»Wo Strukturen existieren, die Othering begünstigen« – Islam-Darstellungen in evangelischen und katholischen Schulbüchern

Janosch Freuding, 1987 in Füssen geboren, studierte Germanistik, Katholische Theologie und Islamwissenschaften in Augsburg und Bamberg. Nach einem Austauschjahr an der Universität Izmir initiierte er das länderübergreifende deutsch-türkische Jugendfilmprojekt bu bizimki / es sind wir. Neben seiner Tätigkeit als Lehrer für Deutsch als Fremdsprache promoviert Janosch Freuding heute im Fach Religionspädagogik an der Universität Bamberg über Othering und interreligiöses Lernen. Seit 2014 schreibt er regelmäßig für das MiGAZIN. Im Gespräch mit dem Philosophen und Erziehungswissenschaftler Alexander Graeff berichtet Janosch Freuding über Formen des Othering in evangelischen und katholischen Religionslehrwerken.

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Religionswissenschaft macht Schule? Impulse für das Unterrichtsfach Religion

Gastbeitrag von Dr. Irene Dietzel, gesammelt auf der Jahrestagung der DVRW in Marburg, 2017. Irene Dietzel ist promovierte Religionswissenschaftlerin mit besonderem Interesse für alles Anthropologische. Nach einem Forschungsprojekt in den Mittelmeerstudien hat sie den Quereinsteig in die Schule gewagt und unterrichtet an einer Berliner Oberschule Religion und Ethik. Als Lehrbeauftragte an der Universität Potsdam gibt sie regelmäßig Einführungen in die Religionswissenschaft für angehende L-E-R-Lehrer_innen.

Letzten September ließ ich meinen Unterricht an einer Berliner Oberschule vertreten, um an der Tagung der Deutschen Vereinigung für Religionswissenschaft (DVRW) in Marburg teilzunehmen. Unter dem Motto der Konferenz, “Medien, Materialität, Methoden” waren innovative und altbewährte Ansätze der Religionsforschung versammelt. Ein roter Faden, der sich durch viele Panels und Pausengespräche zog, war auch hier die aktuelle Debatte um Relevanz und Vermittlung von religionswissenschaftlichem Wissen in außerakademischen Bereichen. In welchen Tätigkeitsbereichen des öffentlichen Lebens ist religionswissenschaftliche Expertise gefragt? In welchen Foren sollten Religionswissenschaftler_innen Diskurse über Religion aktiv(er) mitgestalten? Der Arbeitsbereich Schule ist sicherlich ein solches Forum. Auch wenn es die Fächerlandschaft (noch) nicht eindeutig widerspiegelt, ist religionskundliches Wissen auch außerhalb des konfessionellen Religionsunterrichtes immer stärker gefragt – so zumindest erfahre ich es in meinem eigenen Arbeitsalltag. Nach meiner eigenen Promotion in den Religionswissenschaften hatte ich, eher zufällig, den Quereinstieg in den Lehrerberuf gewählt, und unterrichte nun seit einigen Jahren die Fächer evangelische Religion und Ethik. Seither frage ich mich, wie diese Fächer sich verändern würden, wie sich die Institution Schule verändern würde, wenn mehr Kolleg_innen aus der Religionswissenschaft den Weg in die Sekundarbildung fänden.

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Konfessioneller Religionsunterricht unter Druck – Eine Chance für ein Alternativfach?

Der Fachverband Werte und Normen in Niedersachsen e.V. “verfolgt den allgemeinen Zweck, philosophische, gesellschaftswissenschaftliche und religionskundliche Bildung zu fördern, die auf den Wertmaßstäben und Normen des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland basiert” (Satzung, Version von 1995). In der Ausgabe 2/2015 erörtert Prof. Dr. Dr. Peter Antes die Frage, inwiefern die dargelegte These, dass das Modell des konfessionellen Religionsunterrichtes “unter Druck” sei, eine “Chance für ein Alternativfach” bedeute. Der Autor ist emeritierter Professor der Religionswissenschaft (Hannover), wissenschaftlicher Beirat von REMID und hat den Eröffnungsvortrag auf unserer 25-Jahre-Jubiläumstagung 2014 mit dem Thema “Religionsfreiheit” gehalten (vgl. Die Sache mit der Religionsfreiheit. 25 Jahre REMID: Bericht zur Jubiläumstagung). Zum Thema Religionsunterricht hat REMID 2006 in Marburg die Tagung “Religionen in der Schule” veranstaltet, die verschiedenen Realisierungen von Religionsunterrichtsmodellen in den Bundesländern Deutschlands zusammengestellt (Stand 2011) und zuletzt Christina Wöstemeyer für eine von den “Säkularen Grünen” organisierte Diskussionsrunde “Religionsunterricht vs. Religionskundeunterricht: Gehört konfessioneller Unterricht an die Schule?” vermittelt (Mai 2015). Lesen Sie nun den Artikel von Peter Antes als Gastbeitrag im REMID-Blog – mit freundlicher Genehmigung des Autoren und des Fachverbandes Werte und Normen in Niedersachsen.

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Religionsrecht und Religionspolitik im Umgang mit neuen religiösen Bewegungen

Folgender Beitrag ist dem neuen Band “Mit welchem Recht? Europäisches Religionsrecht im Umgang mit neuen religiösen Bewegungen” (EZW-Texte 234, Berlin 2014, 21-39) entnommen, mit freundlicher Genehmigung der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, des Herausgebers Kai Funkschmidt und des Autoren Arno Schilberg. Der informative Band lässt jeweils mehrere Autor_innen zu Deutschland, dem Vereinigten Königreich sowie Frankreich zu Wort kommen. In der Rubrik “Weitere europäische Länder” folgen Einzelbeiträge zur Situation in der Schweiz, Österreich, den Niederlanden und in Ungarn. Dabei liefert zwar der Beitrag von Hans Michael Heinig “Religion als Verfassungsvoraussetzung?” mit “14 Thesen aus protestantischer Perspektive” eine spezifische religionspolitische Position (man vgl. das REMID-Interview “Die kirchliche Bindung nimmt vielleicht ab, aber die religiöse und weltanschauliche Vielfalt eher zu” im Diesseits-Magazin vom letzten November). Insgesamt ist der Band aber für jede Positionalität eine gewinnbringende Bereicherung und zeigt z.B. mit Beiträgen wie “Ayahuasca vor Gericht” von Sarah Harwey auch eine inhaltlich breite Aufstellung.

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Retweetet: Religion und Weltanschauung aus staatskirchenrechtlicher Perspektive

Während die Facebook-Seite von REMID sich bisher auf Nachrichten mit REMID-Bezug beschränkt, bietet unser Twitter-Account auch weitere religionsbezogene Nachrichten. Diese spiegeln nicht notwendig unsere Ansicht, in einigen Fällen werden zusätzlich “Kontrapunkte” geliefert, etwa wenn die Bürger_innen von Weilerswist bei der Vermietungspraxis der öffentlichen Schulräume in schulfreien Zeiten einen Fundamentalismus-Filter wünschen, ein Hinweis auf einen REMID-Blog-Artikel über die Religionsfreiheit gefährdende Wirkung von solchen “Sektenfiltern”. Über Twitter kam auch der Kontakt zu Dr. Georg Neureither, Gründer und Inhaber der Internetplattform „Religion – Weltanschauung – Recht [ RWR ]“ (religion-weltanschauung-recht.de), zustande. Außerdem ist er Lehrbeauftragter für Staatskirchenrecht und Kirchenrecht an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Lehrbeauftragter für Religionsverfassungsrecht an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und Prüfer in der Ersten juristischen Prüfung in Baden-Württemberg. REMID interviewte ihn über seine Medienarbeit und über eine religionsverfassungsrechtliche Perspektive auf das Zeitgeschehen.

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Gott in Frankreich: Ein Fall von bedingter Religionsfreiheit

Neu erschienen ist ein Bericht zur Religionsfreiheit nicht nur von Christen im Auftrag von Deutscher Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche Deutschlands. Dazu heißt es in der Süddeutschen: “Seit 2007 hätten ‘Verletzungen des Rechts auf Religions- und Weltanschauungsfreiheit beständig zugenommen’ […], ob durch staatliche Gesetze oder durch soziale Anfeindungen, die der Staat nicht unterbindet. Dies betreffe alle Religionen auf allen Kontinenten, am meisten betroffen seien jedoch Christen und Muslime. […] Ausdrücklich beschränkt der Bericht sich nicht allein auf die Christenverfolgung, er vermeidet auch Begriffe wie ‘Märtyrer’ oder ‘Glaubenszeugen’” (Artikel vom 1. Juli, man vgl. unsere Karte zur Religionsfreiheit nach dem Amnesty International Report 2012). Dabei sollten auch (west)europäische Länder berücksichtigt werden – sicherlich in Abstufung der jeweiligen Einschränkungen der Religionsfreiheit, aber auch ohne verharmlosend diese Diskriminierungen zu relativieren. REMID interviewte die Religionswissenschaftlerin und Soziologin Christiane Königstedt (Universität Leipzig, Graduiertenkolleg Religiöser Nonkonformismus und Kulturelle Dynamik) zur Situation in Frankreich.

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Religion und Öffentlichkeit III: Säkularer Humanismus und Religionskritik

Die Medien seien wirkungsträchtiger als die Kirchen, zitiert ein Tagungsbericht “Religion in den Medien” auf der Homepage des Deutschen Journalistenverbandes eine These von Kai Hafez. Der Kommunikationswissenschaftler (Erfurt) erläuterte in seinem Vortrag (2008), der Islam werde entsprechend in Deutschland weniger als Religion und mehr als negativ besetzte Gegenwelt wahrgenommen. Auch Jürgen Habermas wandte sich neulich gegen eine Marginalisierung der Religion (vgl. Artikel Sommerschule diskutiert über Nonkonformismus). Doch auch die Konfessionsfreien (oder -losen) können sich als marginalisiert wahrnehmen, gerade weil sie kaum organisiert sind. In der doppelten Funktion als Verleger und Eigentümer des Marburger Wissenschaftsverlages tectum sowie als religionskritischen Buchautoren (“Der Jesuswahn“, “Verführte Jugend“; beides 2011) interviewte REMID Dr. Heinz-Werner Kubitza zum Themenkomplex Religion und Öffentlichkeit.

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Religion und Öffentlichkeit II: Sommerschule diskutiert über Nonkonformismus

Vor einiger Zeit berichteten wir über Religion und Öffentlichkeit am Beispiel der Medienberichterstattung über die Mormonen. Wie bestimmen Medien das öffentliche Bild einer Religion? Wann interessieren sich Medien für eine Religion? Wie versucht diese, eine eigene Öffentlichkeit zu etablieren? Wie ist das Verhältnis von Religion(en) und Öffentlichkeit? Diesen Fragen soll eine eigene Serie mit Artikeln, Berichten und Interviews nachgehen. Aktuell beschäftigte sich eine Sommerschule des Leipziger DFG-Graduiertenkollegs “Religiöser Nonkonformismus und kulturelle Dynamik” mit dem Thema “Nonkonformismus und Öffentlichkeit” aus religionswissenschaftlicher Perspektive (vom 20. bis 22. Juli in Bad Kösen). Der stellvertretende Sprecher Dr. Thomas Hase konnte bereits zu Beginn des Jahres für ein Interview gewonnen werden (vgl. “In Sekten”? Religiöser Nonkonformismus als Auslöser kultureller Dynamik – aktuelle Ansätze in der Religionsforschung). REMID war vor Ort und berichtet über die vielfältigen Zugänge zum Thema.

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Religion und Missbrauch: Die neue Sorge um das Kind

Während gerade in Berlin an einer Übergangsregelung für die Beschneidung des muslimischen und jüdischen Nachwuchses gearbeitet wird, ist das öffentliche Interesse an der Zirkumzision wieder zurückgegangen. Ein Kölner Urteil hatte entschieden, dass die Beschneidung Heranwachsender aus nicht-medizinischen Gründen gegen Menschenrechte verstoße – nämlich gegen die Unversehrtheit des Körpers in Kombination mit der Entscheidungsunmündigkeit des Kindes. Die Debatte findet seit Juni 2012 nicht mehr allein in Fachkreisen (vgl. z.B. Artikel im Ärzteblatt von 2008) statt. Nun soll es weder darum gehen, juristisch zu spekulieren, wie westliche Rechtskonzepte den sich andeutenden Konflikt mit der Religionsfreiheit lösen werden oder sollten, noch darum, hinter den Äußerungen zum Wohl des Kindes einen eigentlich rassistischen bzw. antisemitischen Unterton zu vermuten. Wichtiger erscheint es, darauf aufmerksam zu machen, dass diese besondere Debatte als Teil eines aktuellen, umfassenden Diskurses um das Kind und seine zu schützende Unversehrtheit weitaus früher begann – noch vor den Skandalen um sexuelle Missbräuche in der katholischen Kirche seit Februar 2010 (und spätestens seit März auch bezogen auf die Reformpädagogik, z.B. “Erwachen in Wolkenkuckucksheim” mit Untertiteln wie “Warnung vor den Gurus” in der Süddeutschen). Nämlich etwa mit dem Vorwurf von erklärten Atheisten wie Richard Dawkins und Christopher Hitchens, Religion sei grundsätzlich “mentaler” Missbrauch von Kindern.

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