Informationsplattform Religion: Kalender und Feiertage im Buddhismus

Wie in anderen Religionen auch kennt der Buddhismus eine eigene Zeitrechnung. Diese ist je nach Region und Tradition verschieden und beeinflusst entsprechend auch die Datierung der Fest- und Feiertage.

Zeitrechnung

Parallel zur christlichen Zeitrechnung benutzt man vor allem in den Ländern des „südlichen Buddhismus“ (Thailand, Sri Lanka, Myanmar) eine eigene, mit dem Todesjahr Buddhas beginnende (544 v. u. Z.) Zeitrechnung. So ist also unser Jahr 2004 gemäß jener Zeitrechnung das Jahr 2548. In den Publikationen einiger buddhistischer Gemeinschaften in Deutschland finden sich so zwei Jahresangaben.
Während in den Ländern des „südlichen Buddhismus“ das Jahr im April beginnt, ist dies in Tibet im Februar und in China Ende Januar / Anfang Februar der Fall.

Kalender und Festtage

Während man sich bei uns nach dem Sonnenkalender orientiert, werden die wichtigsten buddhistischen Feste zum größten Teil nach dem Mondkalender gefeiert. Dadurch fallen die Feste zwar jedes Jahr in die gleiche Jahreszeit, jedoch auf einen anderen Tag des Sonnenkalenders. Sowohl in Ausstattung als auch in ihrem Namen unterscheiden sich buddhistische Feste je nach Land und/oder Schultradition. Gemeinsam ist jedoch, dass sie immer auf so genannte Uposatha-Tage fallen, d. h. auf Vollmond, Neumond, oder die Tage des ersten bzw. letzten Mondviertels.
Die wichtigsten Feste des Buddhismus stehen im Zusammenhang mit Ereignissen im Leben des Buddha. Darüber hinaus gibt es Feste, die sich auf die jeweiligen Schulgründer beziehen, oder aber auf den landwirtschaftlichen Jahreszyklus.
An Feiertagen sind nach buddhistischer Überzeugung die Handlungen der Menschen von besonders starker Auswirkung auf ihr Karma. So werden vor allem an Festtagen gute Taten und heilsame Handlungen angestrebt.

Vesakh

Vesakh ist der zentrale Feiertag im Buddhismus, der auf den ersten Vollmondtag im Mai datiert ist. Der Tag erinnert an das Erwachen des Buddha. Auf Sri Lanka wird das Fest am 14. Tag des 3. Monats des regionalen Kalenders begangen. In den westlichen Ländern gibt es zum Teil abweichende Datierungen konkreter Festveranstaltungen.

In der Theravada-Tradition fällt am „dreimal heiligen“ Vesakh-Fest die Geburt des Buddha, sein Erwachen (bodhi) in Bodh Gaya und sein Eingang ins Nirvana (Verlöschen) zusammen. Andere Traditionen und Schulen feiern nur das Erwachen. Im Mahayana-Buddhismus werden die drei Ereignisse aus dem Leben des Buddha an verschiedenen Tagen gefeiert (Hanamatsuri, Bodhi-Tag und Parinirvana)

Vesakh im Asien

Das Vesakh-Fest hat für Buddhisten der Theravada-Tradition eine besondere Stellung im Jahreslauf. Sein Name bezieht sich auf den Monat Visakha (Mai/Juni), der insgesamt als Monat des Feierns gilt. Geburt, Erwachen und Verlöschen des Buddha fallen zusammen. Meistens werden dazu Buddhas Lehren in Predigten dargelegt und kanonische Texte rezitiert. So besinnt man sich an Vesakh auf dessen Lehre und sein gesamtes Leben in seiner Vorbildlichkeit für seine Schülerinnen und Schüler. Wie Buddha sollen auch die Gläubigen nach Erkenntnis und Befreiung streben.
Zentral für das Fest ist der Gedanke des Schenkens – so werden z. B. vor allem Bedürftige und Pilger beköstigt. Zumeist wird Vesakh als Lichter- oder Fahnenfest begangen. Häufig finden Prozessionen durch festlich geschmückte Straßen statt. Um die erstrebte Befreiung aus dem Kreislauf der Wiedergeburt zu symbolisieren, und auch um durch diese gute Tat religiöse Verdienste zu erwerben, werden in manchen Ländern gefangene Vögel freigelassen.
In Thailand, Myanmar und Sri Lanka – den Ländern des „südlichen Buddhismus“ -, wird das Fest mit besonders großem Eifer gefeiert. Hier kommen die Gläubigen in einfache weiße Gewänder gekleidet vor und in den festlich geschmückten Tempeln zusammen, um zu meditieren und Predigten anzuhören. Abends finden Lichterprozessionen statt, und es werden Blumenopfer dargebracht.
Die regionalen und durch die Schulrichtung bestimmten Varianten, Vesakh zu feiern, sind zahlreich. Das Spektrum reicht von einem fröhlichen und karnevalesken Charakter bis hin zu einem von Stille und Besinnlichkeit geprägten Tag. In Nepal ist Vesakh ein öffentlicher Ruhetag, an dem niemand lebende Wesen töten darf. In Sri Lanka werden Vesakh-Karten verschickt.
In den Ländern des Mahayana-Buddhismus werden die drei im Theravada-Buddhismus an einem Tag koinzidierenden Ereignisse aus Buddhas Leben an verschiedenen Tagen gefeiert. Der Geburt Buddhas wird hier an Hanimatsuri (8. April 2004), seiner Erleuchtung am Bodhi-Tag (8. Dezember 2004) und seiner Erlösung an Parinirvana (15. Februar 2004) gedacht.

Vesakh im Westen

Auch in Deutschland wird Vesakh von vielen buddhistischen Gemeinschaften gefeiert. Dabei ist die Tendenz zu beobachten, dass auch Buddhisten aus anderen Schulrichtungen an diesem Fest teilnehmen und Vesakh so zu dem zentralen Feiertag aller Buddhistinnen und Buddhisten wird. Nach der Datierung des westlichen Buddhismus fällt das Vesakh-Fest auf den ersten Vollmondtag im Mai. Jedoch variieren je nach Region und Gemeinde die Termine von Anfang Mai bis Mitte Juni.
Die Tendenz, einer Religion einen zentralen Feiertag zuzordnen, zeigt sich auch darin, dass UN-Generalsekretär Kofi Annan das Vesakh-Fest als „wichtigstes Fest des Buddhismus“ betitelte und es als „Internationalen Feiertag“ ausrief.

Vesakh der DBU

Die Deutsche Buddhistische Union (DBU) veranstaltete 2005 zum vierten Mal ein überregionales Vesakh-Fest in München. Ausrichter sind die buddhistischen Gemeinschaften vor Ort.
Grafik: Pfeil nach rechts buddhismus-veskh.de

 

Autor: Steffen Rink, 2004/5.

 

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Autor*in: REMID e.V.