel stell­ten. Nun ist es aber so, dass ein fik­tiv­er Medi­zin­er ver­mut­lich eher mit medi­zinis­chen Phänome­nen rech­net, da eben der Leib und Kör­p­er unmit­tel­bar und empirisch nach­weis­bar betrof­fen sind. Teild­iszi­plinen wie Anatomie, Mor­pholo­gie usf. kön­nen sin­nvoll mit Mod­ellen uni­verseller Kör­p­er und uni­versellen Abwe­ichun­gen beson­der­er Kör­p­er arbeit­en. Und ähn­lich gin­gen manche Reli­gion­swis­senschaftler mit dem Begriff “Seele” um. Das oben bere­its erwäh­nte Stich­wort lautet:

Seele. Phänomenolog_innen wie Johann Figl in seinem Buch „Der Begriff der Seele in der Reli­gion­swis­senschaft“ (2002) kon­stru­ieren eine uni­verselle See­len­lehre:
„Die Leben­säußerun­gen des Men­schen beruhen nach Mei­n­ung viel­er Eth­nien vielfach auf der Wirk­samkeit eines beleben­den Prinzips, ein­er „Vitalseele“. Sie kann mit dem Hauch iden­ti­fiziert (Hauch­seele oder Atem) oder eng mit dem Kör­p­er ver­bun­den gedacht wer­den, lokalisiert im Herzen, in der Leber, im Blut, den Knochen oder den ganzen Leib durch­drin­gend (Kör­perseele). So kommt es zur Annahme von soge­nan­nten „Organ- oder Funk­tion­ssee­len“, indem ver­schiede­nen Kör­perteilen, vor allem sen­si­tiv­en, ein vitales Prinzip zugeschrieben wird. Die Lebensseele in ver­schiede­nen Spielarten kann nach dem Tode mit dem Kör­p­er verge­hen, aber auch in irgen­dein­er Form weit­er existieren. Eben­so kann sie zu Lebzeit­en den Kör­p­er kurzfristig ver­lassen, wodurch der Men­sch krank wird. So beste­hen Rit­uale, die die aus dem Leib entwich­ene Lebensseele zurück­brin­gen sollen. Als Zen­trum des Denkens, Wol­lens und der Gefüh­le, als Kern der Per­sön­lichkeit, kann eine „Egoseele“ ange­se­hen wer­den. […] Als ihr Sitz wird häu­fig der Kopf oder das Herz gedacht. Sie repräsen­tiert die Per­sön­lichkeit im Wach­be­wußt­sein und wird nach dem Tode meist weit­erex­istierend aufge­faßt. Eine Wesen­heit beson­der­er Art wurde von Ernst Arb­man und sein­er Schule als „Freiseele“ beze­ich­net, die Hasen­fratz „Exkur­sion­sseele“ nen­nt; sie tritt bei para­nor­malen Zustän­den des Men­schen in Aktion: Sie hat näm­lich die Eigen­tüm­lichkeit, nur lose am Kör­p­er zu haften oder gar außer­halb des­sel­ben zu existieren, kann sich also von der Leibge­bun­den­heit weit­ge­hend freimachen und hat sehr mobilen Charak­ter. Dieser „See­len­typ“ gilt manch­mal als Art Kopie oder Spiegel­bild des leben­den Men­schen (daher spricht man auch von Bild­seele); er kann sich aber eben­so im Schat­ten man­i­festieren, daher leit­et sich die Beze­ich­nung „Schat­tenseele“ ab“ (Ebd., S. 54).
Der Autor extrahiert die „Mei­n­ung viel­er Eth­nien“ aus einem Sam­mel­suri­um an Quellen und erschafft damit ein Arte­fakt, denn das Gemein­same – irgendw­er nen­nt irgend­was „Seele“ – taucht jew­eils nur in der „Abschrift“ (des Mis­sion­ars, Reisenden, Wis­senschaftlers) auf. Dabei bleibt schon in Hin­blick auf eine bes­timmte Reli­gion­skul­tur die neue Ein­heit – es han­delt sich ins­ge­samt um „See­len“ – nur aus der Per­spek­tive eines Konzepts des Indi­vidu­ums und des zarathus­trisch-jüdisch-gnos­tisch-christlich-pla­tonis­chen Konzepts ein­er unsterblichen Seele sin­nvoll. Die etwa im Falle Altä­gyptens gut belegte Aus­d­if­feren­zierung von Ba, Ka, Ach, Ren, Ib, Chet und Schut […zeigt — im Orig­i­nal mit Hil­fe ein­er Abbil­dung — …], dass diese Begriffe in ihrem his­torischen Kon­text nicht als diejenige See­len­qual­itäten­lehre gedacht waren, als die sie heute rezip­iert wer­den im Kon­text alter­na­tiv­er Spir­i­tu­al­ität, z.B. im paganen oder her­metis­chen Feld – oder noch mehr prag­ma­tisch-uni­versell verkürzt im (Neo-)Schamanismus […:] „bA“ („See­lenkraft als Teil der Per­sön­lichkeit“) [,…] „kA“ („Leben­skraft“) [,…] „Ax“ („Würde als Geist, Geis­ter­ma­cht“ bzw. „Ach-Geist; Verk­lärter (seliger Tot­er)“ bzw. „Gespenst“), „rn“ („Name“), „jb“ („Herz; Ver­stand; Charak­ter; Wun­sch“), „X.t“ („Leib; Bauch; Art; Weise“) und „Sw.t“ („Schat­ten“).

Ger­ade der Begriff “Schat­tenseele” ist sehr pop­ulär. Wikipedia bietet einen eige­nen Artikel zu “Schat­ten (Mytholo­gie)”. Die Büch­er von Han­na Marten (“Schat­tenseele ver­fol­gt”, 2016), Katrin Schnier (“Schat­tenseele”, 2011) und Olga A. Krouk (“Schat­tensee­len”, 2009) aus dem Fan­ta­sy-Genre ste­hen neben ein­er Karte aus dem Rol­len­spiel “Descent: Die Reise ins Dunkel” (2006).

Auch wenn es sich­er möglich ist, auf Figl eine See­len­heilkunde aufzubauen, es bleibt eine von vie­len ihres­gle­ichen, die ger­ade dadurch ihr Ziel ver­fehlen, näm­lich eine repro­duzier­bare einzige uni­verselle See­len­lehre. Jet­zt ist es also die Her­aus­forderung trotz dieser unter­schiedlichen Voraus­set­zun­gen bezüglich der Gegen­stände und der ihnen zuträglichen Meth­o­d­en den­noch inter­diszi­plinär zusam­men­zufind­en. Auch die kog­ni­tion­swis­senschaftlichen Ansätze ver­suchen ja ger­ade hier eine Brücke zu bilden. Und zumeist wird die von mir vorgestellte Kri­tik ja auch nicht der­ar­tig weit durchge­hal­ten. Der Titel des genan­nten Arbeit­skreis-Tre­f­fens ist insofern offen für alle Per­spek­tiv­en und lässt es eben auch zu, eine Heil- oder Heilung­sprax­is unab­hängig von ihrem Kon­text “an sich” zu denken, insofern eine Entkon­tex­tu­al­isierung beschrieben wer­den kann. Den­noch kann diese Ent­tex­tu­al­isierung dop­pelt gele­sen wer­den, ein­er­seits als ein sprach­lich-nar­ra­tives Geschehen, das einen Kon­text abbaut, abschleift oder verkürzt und dabei möglicher­weise einem anderen Kon­text anpasst, ander­er­seits aber eben auch als die Geschichte eines objek­tiv­en Phänomens, das unter­schiedliche Kon­tex­tu­al­isierun­gen erfährt. Das wird außer­dem dadurch begün­stigt, dass von “Heil- und Heilung­sprak­tiken” gesprochen wird.

Trotz­dem führt let­ztlich kein Weg daran vor­bei, dass nicht doch eben ein Inter­esse beste­ht, z.B. die glob­ale Vielfalt an See­len­lehren auf das mod­erne Konzept eines “extend­ed mind” zu beziehen. Und dabei mehr auszusagen als “Auch schon die Ägypter haben gewusst, dass…”. Konzepte von Ganzheit oder Ganzheitlichkeit dürften sich leichter objek­tivieren lassen?

Jür­gen Doll­mann: Ihren Aus­führun­gen zu dem Prob­lem des Urteilens und der Moral stimme ich zu, Ihr Hin­weis auf den Abbruch ein­er reli­gion­swis­senschaftlichen Feld­forschung bei Inter­feren­zen mit Gefährdung für Leib oder Leben eines Akteurs hat mich sog­ar über­rascht, ist jedoch in meinen Augen kon­se­quent. Wir hat­ten in dem genan­nten Beispiel nun eine Gemen­ge­lage von reli­gion­swis­senschaftlichen Aspek­ten, medi­zinis­chen Aspek­ten und dem Prob­lem von Nor­ma­tiv­ität und Moral vor­liegen. Das führte uns dann kurz zum The­ma Hermeneu­tik ver­sus Post­struk­tu­ral­is­mus. Sie the­ma­tisieren die Rezep­tion des Post­struk­tu­ral­is­mus in der Reli­gion­swis­senschaft beispiel­haft am Prob­lem um die Def­i­n­i­tion von „Reli­gion“ und erwäh­nen den „leeren Sig­nifikan­ten“. Wir bewe­gen uns jet­zt zwar von unserem Plot Reli­gion und Medi­zin etwas weg, aber da muss ich als ein Hei­del­berg­er „Gewächs“ natür­lich eine kurze Bemerkung machen: Sie beziehen sich sich­er auf Michael Bergun­ders bemerkenswerten Auf­satz „Was ist Reli­gion“ [PDF] von 2011 in der Zeitschrift für Reli­gion­swis­senschaft. Bergun­der lehrt ja in Hei­del­berg in der The­olo­gie und in der Reli­gion­swis­senschaft, mit dem Artikel wird jeder/jede Bach­e­lorstudierende früher oder etwas später kon­fron­tiert, sollte ihn nicht nur gele­sen, son­dern auch ver­standen haben (was für ein Erstse­mes­ter sich­er nicht ganz leicht ist…). Wir pfle­gen also in Hei­del­berg dur­chaus nicht nur Fou­cault, son­dern – siehe Text Bergun­der – auch Der­ri­da, Laclau oder But­ler. Durch die zusät­zlich starke Fokussierung auf die Akteursper­spek­tive und Ori­en­tierung an Reli­gion­sais­thetik und Mate­r­i­al Reli­gion in Hei­del­berg wird hier jedoch eine „Zwei­gleisigkeit“ gelehrt, die im Einzelfall auch – fast bin ich geneigt zu sagen „post-post­struk­tu­ral­is­tisch“ – mit grif­fi­gen Heuris­tiken keine Prob­leme hat. (Wobei eine Arbeits­de­f­i­n­i­tion von z. B. „Reli­gion“ dur­chaus im Sinne von Ernesto Laclau als – nicht sta­bil­er – „Knoten­punkt“ in ein­er speziellen diskur­siv­en For­ma­tion the­o­retisch legit­imiert wer­den kann).

Mit Ihrer Anal­o­gisierung des natur­wis­senschaftlichen Blicks von Medi­zin­ern auf den Kör­p­er mit dem schein­bar qua­si-wis­senschaftlichen Vorge­hen von Reli­gion­sphänom­e­nolo­gen, das Sie am Beispiel von Figls See­lenkonzept exem­pli­fizieren, bin ich natür­lich nicht ein­ver­standen. Die Natur­wis­senschaft fol­gt dem deduk­tiv-nomol­o­gis­chen Mod­ell und ver­sucht zu erk­lären, van der Leeuw als Begrün­der ein­er qua­si-wis­senschaftlichen Reli­gion­sphänom­e­nolo­gie ging es expliz­it um das „Ver­ste­hen“ und die Ein­beziehung der Phänomene ins eigene Leben des Wis­senschaftlers, und das ist kul­tur­wis­senschaftlich ver­ständlicher­weise obso­let. Wir sind jet­zt aber immer­hin wieder näher an unserem The­ma Reli­gion und Medi­zin, da doch viele CAM-Ver­fahren ihre Ganzheitlichkeit über die Ein­beziehung von „Kör­p­er, Geist und Seele“ legit­imieren. Mit dem Begriff der „Seele“ wür­den wir jet­zt aber ein großes Fass auf­machen. Empirisch kön­nen wir wed­er medi­zinisch noch reli­gion­swis­senschaftlich dazu Stel­lung nehmen, kön­nten uns jedoch bei Pla­ton begin­nend langsam auf Fou­cault zube­we­gen. Dieser verbindet die mod­er­nen See­len­zustände in „Überwachung und Strafen“ eher mit Psy­che, Per­sön­lichkeit, Bewusst­sein oder Gewis­sen. Und wo Pla­ton den Kör­p­er als Gefäng­nis der Seele beze­ich­net, dreht Fou­cault das um: kör­per­lich­es Begehren wird durch die Kon­trolle des Gewis­sens oder durch ein kon­trol­liertes Bewusst­sein (oder das Unbe­wusste) in Schranken ver­wiesen. Diese mod­erne Seele übt somit Macht über den Kör­p­er aus, die Seele wird bei Fou­cault zum Gefäng­nis des Kör­pers. Und die aktuelle Beto­nung des Kör­pers kann kul­tur­wis­senschaftlich unter dem Aspekt eines Befreiungsver­such­es zum Unter­suchungs­ge­gen­stand wer­den.

Der Begriff des “extend­ed mind” wurde los­gelöst von sein­er kog­ni­tion­swis­senschaftlichen Abkun­ft auch in der Eso­terik­szene rezip­iert, allerd­ings in einem ger­ade nicht von der Kog­ni­tion des Men­schen aus­ge­hen­den Mod­ell, son­dern eben weitaus essen­zial­is­tis­ch­er: Rupert Shel­drake ist bekan­nt als Autor über The­o­rien von “mor­pho­genetis­chen Feldern” — und außer­dem geht es gle­ich um Telepathie.

Ich will jet­zt auf Ihre let­zte Frage und die schon ange­sproch­ene Per­spek­tiv­en von Kog­ni­tions- und Neu­rowis­senschaft einge­hen: Es geht dabei in kein­er Weise darum, die Vielfalt von See­len­lehren auf ein mod­ernes Konzept zu beziehen. Die von Andy Clark for­mulierte extend­ed mind hypoth­e­sis bezieht sich – um grif­fige Beispiele zu nen­nen – darauf, dass wir Teile unser­er Kog­ni­tion nach außen ver­legen kön­nen, siehe Ihr Adress­buch im Smart­phone. John Sut­ton redet von Exo­gram­men im Gegen­satz zu Engram­men. Die men­schliche Intel­li­genz ste­ht in ein­er Inter­ak­tion von Gehirn und Arte­fak­ten, dadurch kommt es zu ein­er kog­ni­tiv­en Ent­las­tung. Diese Aus­lagerung geht viel weit­er: Erin­nerungskul­tur durch Architek­tur oder Jahrestage, die kog­ni­tive Inter­ak­tion von Zweier­beziehun­gen (der eine Part­ner hat eher das Namensgedächt­nis, der andere erin­nert sich eher an Orte und Dat­en, das dyadis­che Sys­tem kann adap­tiert­er agieren), Exo­gramme und Engramme ergänzen sich. Darüber hin­aus gehend: ein Geruch von außen löst eine Kind­heit­serin­nerung aus, Geruch und Emo­tion sind im neu­ronalen Net­zw­erk eng ver­bun­den. Die genan­nte Erin­nerung wäre aktiv vielle­icht nicht aufruf­bar gewe­sen, entspricht einem „impliziten Gedächt­nis“ i.G. zum „expliziten Gedächt­nis“, das jed­erzeit abgerufen wer­den kann. Und das implizite Gedächt­nis ist eng mit dem ver­bun­den, was man Kör­pergedächt­nis nen­nt: Jed­er Pianist ken­nt das, dass der Kon­takt der Fin­ger zur Tas­tatur bei der auswendig gel­ern­ten Beethoven­sonate notwendig ist. Erst das kom­plexe Zusam­men­wirken von Berührungsrezep­toren mit der Tas­tatur, Pro­pri­ozep­toren (welche die Stel­lung der Arme und Fin­ger im Raum weit­er­leit­en) und zum Teil explizitem Mem­o­ri­eren von gewis­sen Par­tien der Nota­tion macht den Vor­trag möglich. Und der Pianist empfind­et keine Tren­nung von Kör­p­er, Instru­ment, Klang und Raum, das ist ein Ganzes. Und klar: das lässt sich exper­i­mentell unter­suchen und eröffnet auch neue Per­spek­tiv­en für die Reli­gion­swis­senschaft, unter anderem speziell im Bere­ich Religion/Spiritualität und Medi­zin.

Kris Wagen­seil: In der Tat wäre diese Mix­tur aus reli­gion­sphänom­e­nol­o­gisch verkürzten See­lenkonzepten aus aller Welt mit ein­er Brise mod­ernem Vok­ab­u­lar (“extend­ed mind hypoth­e­sis”) mit einem natur­wis­senschaftlichen Klang selb­st nur das Pro­duzieren ein­er neuen eso­ter­ischen Lehre. Und wie bei Her­rn Figl unaus­ge­sprochen im Raum ste­ht, diese Vielfalt der See­len beweise let­ztlich, was voraus­ge­set­zt wurde, näm­lich dass alle möglichen Kul­turen so etwas wie eine (oder mehrere) See­len ken­nen, so hat auch die Idee impliziter Gedächt­n­is­for­men einen Bezug zum alten Stre­it über den Leib-Seele-Dual­is­mus. Let­zteres ließe sich daran fest­machen, dass hier etwas “erk­lärt” wer­den soll, das bis­lang gerne auf übersinnliche Weise erk­lärt wor­den war. Da ich selb­st Klavier spiele, kenne ich das Gefühl, dass sich ein Stück selb­st spielt. Und ich mache unwillkür­lich Ver­gle­iche dieses Gefühls mit dem ver­muteten Gefühl eines Rit­u­algeschehens, das sich ähn­lich selb­st durchzuführen scheint. Gibt es hier bere­its gesicherte Erken­nt­nisse?

Jür­gen Doll­mann: Von „sich selb­st durch­führen­den Rit­ualen“ würde ich nicht sprechen, aber Sie meinen es wohl auch nicht so exk­lu­siv. Auch bei der auswendig vor­ge­tra­ge­nen Beethoven­sonate läuft diese ja nicht automa­tisiert – von selb­st – ab, son­dern die Akustik des Raumes ist eine andere wie beim Vor­trag im let­zten Konz­ert­saal, und diese kann das gewählte Tem­po bee­in­flussen. Die Pub­likum­sreak­tio­nen sind anders, und die aktuellen Ver­dau­ung­sprob­leme des Kün­stlers kön­nen einen entschei­den­den Ein­fluss auf die musikalis­che Expres­sion haben….. Auch bei Rit­ualen spielt nicht nur die „Agency“ des einzel­nen Akteurs son­dern auch die des Rit­u­al­spezial­is­ten eine Rolle, weit­er­hin die Agency von „Agen­ten“, worunter auch Arte­fak­te fall­en. Let­ztlich hat dann natür­lich auch das gesamte Net­zw­erk des Rit­u­als eine Agency. Damit lan­den wir aber wieder bei dem, was man als „verteilte Kog­ni­tion“ beze­ich­nen kann und was mit dem The­ma „extend­ed mind“ schon ange­sprochen wurde. Im soge­nan­nten „4‑E-Ansatz“ wird zusam­menge­fasst, dass unser Bewusst­sein nicht nur als embod­ied (verkör­pert), son­dern auch extend­ed (über den Kör­p­er aus­gedehnt), embed­ded (in der Umwelt inte­gri­ert) und enac­tive (die Umwelt auch umgestal­tend) ver­standen wird. Und das, was dann im Rit­u­al kog­ni­tiv, verkör­pert, zwis­chen­leib­lich, materiell bzw. auch mate­ri­alsemi­o­tisch vor sich geht, ist notwendi­ger­weise eine Ver­flech­tung all dieser Akteure und Ele­mente, die ihrer­seits wiederum in einem his­torischen und soziokul­turellen Net­zw­erk verortet sind. Also müsste man Einze­laspek­te her­aus­greifen, die unter­sucht wur­den und dann fra­gen, inwieweit sie zu einem Erken­nt­nis­gewinn beige­tra­gen haben.

Mit „gesicherten“ Erken­nt­nis­sen bin ich immer zurück­hal­tend (dazu habe ich schon in mein­er früheren beru­flichen Tätigkeit manche „gesicherten Erken­nt­nisse“ in Bedeu­tungslosigkeit abstürzen sehen). Aber den­noch: in der Kog­ni­tions­forschung, die immer mehr auch die Verkör­pe­rungsaspek­te unter­sucht, gibt es dur­chaus für Kul­tur­wis­senschaftler wichtige Erken­nt­nisse. Um auf das Beispiel des Pianis­ten einzuge­hen spricht Max­ine Sheets-John­stone vom „kinäs­thetis­chen Gedächt­nis“: Ein Tänz­er hat zum Beispiel auch nicht die gesamte Chore­o­gra­phie mit allen Bewe­gungs­de­tails kog­ni­tiv abge­spe­ichert, die jew­eilige Stel­lung des Kör­pers und der Kör­perteile im Raum sind impliz­it auch im Kör­pergedächt­nis ver­ankert. Und dass der Kör­p­er – und eben nicht nur das Gehirn – dazu kon­sti­tu­tiv ist, kann man an bes­timmten neu­rol­o­gis­chen Krankheit­en empirisch studieren: Wenn nur die Pro­pri­ozep­toren, welche die Stel­lung der Kör­perteile im Raum sig­nal­isieren, nicht mehr kor­rekt arbeit­en, ist selb­st das ein­fache Ger­adeaus­ge­hen kaum mehr möglich, obwohl intellek­tuell und motorisch kein­er­lei Beein­träch­ti­gun­gen vor­liegen. Eine andere Erken­nt­nis, welche für Reli­gion­swis­senschaftler viel span­nen­der sein dürfte: Optis­che Ein­drücke gehen zwar von der Net­zhaut an die Sehrinde, wo zunächst Kon­turen und Kon­traste erkan­nt wer­den. Dann laufen neu­ronale Flüsse weit­er zu Zen­tren außer­halb der Sehrinde, wo zum Beispiel die Stel­lung im Raum oder die Bewe­gung reg­istri­ert wird. Span­nend ist aber, dass nur 5% der Infor­ma­tions­flüsse in diese Rich­tung laufen, 95 % aber von diesen Zen­tren zurück an die Sehrinde. Das heißt: Es erfol­gt ein von uns selb­st nicht nachvol­lziehbar­er Abgle­ich mit früheren Ein­drück­en oder Erleb­nis­sen, und was wir zu sehen gemeint haben, ist zu einem großen Teil ein­fach illu­sionär. Na ja: ich schaue mir den­noch mit Vergnü­gen und auch anschließend empirisch zu erfassen­dem gus­ta­torischem Genuss die Speisekarte in meinem ital­ienis­chen Restau­rant an! Inwieweit diese Erken­nt­nisse also in welchen Sit­u­a­tio­nen eine mehr oder weniger wichtige Rolle spie­len, ist sich­er noch zu klären. Aber ich weiß, dass genau das genan­nte optis­che Beispiel in der polizeilichen Zeu­gen­be­fra­gung teil­weise schon berück­sichtigt wird und insofern dur­chaus nicht nur im wis­senschaftlichen Glashaus vor sich hin mod­ert. Ich stimme in diesem Zusam­men­hang Sebas­t­ian Schüler zu, dass wir Reli­gion­swis­senschaftler vielle­icht keine Cog­ni­tive Sci­ence of Reli­gion, die natur­wis­senschaftlich aus­gerichtet ist, als Sub­diszi­plin brauchen, aber dass wir eine kog­ni­tion­swis­senschaftlich aus­gerichtete Reli­gions­forschung benöti­gen, um spezielle Aspek­te von Reli­gion und Reli­giosität neu und vielle­icht bess­er zu ver­ste­hen. Ger­ade auch im Bere­ich Reli­gion und Medi­zin, wo die Kör­per­wahrnehmung in ihrer Wech­sel­wirkung zum Therapeuten/religiösen Spezial­is­ten oder zu Arte­fak­ten (z.B. Öl bei Sal­bun­gen oder in ein­er Ayurve­da-Ther­a­pie) eine zen­trale Rolle spielt, erwarte ich mir aus diesem Bere­ich zusät­zlichen Erken­nt­nis­gewinn.

Da Sie angedeutet haben, dass wir langsam zum Ende kom­men dürften, möchte ich Ihnen noch eine Frage stellen: Wäre es nicht sin­nvoll, eine Ver­linkung Reli­gion & Medi­zin auf der Home­page REMID imple­men­tieren? Dann kön­nten Anfra­gen an REMID zu diesem Bere­ich von Ihnen an die entsprechen­den ForscherIn­nen aus dem AK Reli­gion und Medi­zin der DVRW weit­ergeleit­et wer­den und diese kön­nten eventuell Beiträge oder Infor­ma­tio­nen auf die Seite stellen, die von all­ge­meinem Inter­esse sind. Ich möchte noch anmerken, dass mir der Blog-Dia­log Spaß gemacht hat, so ein rel­a­tiv offen­er Gedanke­naus­tausch zwingt ja auch wieder dazu, die eigene Posi­tion­al­ität zu hin­ter­fra­gen und vielle­icht zu kor­rigieren.

Kris Wagen­seil: Danke für das Gespräch! Für eine solche The­men­seite haben wir hier­mit auch bere­its eine Art Ein­führung geschrieben.

Ein Kommentar

  1. hier ein Hin­weis auf eine reli­gion­swis­senschaftliche Neuer­schei­n­ung, die sich mit gegen­wär­ti­gen Ver­flech­tun­gen von Reli­gion und Medi­zin in ver­schiede­nen Gesellschaften Asiens, Europas und Afrikas beschäftigt.

    Dorothea Lüd­deck­ens, Moni­ka Schrimpf (Hg.), Med­i­cine – Reli­gion – Spir­i­tu­al­i­ty. Glob­al Per­spec­tives on Tra­di­tion­al, Alter­na­tive, and Com­ple­men­tary Heal­ing, Biele­feld: tran­script 2018.

    https://www.transcript-verlag.de/978–3‑8376–4582‑8/medicine-religion-spirituality/

    Das Buch ist als Open Access Pub­lika­tion auch online ver­füg­bar (siehe Link).

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