Pressemitteilung: 15 Jahre an der Schnittstelle von Wissenschaft und Öffentlichkeit

Auszeichnung des Bündnisses für Toleranz und Demokratie für Marburger Verein REMID
McGovern: Soziale Infrastruktur auch in Zukunft erhalten
Presseerklärung vom 5. Juli 2004

„40 Gäste konnten der Vorstand und die Mitarbeiter des Religionswissenschaftlichen Medien- und Informationsdienstes e. V. REMID am vergangenen Samstag bei einem Empfang in ihrer Geschäftsstelle begrüßen. Anlass war das 15-jährige Bestehen des Vereins.
„Die neuen, größeren Räume, die wir im Januar bezogen haben, dokumentieren auch äußerlich das kontinuierliche Wachstum von REMID“, so Projektleiter Steffen Rink in einer kurzen Begrüßungsansprache. Gerade in den vergangenen Jahren seien viele Projekte umgesetzt worden. Rink verwies besonders auf die „Informationsplattform Religion“, die seit 2002 von der Bundesregierung gefördert wird. Die Zusammenarbeit mit der Ingegrationsbeauftragten des Bundes sei ebenso vielversprechend. Ein „Netzwerk Migration und Religion“ wurde im April aus der Taufe gehoben. Es soll Wissenschaftler und Praktiker zusammenbringen, um Probleme und Lösungen im Zusammenhang mit fremden Religionen, die sich vor immer wieder ergeben, zu diskutieren. „Schließlich aber“, so Rink, „ist REMID auch vor Ort aktiv: Die Mitarbeit im neuen Marburger Bildungsnetzwerk hat uns herausgefordert, eine bereits seit langem bestehende Idee umzusetzen, nämlich Angebote für Schulen zu entwickeln, die das Kennenlernen von Religionen ermöglichen.“ REMID-Mitarbeiterin Konstanze Runge berichtet dabei von guten Erfahrungen, die man bei einem Angebot zur Projektwoche der Richtsbergschule gesammelt habe. „Der Besuch der Moschee und der Synagoge war für die christlichen, muslimischen und jüdischen Kinder ein großes Erlebnis. Sie wurden herausgefordert, über den eigenen Glauben zu sprechen und zugleich Toleranz gegenüber anderen religiösen Überzeugungen zu üben“, betonte Runge. „Ich halte es gerade für die die Prävention vor Islamfeindlichkeit und Antisemitismus wichtig, in der Schule mit Aufklärung und gegenseitigem Respekt vor anderen Religionen zu beginnen.“
Stolz ist REMID auch über eine Auszeichnung des Bündnisses für Toleranz und Demokratie, die REMID im Rahmen eines Wettbewerbs „Aktiv für Demokratie und Toleranz“ bereits Ende 2003 erhalten hat. Die Aktivitäten von REMID stellen nach Auffassung der Juroren ein „vorbildliches und nachahmenswertes zivilgesellschaftliches Engagement“ dar.
Für die Zukunft von REMID sieht Steffen Rink vor allem Probleme durch die Arbeitsmarktreformen der Bundesregierung. „Die bisherigen Beschäftigungsmaßnahmen, durch die REMID einen Teil seiner Arbeit leistet, fallen zum Jahresende weg. Es sei noch nicht klar, ob und wie diese Förderung weitergeht.“ REMID habe aber zuletzt sogar Beschäftigte in finanzierte Projekte übernehmen können.
Karsten McGovern, Beigeordneter des Landkreises, nahm die Frage auf. Im Kreis und in der Stadt sei durch lokale Beschäftigungsinitiativen eine vielfältige soziale Infrastruktur entstanden. Der Kreis sei wie die Stadt daran interessiert, dies nach Möglichkeit zu erhalten, wenn auch neue Formen gefunden werden müssten. Er hoffe zudem, dass REMID noch stärker vor Ort aktiv werden könne und regte eine Zusammenarbeit etwa in der Integrationsarbeit an.
Auch Michael Pye, Professor für Religionswissenschaft in Marburg, beglückwünschte REMID zu seiner langjährigen Arbeit. „Es war für mich und meine Kollegen in Deutschland an den Universitäten immer wichtig zu wissen, dass es einen Verein wie REMID gibt, der unser Fach in der Öffentlichkeit vertritt. Ich wünsche Ihnen daher noch mindestens 15 weitere erfolgreiche Jahre.“
Dass REMID erst 15 Jahre „jung“ ist, zeigten Anwesenden dadurch, dass die Archivräume zur Tanzfläche umfunktioniert wurden. Ob dabei Zeitschriften und Bücher aus Esoterik, Islam, Buddhismus und Christentum inspirierend gewirkt haben, vermochte aber niemand zu beantworten.

Daten:
REMID wurde im März 1989 in Marburg gegründet. Der Verein hat 180 Mitglieder, die aus ganz Deutschland kommen. Spenden und Beiträge finanzieren die Miete und die laufenden Kosten. In der Geschäftsstelle arbeiten zurzeit vier Personen, zwei im Rahmen von Beschäftigungsmaßnahmen und zwei im Online-Projekt „Informationsplattform Religion“, das von der Bundesregierung gefördert wird. Der Vorstand besteht aus sechs Personen. Dr. Gritt Klinkhammer (Marburg), eine der Vorsitzenden, erhält dieser Tage ihre Ernennungsurkunde zur Professorin für Religionswissenschaft an der Universität Bremen.
Im REMID-Archiv gehen etwa 160 verschiedene Periodika von Religionsgemeinschaften in Deutschland sowie 60 elektronische Newsletter ein, außerdem wird sog. graue Literatur (Selbstdarstellungen, Broschüren) von vielen weiteren Gemeinschaften gesammelt.
Die Internetseiten von REMID zählen zurzeit monatlich etwa 15.000 Besucher.

Marburg, 5. Juli 2004

Steffen Rink
(Geschäftsstelle, Projektleitung Informationsplattform Religion)

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Autor*in: REMID e.V.