Diskussionskultur in der Wissenschaft. Ein Interview mit “Max Musterwesen”

Anonymität ist in öffentlichen Debatten umstritten. Auf der einen Seite vermutet man Tricks, Verleumdung, Unehrlichkeit, in einer freien Gesellschaft gäbe es keine Gründe für Anonymität. Durch die Gewährleistung, dass alle die gleichen passiven Rechte innehaben, gelte gleichzeitig die Pflicht, sozusagen auch Gesicht zu zeigen. Kritiker*innen dieser Ansicht verweisen auf strukturelle Ungleichgewichte, die durchaus auch in freien Gesellschaften Anonymität nahelegen können, wenn es darum geht, Missstände anzusprechen. Das ist jetzt passiert, in einer Mailingliste der Religionswissenschaft. REMID fragte nach, worum es der anonymen studentischen Stimme mit ihrer Intervention gegangen war.

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(A)Theismus und Religionsphilosophie: Aktuelle Streiflichter zur Debatte um die Existenz Gottes

vier_reiter_atheismusNicht nur der Religionsbegriff lohnt einer näheren Betrachtung, wenn es um den sogenannten neuen Atheismus geht (vgl. Artikel Gefangen im Sprachspiel: Der Religionsbegriff und die neuen Atheisten). REMID interviewte PD Dr. Stamatios Gerogiorgakis (Universität Erfurt) zu milderen und strengeren Spielarten des Atheismus, zur rationalen Wahrscheinlichkeit Gottes und zur Religionsphilosophie.

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Ressource oder Wachstumsblase Bildung? “Religiöse” und utopische Aspekte eines besonderen Konzeptes

Betrachtet man den sogenannten “Verbraucherpreisindex für die Bundesrepublik Deutschland“, haben die meisten Graphen eine spätestens seit 2005 steigende Tendenz. Das meiste wird teurer, “Bekleidung und Schuhe” pendeln seit den 1990ern auf dem gleichen Niveau, ähnlich gibt es bei “Freizeit, Unterhaltung und Kultur” langfristig kaum Veränderung. Rasant abstürzend aus vergleichsweise schwindelnden Höhen verliert sich die “Nachrichtenübermittlung”. Dagegen klettert das “Bildungswesen” in solche Höhe empor, alle anderen Graphen weit hinter sich lassend.
Daneben steht etwa “Am schwarzen Berg” von Anna Katherina Hahn, das Werk erhielt die Auszeichnung einer Nominierung für den Leipziger Buchpreis 2012 unter der Rubrik “Belletristik”. Die Jury nennt den Roman um Peter und Mia im Stuttgart des Jahres 2010 eine “gnadenlose Milieustudie des alltäglichen Lebens zweier Familien mit den Gewohnheiten und Verzweiflungen einer akademischen Mittelschicht”. Moritz Bassler nennt das Buch in der TAZ gar einen “metabildungsbürgerliche[n] Roman“. Das “ganze bürgerliche Bildungskonzept” rücke “im Verlauf der Lektüre in ein neues, durchaus unerwartetes Zwielicht”. Viele Rezensenten sehen das (tragisch endende) Seelenleben eines idealtypischen “Wutbürgers” dargestellt, “bürgerliche Bildung” erscheint gar als idealistisch-humanistischer Religionsersatz – symbolhaft repräsentiert durch die schwäbische Romantik eines Eduard Mörike, aus dessen Gedicht “Die Elemente” der Titel entlehnt ist (“Am schwarzen Berg da steht der Riese…”).

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Gefangen im Sprachspiel: Der Religionsbegriff und die neuen Atheisten

Es war eine Auszeichnung des frühen Ludwig Wittgensteins, den Begriff des “Sprachspiels” völlig ohne Voraussetzungen einer unabhängig von den Sprechern bestehenden “Natur” zu bestimmen. Man versuchte, den Schwebezustand, den man bei solchen Philosophien verspürte, abzuschwächen, indem Versuche unternommen worden sind, neben dem natürlichen auch das gesellschaftliche Sein des Menschen zu systematisieren und beide Seinsweisen auf verschiedene Weisen miteinander zu verbinden. Eine dieser Weisen führte zum Faschismus. In dieser Zeit institutionalisierte sich auch die Religionswissenschaft neben vielen anderen damals neuen Disziplinen. Doch wie aktuell sind auf solche Weise systematisierte Sprachspiele noch?

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Religion – Kultur – Medizin: Diversity ist die Devise und nicht Rezepte-Lernen

Das Verhältnis von Religion und Medizin ist vielfältig. Man könnte auch von Kulturen und Medizin sprechen. Das ist allgemeiner, blendet aber aus, dass – wie die Nähe von “Heil” und “Heilung” andeutet – gerade religiöse Sinnkonzepte die kulturellen Bilder formen, mit welchen über Krankheiten gesprochen wird, diese interpretiert werden oder Umgang mit der Erkrankung prägen. Das wird um so wichtiger, nicht nur durch gesteigerte Phänomene der Migration, Globalisierung etc., sondern auch in Hinblick auf eine pluralistische Gesellschaft, die eine Sensibilität dafür abverlangt, dass Menschen verschieden sind und auch – neben divergierenden Deutungsmustern – andere Heilmethoden bevorzugen können. Wir interviewten zu diesen Themen Frau Dr. Solmaz Golsabahi vom Dachverband der Transkulturellen Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik DTPPP e.V.

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