Wer klassisch in eine Einführung in die Religionswissenschaft schaut, wird erfahren, dass zunächst zwei Varianten der Definition von “Religion” differenziert werden können. Auch Anfragen in Seminaren, für welche REMID gebucht werden kann, fordern immer wieder eine Definition ein. Sie kennen selbst bereits eher die “essenzialistische” Variante, die einen “Kern”, ein “Wesen” von “Religion” in den Mittelpunkt stellen möchte, z.B. den Glauben an höhere Wesen, “Rückbindung” (als eine populäre Etymologie von “religio”) oder “Transzendenz”. Die Diskussion entwickelt dabei zugleich die zweite “funktionalistische” Variante, nach welcher der gesellschaftliche Funktionszusammenhang erlaube, das als “Religion” zu begreifen, was einem vergleichbaren Zweck diene (vgl. auch Ninian Smart: Dimensions of the Sacred. An Anatomy of the World’s Beliefs, 1999). Dem sei im Folgenden die Erfahrung mit einem “Religionsbarometer” gegenübergestellt. Jede_r Seminarteinehmer_in sollte bestimmte Sätze beurteilen und sich für eine von fünf Karten entscheiden, um zu sagen, das im Satz beschriebene sei zu 0%, zu 30%, zu 50%, zu 70% oder zu 100% Religion. Vorbild war ein “Gewaltbarometer” aus der Präventionsarbeit (“Gewalt Sehen Helfen”), das dafür sensibilisieren will, dass Gewaltempfindungen subjektiv stark voneinander abweichen können. Dabei geht es nicht darum, dass “Religion” etwas Negatives wie “Gewalt” sei, vielmehr eignet das Religionsbarometer als Instrument, auf ein grundsätzliches Problem mit nicht naturwissenschaftlich quantifizier- und kategorisierbaren Begriffen hinzuweisen. Auch erläutert es ihre Rolle in identitätspolitischen Diskursen.
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