Das Leben des Menschen ist eingebunden in den Kreislauf der Wiedergeburten. Nach dem Tod hat die Seele die Möglichkeit, sich in einem anderen Lebewesen zu inkarnieren. Die Existenzform ist abhängig von seinem Karma, das heißt von den Handlungen und Gedanken, die im Lauf des Lebens begangen wurden und den Menschen bestimmt haben.
Seele (Atman)
Der meist mit Seele wiedergegebene Begriff Atman ist das Selbst des Menschen. Es existiert unabhängig vom Individuum und ist unveränderlich. Bei der Wiedergeburt inkarniert sich das Atman in ein neues Lebewesen.
Karma
Karma bedeutet „Handlung“ oder „Tat“, wobei darunter die Summe aller bisherigen Handlungen zu verstehen ist. Das Karma „haftet“ am Selbst (Atman) und bestimmt die Existenzform nach der Wiedergeburt – je nach dem, ob der Mensch überwiegend gute oder überwiegend schlechte Taten vollbrachthat. Dabei spielt auch das Karma früherer Existenzen eine Rolle.
Wiedergeburt
Nach dem Tod verlässt das Atman den menschlichen Körper. Die Inkarnation in eine neue Existenzform kann verschiedenste Formen haben: als Pflanze, Tier, Mensch oder auch als Gottheit – auch die Götter unterliegen dem Kreislauf der Wiedergeburten. Das Leben als Mensch wird im Allgemeinenals beste Existenzform angesehen, da hier am Leichtesten die Möglichkeit besteht, Befreiung (moksha) aus dem Kreislauf der Wiedergeburten (samsara) zu erreichen.
Sterben und Bestattung
Der Hinduismus ist keine einheitliche Religion, und entsprechend gibt es auch keine festgelegten, für alle Hindus gültigen Bestattungsregeln.
Der Sterbende soll zum Zeitpunkt des Sterbens möglichst positive Gedanken haben, was die Form der Wiedergeburt beeinflusst. Nach Möglichkeit ziehen sich Sterbende zurück, bedenken ihr vergangenes Leben, führen Rituale zu Ehren der Gottheiten durch, das heißt sie besinnen sich auf die religiösen Grundlagen des Seins.
Wenn der Tod eingetreten ist, werden die Verstorbenen einer rituellen Reinigung (Waschung) unterzogen. Der Körper wird gebadet, mit edler Salbe eingerieben und mit neuer Kleidung versehen/Ölung).
Im Hinduismus werden die Leichen der Verstorbenen verbrannt. In Indien wird die Verbrennung (Antyesti) auf eigenen Plätzen durchgeführt. Die Leichname werden auf Holzstöße gelegt wird. Dies erfolgt nach Möglichkeit an einem Fluss, oft am Ganges, dem heiligen Fluss Indiens. Die Angehörigen und / oder spirituelle Lehrer führen Opfer und verschiedene andere Riten durch; das Verbrennungszeremoniell kann zwei Tage lang dauern. Am dritten Tag wird Asche der Verstorbenen wird in den Fluss gestreut oder im Boden vergraben.
Die Verbrennung kann aber auch in einem Krematorium stattfinden. In diesem Fall werden weniger Riten durchgeführt, meist nur eine kleinere Zeremonie ohne Darbringung von Opfergaben.
Einige Zeit nach der Verbrennung kommen Verwandte und Verstorbene des Toten zu einem Gedenkfest zusammen. Einmal jährlich führen die Verwandte dann ein jährliches Ahnenritual (Shraddha, „Glaube“) durch. Dabei werden dem Verstorbenen Opfergaben dargebracht – Speisen und Getränke, die es den Ahnen ermöglichen, im Jenseits Verdienste anzuhäufen. Das Shraddha-Ritual muss von Männern unter Ausschluss von Frauen und Kastenlosen durchgeführt werden, die Söhne männlichen Verwandten der Verstorbenen erwerben sich durch die Ahnenverehrung selbst Verdienste.
Inwieweit in Deutschland Bestattungsrituale in traditioneller Form durchgeführt werden, ist nicht bekannt; das öffentliche Verbrennen ist selbstverständlich nicht zulässig. Oft werden die Verstorbenen in ihre Heimat – in der Regel Indien – geflogen, um dort die Bestattung vorzunehmen. Rituale und Andachten werden häufig zu Hause durchgeführt; erst allmählich gibt es hinduistische Tempel, die entsprechende Feiern im größeren Rahmen zulassen.
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Erstellt: 04.12.02 | Letzte Aktualisierung: 25.03.2004 | Autor: Steffen Rink