Religionswissenschaft gegen Vorurteile und Stereotype: Interview mit dem SORAPS-Projekt

Das heutige REMID-Interview wurde geführt mit Felix Petzold, Leiter im Team des nationalen Partners im SORAPS-Projekt, Universität Augsburg, und dem Projektkoordinator, Giovanni Lapis, L’Università Ca’ Foscari Venezia. SORAPS steht für: “Study of Religions against Prejudices and Stereotypes”, also “Religionswissenschaft gegen Vorurteile und Stereotype”. Herr Petzold hat zudem die Passagen von Giovanni Lapis übersetzt.

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Darf man den Islam kritisieren?

Eher bürgerlich und schlicht wirken die beiden. Kathrin Oertel und René Jahn geben dem Mitteldeutschen Rundfunk als Pediga-Anhänger (“Patriotische Europäer gegen Islamisierung des Abendlandes”) ein Interview. Ihre Antworten vermischen Asylfragen mit Ängsten vor “dem” Islam (etwa verweist Frau Oertel auf Südfrankreich: dort gebe es inzwischen mehr Moscheen als Kirchen). Während hier bei den erschreckend zahlreich gewordenen Anti-Islam-Demonstrationen diffuse Ängste dominieren, bemühen sich andere um eine “sachgerechte Islamdebatte” – so ein Bericht über eine Konferenz “Menschenrechte statt Scharia” in der aktuellen MIZ (Nr. 3/14, S. 19f.), herausgegeben vom Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten. Die Medien würden Islamkritik “einseitig als thematisches Stammgebiet rechtspopulistischer Kräfte darstellen”. Doch auch der auf der Konferenz beschlossene “Wiener Appell” (man googele selbst) “[g]egen die Ausbreitung islamischer Herrschaftskultur in Europa” hat mit der “Bürgerbewegung Pax Europa” mindestens einen rechtspopulistischen Unterzeichner (Version November 2014), der über eine “schleichende Islamisierung” Europas aufklären will und als “islamfeindlich” gilt. [Nachtrag 10. Mai 2015: Der MIZ-Bericht aus der Rubrik “Zündfunke” erwähnt zwar diesen Appell, allerdings nicht dessen Unterzeichner und Überschrift]. Wann handelt es sich um Islamhass, wann um eine am Islam spezifizierte Religionskritik, die – würde man sie verbieten – tatsächlich als ein “Ende der Aufklärung” verstanden werden müsste?

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Überall “Sekten”? – Religionsbezogene Diskriminierung (nicht nur) in öffentlich-rechtlichen Medienanstalten

“Letztlich geht es jedoch darum, sich von seiner eigenen Leidensgeschichte zu lösen. Nur so kann sich ein freies Ich entfalten. Schauen Sie erst mal ganz genau hin, was Sie runterzieht. Leider landen wir da häufig bei Eltern und Freunden…”. So wird in Folge 1611 (“In den Fängen der Sekte”) der Telenovela “Rote Rosen” (ARD) Malakron eingeführt – eine “Sekte”, welche die Figur Lotte aufsucht wegen ihrer Medikamentensucht. Ein evangelischer Pastor setzt sich in den nächsten Folgen dafür ein, dass schließlich Lotte von ihrer Familie aus der “Sekte” befreit wird. Gehört es zum Auftrag der öffentlich-rechtlichen Medienanstalten missionarisch für hier die evangelische Kirche tätig zu werden? Selbst mit erfundenen Beispielen kann Stimmung gegen neue religiöse Bewegungen gemacht werden – und die Diskriminierung beginnt nicht erst, wo Ähnlichkeiten zwischen der Fantasie-Gemeinschaft und einer konkreten neuen Religion ausgemacht werden können. Die Diskriminierung geht tiefer, denn sie baut auf einem verzerrten Bild alternativer Religiosität auf, welches diese grundsätzlich diabolisiert: “Ich frag nur, weil ich die Machenschaften einiger Sekten kenne” (Rote-Rosen-Pastor Mertens in Folge 1623).

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