Satanismus in der Religionswissenschaft. Interview mit Buchautor Joachim Schmidt

Als ich sein­er Zeit 2005 Prak­tikum bei REMID machte, wur­den mir auch Pub­lika­tio­nen aus dem REMID-Umfeld geschenkt, darunter das Buch “Satanis­mus — Mythos und Wirk­lichkeit” von Grün­dungsmit­glied Joachim Schmidt, erschienen im vere­in­sna­hen diag­o­nal-Ver­lag zuerst 1992, damals han­delte es sich um die 2. durchge­se­hene und aktu­al­isierte Auflage von 2003. Jet­zt ist das Buch neu im szene­na­hen sec­ond sight books Ver­lag her­aus­ge­bracht wor­den. Anlass genug, den Autoren zu inter­viewen — zum real-existieren­den Satanis­mus, zu Äng­sten vor ange­blichen Satanis­men und zur Rolle des The­mas in der Gesellschaft in den Jahren nach der Grün­dung REMIDs 1989.

Buch­cov­er.

Ich habe Ihr Satanis­mus-Buch in Erin­nerung als so etwas wie einen Meilen­stein — als lange Zeit einzige reli­gion­swis­senschaftliche Arbeit über Satanis­mus in deutsch­er Sprache. Inzwis­chen liegen mit den Arbeit­en von z.B. Dag­mar Füg­mann, Ina Schmied-Knit­tel und Melanie Möller weit­ere wichti­gen Arbeit­en zum The­ma vor. Aber vielle­icht fassen Sie es in Ihren eige­nen Worten zusam­men, was für Sie damals die Moti­va­tion war, auch im Kon­text der dama­li­gen REMID-Gen­er­a­tion, ein sein­er Zeit untyp­is­ches Buch über Satanis­mus zu schreiben?

Nun, ich hat­te den west­lichen Okkul­tismus als mein Spezial­ge­bi­et gewählt. Zum einen, weil dies kaum son­st jemand getan hat­te. Ich wollte meine Zeit nicht mit etwas ver­schwen­den, das andere genau­so gut oder bess­er macht­en. Ich fand, dass eine gewisse Auf­gaben­teilung da ganz sin­nvoll ist. Zum anderen, weil es mir das aufwändi­ge Studi­um exo­tis­ch­er Quel­len­sprachen ersparte : Mit Deutsch, Englisch und Franzö­sisch kam man da ganz gut zurecht. Etwas Latein hat­te ich bere­its in der Schule und ein bißchen Hebräisch — wegen Kab­bal­ah und so — hat­te man sich ver­gle­ich­sweise schnell und leicht angeeignet.

Mir blieb also mehr Zeit, mich mit der eigentlichen Reli­gion­swis­senschaft zu beschäfti­gen. Okkul­tismus und Satanis­mus war Anfang und Mitte der 1980er noch kein großes Medi­en­the­ma — wenn dann ging es um hin­duis­tisch geprägte “Jugen­dreli­gio­nen” wie Hare Krish­na und ähn­lich­es. Hare Krish­na oder Bhag­wan-Anhänger waren in dieser Zeit auch im Straßen­bild der größeren Städte präsen­ter und auch die Sek­ten­beauf­tragten befassten sich vornehm­lich mit solchen religiösen Son­derge­mein­schaften, oder auch mit den “Kindern Gottes” oder auch schon mit der Sci­en­tol­ogy Church.

Heute heißen sie Weltan­schau­ungs­beauf­tragte. (Zum Sek­ten­be­griff ver­gle­iche kri­tisch die Beiträge zum Stich­wort “Sek­ten­de­bat­te”).

Am Mar­burg­er Sem­i­nar für Reli­gion­s­geschichte leit­ete damals Dr. Rain­er Flasche eine Sem­i­nar­rei­he, die die Veröf­fentlichun­gen der kirch­lichen Sek­ten­beauf­tragten kri­tisch unter­suchte — diese Sem­i­nar­rei­he hat mich dur­chaus geprägt — ich erkan­nte hier ein Feld, in dem die Reli­gion­swis­senschaft sich betäti­gen sollte und in dem Reli­gion­swis­senschaft dur­chaus von gesellschaftlich­er Rel­e­vanz sein kon­nte. Dies war dann schließlich auch ein Ansatz, der zur Grün­dung von REMID führte. In diesem Zusam­men­hang kann die Arbeit des späteren Prof. Flasche nicht genug gewürdigt wer­den. Vor allem, da sein Ansatz zur dama­li­gen Zeit dur­chaus ungewöhn­lich war. Ich erin­nere mich in diesem Zusam­man­hang an ein Sem­i­nar im Fach­bere­ich Europäis­che Eth­nolo­gie, das religiöse Son­derge­mein­schaften zum The­ma hat­te.

Für ein Refer­at über Bhag­wans Osho-Bewe­gung wurde ein Artikel des evan­ge­lis­chen Sek­ten­beauf­tragten Haack als ser­iöse Sekundär­lit­er­atur emp­fohlen. (Haack war damals DER Sek­ten­beauf­tragte). Als ich anmerk­te, dass ein Artikel von Haack wohl kaum als unab­hängige, wis­senschaftlich ser­iöse Sekundär­lit­er­atur gel­ten könne, wurde ich von Prof. Foltin, der das Sem­i­nar leit­ete, rüde zurecht­gewiesen: Haack sei der Sek­ten­beauf­tragte der evan­ge­lis­chen Lan­deskirche Bay­erns und somit ja qual­i­fiziert und ser­iös. Tja, so war die Stim­mung Mitte der 80er — auch oder ger­ade in einem eher “linken” Fach­bere­ich…

Wis­senschaftliche Lit­er­atur oder nenneswerte Feld­forschung zum The­ma west­lich­er Okkul­tismus gab es damals kaum. Die erste wirk­lich nen­nes­nwerte Arbeit hat in diesem Zusam­men­hang erst viel später Dag­mar Füg­mann geleis­tet. So suchte ich bere­its während meines Studi­ums den Kon­takt zu entsprechen­den Vere­ini­gun­gen und wurde in eini­gen Mit­glied. Teils aus wis­senschaftlichem Inter­esse, teils aus per­sön­lich­er Erken­nt­nis­suche. Auch dies war damals bei Studenten/Innen der Reli­gion­swis­senschaft nicht so unüblich. Nur dass sich damals hin­duis­tisch oder bud­dhis­tisch geprägte Vere­ini­gun­gen größer­er Beliebtheit erfreuten. Diese Ten­denz war zu mein­er Stu­dien­zeit zugegeben­er­maßen bere­its im Abnehmen begrif­f­en, es waren eher ältere Semes­ter, für die das noch dazuge­hörte. Die Reli­gion­swis­senschaft wurde eben langsam erwach­sen…

Ich erin­nere mich auch noch an die Schilderun­gen des 2010 ver­stor­be­nen Prof. Rain­er Flasche, dass in den 1980ern Sym­pa­thisan­ten der Tran­szen­den­tal­en Med­i­ta­tion vor den ersten Stuhlrei­hen im Schnei­der­sitz saßen.

Mein per­sön­lich­es Erken­nt­nis­streben wurde eher nicht befriedigt, für meine kurze Zeit des wis­senschaftlichen Arbeit­ens hat es mir aber einiges gebracht. Vor allem viele Kon­tak­te, was auch viel Mate­r­i­al bedeutete. Das war in ein­er Zeit, in der vieles in diesem Bere­ich noch nicht veröf­fentlicht wurde, von beson­derem Wert. Über die Prob­leme die dies bezüglich mein­er Objek­tiv­ität mit sich brin­gen kön­nte, war ich mir dur­chaus bewusst. Und auch, dass sich diese Prob­lem nicht so ein­fach mit dem Hin­weis, dass Objek­tiv­ität generell unmöglich sei, bei­seiteschieben ließ. Als eher behelf­s­mäßige Lösung dieses Prob­lems verzichtete ich darauf, über jene okkul­ten Strö­mungen zu schreiben, die mir per­sön­lich am näch­sten standen und denen ich mich am ehesten zuge­hörig fühlte. Obschon ich mich nie mit irgen­dein­er Strö­mung voll­ständig iden­ti­fiziert habe. Aber sich­er ist sich­er.

Gus­tave Doré, Satans­darstel­lung für eine Aus­gabe von John Milton’s “Par­adise Lost”, 1866. Joachim Schmidt unter­schei­det einen (a) reak­tiv­en, par­a­dig­ma­tisch kon­for­men Satanis­mus, (b) einen gnos­tisch umgew­erteten Satanis­mus, © einen inte­gra­tiv­en Satanis­mus, (d) einen autark, sekundär achristlichen Satanis­mus, (e) einen synkretis­tisch gebroch­enen Satanis­mus und, auf ander­er Ebene ange­siedelt (x) der primär lit­er­arische Satanis­mus (Schmidt 2003, S. 10f.).

Es ist schon merk­würdig, dass ich hier noch immer einen gewis­sen Recht­fer­ti­gungs­druck ver­spüre. Zu mein­er Stu­den­ten­zeit gehörten die meis­ten Reli­gion­swis­senschaft­spro­fes­soren ein­er christlichen Kirche an und ich erin­nere mich nicht daran, dass diese unter einem beson­deren Recht­fer­ti­gungs­druck standen. Aber manche Din­gen ändern sich eben nur langsam. Erst als ich mein Studi­um bere­its been­det hat­te, wurde Okkul­tismus und auch Satanis­mus ab den späten 1980er Jahren zu einem The­ma für die Sek­ten­beauf­tragten und auch für die Medi­en. Die Art, auf die dies behan­delt wurde, unter­schied sich nicht wesentlich von der Art, auf die dies bish­er geschehen war.

Jene Son­derge­mein­schaften, die sich bis dahin im Fokus des Inter­ess­es befun­den hat­ten, waren etwas aus den Fußgänger­zo­nen und somit auch aus dem öffentlichen Inter­esse ver­schwun­den. Den­noch war ich ver­wun­dert, denn die okkul­tistis­chen Vere­ini­gun­gen waren ja im öffentlichen Raum keineswegs präsen­ter gewor­den. Auch die Mit­gliederzahlen der entsprechen­den Vere­ini­gun­gen stag­nierten und waren nach wie vor ger­ing. Viel geringer als die ein­st­ma­li­gen Mit­gliederzahlen etwa von Hare Krish­na, Osho oder Sci­en­tol­ogy.

Das alles hat­te etwas Irra­tionales an sich, es war ein Hype, der mit der tat­säch­lichen Bedeu­tung ´von okkul­tistis­chen und satanis­tis­chen Bewe­gun­gen nichts zu tun hat­te. Es wurde kol­portiert, dass nun plöt­zlich massen­weise Schüler Gläs­er rück­en wür­den, aber ich kan­nte keinen der solch­es tat. Da es zuvor niemals empirische Unter­suchun­gen zu diesem The­ma gegeben hat­te, kon­nte man auch nicht ser­iös von ein­er Zunahme solch­er Aktiv­itäten sprechen. Und die tat­säch­lichen Gefahren schienen ger­ing zu sein — wenn man die tat­säch­lich nachgewiese­nen Ver­brechen oder psy­chis­chen Schä­den als Grund­lage nahm.

Ich habe mal zusam­men mit Dr. Mar­i­on Näs­er-Lath­er ein Sem­i­nar zur Goth­ic Sub­kul­tur gemacht, wo wir uns diese ältere Sor­gen­lit­er­atur anschaut­en, die eine okkulte Jugend­kul­tur aufkom­men sah (vgl. Kurz­in­for­ma­tion Reli­gion: Goth­ic Sub­kul­tur und Sem­i­nar­bericht 2009, PDF).

Ich denke es war für manche Jour­nal­is­ten eine bil­lige Art, als “kri­tisch” zu gel­ten und auf unter­schätzte Gefahren hinzuweisen, ohne das Risiko einzuge­hen, auf nen­nenswerten Wider­stand zu stoßen und ihre Arbeit kri­tis­chen Fra­gen aus­ge­set­zt zu sehen. Die Reli­gion­swis­senschaft ver­har­rte in einem Elfen­bein­turm und auch jenen Reli­gion­swis­senschaftlern, die sich hier zu Wort melde­ten, schenk­te man kaum Gehör. Es gab ja auch zuvor schon sehr kom­pe­tente Reli­gion­swis­senschaftler, die sich z.B. mit Hin­duis­mus beschäfti­gen und sich nicht bemüßigt fühlten, etwa ein klären­des Wort zur Hare-Krish­na-Bewe­gung zu sprechen. Auch dies schien für die Grün­dung ein­er Organ­i­sa­tion wie REMID zu sprechen.

Nun, jeden­falls war mein Inter­esse geweckt und ich las alles über Satanis­mus, was ich bis dahin noch nicht gele­sen hat­te. Und erstaunt musste ich fest­stellen, dass ich da keineswegs etwas überse­hen hat­te, son­dern dass sich die Rel­gion­swis­senschaft bish­er tat­säch­lich noch nicht inten­siv mit diesem The­ma beschäftigt hat­te. Ander­er­seits war es auch nicht so ver­wun­der­lich, denn die Reli­gion­swis­senschaft war eine junge Diszi­plin und die Zahl der Rel­gion­swis­senschaftler, die jemals aktiv waren, war eben­so ver­gle­ich­sweise ger­ing. Und Satanis­mus ist zweifel­los ein Nis­chen­the­ma — und Nis­chen gab es damals noch viele.

So beschloss ich, mich dieses The­mas anzunehmen und den Satanis­mus als neues Forschungs­ge­bi­et in die Reli­gion­swis­senschaft einzuführen. Denn ich wusste, wenn ich es nicht machen würde, dann macht es so schnell auch nie­mand anderes. Ich sah die Reli­gion­swis­senschaft bere­its nicht mehr als Beruf­sper­spek­tive und dieses Buch sollte gewis­ser­maßen eine Art Recht­fer­ti­gung darstellen, so viele Jahre meines Lebens damit zuge­bracht zu haben. Es waren wirk­lich einige Jahre, denn damals gab es noch kein Bach­e­lor- und Mas­ter­studi­um, man kon­nte ein­fach studieren, solange man Lust hat­te und dies irgend­wie finanzieren kon­nte. Ich spürte, dass meine wach­sende Vor­liebe für teure franzö­sis­che Rotweine, die irgend­wie finanziert wer­den mussten, mich früher oder später in die IT-Branche treiben würde, und so wollte ich vorher noch einen Beitrag leis­ten.

“Die Stele des Anchefen­chons wurde 1858 im Toten­tem­pel der Köni­gin Hatschep­sut von Auguste Mari­ette bei ein­er Aus­grabung in Deir el-Bahari gefun­den. […] Die Stele ist unter der Beze­ich­nung ‘Stele der Offen­barung’ ein zen­trales Ele­ment der von Aleis­ter Crow­ley gegrün­de­ten neure­ligiösen Bewe­gung Thele­ma”. (Wikipedia). Ein Ver­di­enst von Schmidt ist, einen präzis­eren Begriff von Satanis­mus einge­führt zu haben, der im spez­i­fisch neure­ligiösen Kon­text erst mit den 1960ern anset­zt, mit einem Schw­er­punkt auf der Church of Satan. Nicht als Satanis­mus the­ma­tisiert wer­den aber die okkul­ten Orden, welche sich auf Thele­ma oder Aleis­ter Crow­ley berufen. Sie kön­nten zwar als synkretis­tisch gebroch­en­er Satanis­mus begrif­f­en wer­den, insofern “Satan zwar eine Rolle spielt, aber nicht im Mit­telpunkt des Kultes oder Lehrsys­tems ste­ht. […] Der Begriff Satanis­mus beze­ich­net eine vor­rangige Bezo­gen­heit auf eben die Gestalt Satans, und wo diese nicht vorhan­den ist, kann man kor­rek­ter­weise nicht von Satanis­mus sprechen” (Schmidt, 2003, S. 13). Crow­ley koket­tierte mit dem Teufel, aber seine Lehre kom­biniert u.a. ein ägyp­tis­ches Pan­theon mit Tantra, Yoga und her­metis­chen Rit­ualen.

Link zum Wikipedia-Artikel “Stele des Anchefen­chons”.

Nach­dem ich alles gele­sen hat­te, was es zu lesen gab — das war nicht allzu­viel — und über meine Kon­tak­te auch eine Menge unveröf­fentlicht­es Mate­r­i­al erhal­ten hat­te, machte ich mich also an die Arbeit. Was dabei her­auskam war ziem­lich ein­seit­ig phänom­e­nol­o­gisch geprägt, doch es sollte ja kein abschließen­des State­ment sein, vielmehr war es das Ziel, das The­ma erst ein­mal als Gegen­stand reli­gion­swis­senschaftlich­er Forschung einzuführen. Da schien es mir sin­nvoll, erst mal den phänom­e­nol­o­gis­chen Teil abzuhan­deln und zu ein­er vor­läu­fi­gen Begriffs­bes­tim­mung zu kom­men. Mehr als vor­läu­fig sollte es nicht sein. Darüber Hin­aus­ge­hen­des soll­ten andere erledi­gen — und das ist ja dann auch, mit ein­er gewis­sen Verzögerung, geschehen.

Auch war das Buch darauf angelegt, zwar wis­senschaftlichen Maßstäben halb­wegs zu genü­gen, gle­ichzeit­ig aber auch bre­it­ere Leser­schicht­en anzus­prechen. Also bemühte ich mich um einen auch für Laien gut les­baren Stil. Dabei ging vielle­icht etwas an Ser­iösität ver­loren, aber das nahm ich gerne in Kauf. Die erste Auflage erschien 1992. Um diese Zeit war der Medi­en­hype um dieses The­ma auf dem Höhep­unkt und dies bescherte mir viele inter­es­sante, wenn auch nicht immer angenehme Erfahrun­gen.

Es lagen Artikel für Zeitschriften, Inter­views und Mitar­beit an Talk­shows an. Mein damals bere­its inhärenter Zynis­mus wurde dadurch nicht zurückge­drängt, doch ich lernte und bin immer noch der Ansicht, dass ein/e Religionswissenschaftler/In auch ruhig mal an die Medi­en­front gehen sollte, dor­thin, wo es schmutzig ist — denn let­ztlich prä­gen die Medi­en die Gesellschaft, in der wir leben müssen und da sollte man dur­chaus auch mit­spie­len wollen. Zumin­d­est eine Zeit­lang. Natür­lich war ich auch neugierig auf die Reak­tio­nen von satanis­tis­ch­er Seite her, hat­te ich doch Mate­r­i­al veröf­fentlicht, das damals noch nicht zur all­ge­meinen Veröf­fentlichung bes­timmte war. Mit­tler­weile ist das alles veröf­fentlicht, auch in dieser Hin­sicht haben sich die Zeit­en geän­dert.

Die Reak­tio­nen waren durch­weg pos­i­tiv — was ich nicht unbe­d­ingt erwartet hat­te. Es schien eine Erle­ichterung vorzuherrschen, dass da endlich jemand war, der ver­suchte den Satanis­mus korekt darzustellen. Auch wenn nicht alle mit allem ein­ver­standen waren, wurde dieses Bemühen respek­tiert. Also nichts, dessen sich ein Reli­gion­swis­senschaftler zu schä­men hätte.

Ich wurde ein­ge­laden, Mit­glied des Tem­ple of Set zu wer­den — was ich auss­chlug. Ich wurde ein­ge­laden Grün­dungsmit­glied des ersten Trägervere­ins der Church of Satan in Deutsch­land zu wer­den — was ich annahm, denn dies ver­sprach span­nend zu wer­den. Das wurde es auch — obwohl dieser Ver­such nach kurz­er Zeit scheit­erte. Die Erfahrun­gen, die ich in diesen Jahren sam­meln kon­nte, flossen in die zweite und drit­ten Auflage des Buch­es ein.

Nun, der Hype legte sich, 9/11 ver­drängte den Satanis­mus aus dem öffentliche Inter­esse, was an sich auch angemessen war. Der Satanis­mus ist zum Gegen­stand rel­gion­swis­senschaftlich­er Forschung gewor­den, insofern hat das Buch sein Ziel erre­icht. Ich denke nicht, dass ich mich in Zukun­ft noch ein­mal inten­siv mit dem The­ma beschäfti­gen werde, dieses Kapi­tel dürfte nun für mich geschlossen sein.

Das Buch hat inzwis­chen mehrere Aufla­gen erfahren. Aktuell ist es neu im sec­ond sight books Ver­lag ver­legt wor­den. Welche Ergänzun­gen und Verän­derun­gen waren nötig gewor­den? Wie hat sich in Ihrer Per­spek­tive das Feld — Satanis­mus im engen Sinne — inzwis­chen verän­dert?

Große Verän­derun­gen habe ich nicht vorgenom­men. Das Inter­net verän­dert auch diese Szene und mit Buchveröf­fentlichun­gen kann man mit diesen Verän­derun­gen kaum schrit­thal­ten. Ange­brachter wäre vielle­ich ein Web­blog, der dann auch irgend­wann in einem neuen Buch mün­den kön­nte. Es wur­den z.B. ein paar Texte, die mir damals nur in hol­pri­gen Über­set­zun­gen vor­la­gen, durch das nun öffentlich zugänglichen Orig­i­nal erset­zt. Bei anderen Tex­ten, bei denen heute eine gute Über­set­zung vor­liegt, wurde diese ver­wen­det. Und natür­lich gibt es ein neues Vor­wort — genaugenom­men das erste Vor­wort über­haupt. Auch dieses ist recht knapp gehal­ten. Die Kernge­halt des Buch­es ist aber mein­er Ansicht nach, noch immer rel­e­vant.

Wer bere­its die zweite oder drit­ten Auflage besitzt, für den ist diese Neuau­flage nicht so inter­es­sant — abge­se­hen vielle­icht für Bib­lio­phile, die eine deut­lich hochw­er­tigere Gestal­tung zu schätzen wis­sen. Wer dieses Buch noch gar nicht oder nur die erste Auflage besitzt, für kön­nte das Ganze schon wesentlich inter­es­san­ter sein. Generell ist heute eine unaufgeregtere Rezep­tion des The­mas möglich. Hochge­puschte Aufreger wie satanis­tis­ch­er Kindesmiss­brauch usw. haben heute nicht mehr diese Wirkung. Nach all den Veröf­fentlichun­gen über realen Miss­brauch inner­halb der katholis­chen Kirche schlägt der imag­inierte satanis­tis­che Miss­brauch nicht mehr so hohe Wellen.

In Deutsch­land haben sich neue satanis­tis­che Berwe­gun­gen, wie z.B. der Cur­rent of Set etabliert, die sich aber im Rah­men dessen bewe­gen, was bere­its am Anfang der 2000er abzuse­hen war. Der Satanis­mus hat sich also in seinen Nis­chen etabliert, hat sich weit­er von seinen christlichen Wurzeln ent­fer­nt und ist immer noch recht speziell und unbe­deu­tend. Den pro­jezierten Satanis­mus gibt es immer noch und dank der neuen Möglichkeit­en des Inter­nets ist hier vieles, was zuvor nur in kle­in­sten Zirkeln kur­sierte, nun öffentlich gewor­den.

Die 1990er waren für die west­lichen Län­der eine kurze Phase ohne dom­i­nante Feind­bilder und nur in dieser Saure-Gurken-Zeit kon­nte die ange­bliche Bedro­hung durch den Satanis­mus aufge­bauscht wer­den. Seit 9/11 ist der radikale Islamis­mus ein viel machtvolleres und konkreteres Feind­bild.

Die altä­gyp­tis­chen Göt­ter Set (links) und Horus (rechts) verehren Ram­ses II. im kleinen Tem­pel bei Abu Sim­bel. Anders als im obi­gen Beispiel bietet der Setian­is­mus oder Sethi­an­is­mus eher Ansatzpunk­te, von ein­er “vorrangige[n] Bezo­gen­heit auf eben die Gestalt Satans” (Schmidt, 2003, S. 13) zu sprechen. Der ägyp­tis­che Wüsten­gott wird von sein­er dual­is­tis­chen Rolle im Mys­teri­um von Isis und Osiris her rezip­iert. Außer­dem bietet der Name sich an für eine Amal­gamisierung mit dem Adamsohn Seth, welchem inner­halb der Gno­sis Schriften zugeschrieben wer­den. Und für den aus dem Kon­text der Church of Satan her­vorge­gan­genen Tem­ple of Set bot sich an, die eige­nen Ägypten­bezüge mit denen Crow­leys in Beziehung zu set­zen.

Ein im Grunde eigenes Feld bet­rifft die Angst vor ange­blichem Satanis­mus (man vgl. Des Teufels Netz – Ital­ien und inter­re­ligöse Tol­er­anz, 2011). Wie hat sich Ihrer Ansicht nach dieser Diskurs in den let­zten Jahren verän­dert? Wie lässt sich die Poli­tisierung dieses Feldes beurteilen — man denke an die Ver­schwörungsmythen um “Piz­za­gate” und die amerikanis­che lib­erale Partei, welche auch in deutschsprachi­gen eso­ter­ischen Milieus ver­bre­it­et wer­den (Lokalbeispiel Mar­burg, soge­nan­nte “Schenker­be­we­gung”)?

Nun, neu ist es im Grunde genom­men nicht. Nur dass es in sehr frühen Zeit­en apolo­getis­che Pro­pa­gan­da war, dann kam der “urbane Mythos” und heute spricht man von Memen. Den Gnos­tik­ern und Juden warf man rit­uellen Kin­der­mord und rit­uelle Kinderopfer vor. Diese wur­den meist noch nicht als Satanis­ten beze­ich­net, son­dern nur als (z.T. unwissentliche) Diener Satans. Auch das Freimau­r­ertum sah sich immer wieder mit Satanis­mus-Vor­wür­fen kon­fron­tiert — auch hier bere­its ein pro­jeziert­er Satanis­mus, der auf eine “Elite” abzielte. In den 1980er und 90er Jahren wurde dieser Vor­wurf oft Satanis­ten gemacht, um den Vor­wurf des rit­uellen Kindesmiss­brauchs erweit­ert. In dem Maße, wie die gesellschaftliche Sen­si­bil­ität dem Kindesmiss­brauch gegenüber zunahm, wurde der Schw­er­punkt mehr und mehr auf den Miss­brauch ver­lagert — ohne dass der Tötungsvor­wurf gän­zlich ver­schwun­den wäre. Schon in den 80er und 90er Jahren wurde immer wieder pos­tuliert, dass auch sehr ein­flußre­iche und mächtige Per­so­n­en in diese satanis­che Aktiv­itäten involviert seien. Dies war schon deshalb unumgänglich, da sich anson­sten das Fehlen jeglich­er Beweise schw­er­lich begrün­den ließ.

Das Ganze hat sich nun mehr in Rich­tung der “Eliten” ver­lagert — d.h. es sind nicht nur mächtige und ein­flussre­iche Per­so­n­en, die schützend ihre Hand über solch­es hal­ten — es wird vielmehr bisweilen so dargestellt, als ob es sich um eine auss­chließliche Angele­gen­heit der “Eliten” han­deln würde. Es ist eine Verquick­ung von Ver­schwörungs­the­o­rien mit poli­tis­ch­er Agi­ta­tion — ich weiß nicht, ob dieses Phänomen so neu ist — die Inhalte, die hier trans­portiert wer­den, sind jedoch zeit­spez­i­fisch. In den 1950er und 60er Jahren kon­nte man einen Poli­tik­er oder Promi­nen­ten poli­tisch oder gesellschaftlich erledi­gen, wenn man ihn als Teil ein­er kom­mu­nis­tis­chen Ver­schwörung out­ete — oder auch als Homo­sex­uellen. Heute ist der Pädophilie-Vor­wurf geeignet, diesen Zweck zu erfüllen. Das Prinzip ist im Grunde das gle­iche — nur dass sich Meme in Zeit­en des Inter­nets eben wesentlich schneller ver­bre­it­en. Neu ist sich­er, dass ein Satanis­mus-/Pä­dophilie-Vor­wurf gegen Poli­tik­er und die Finanzelite erhoben wird. In ein­er recht unspez­i­fis­chen Art und Weise. “Die Pro­tokolle der Weisen von Zion” richtete sich noch expliz­it gegen eine “jüdis­che Weltver­schwörung”. In den aktuellen Ver­schwörungs­the­o­rien ist das “Finanzju­den­tum” zwar immer noch eingeschlossen, aber eben nicht mehr exk­lu­siv. Der Unter­schied ist zweifel­los die schnelle und unbeschränk­te Ver­bre­itung über das Inter­net. In den 1980er und 90er Jahren musste man noch Büch­er und Zeitschrifte­nar­tikel schreiben und Redak­teure des öffentlich-rechtlichen Fernse­hen dafür gewin­nen, schlecht recher­chierte Hor­rorgeschicht­en, die ohne jeglichen harten Beweis auska­men, als “Doku­men­ta­tion” zu senden. Büch­er wur­den geschrieben, ´Zeitschrifte­nar­tikel wur­den veröf­fentlicht und Doku­men­ta­tio­nen gesendet. Doch dies brauchte Zeit und nur rel­a­tiv wenige kon­nten sich hier durch­set­zen, wie Dianne Core oder die Grandt-Brüder. Es gab auch damals schon alle möglichen son­sti­gen Wirrköpfe, doch diesen war es oft unmöglich ein größeres Forum zu find­en. Heute kann jed­er einen YouTube-Kanal oder ein Web­blog betreiben. Nicht dass ich hier ein­er Zen­sur das Wort reden würde — trotz all des offen­sichtlich unsin­ni­gen und gefährlichen Mülls der sich dort find­et, trete ich dafür ein, dass die Leute dies machen dür­fen. Denn Zen­sur kann nie ein Ersatz für Aufk­lärung sein. Zen­sur macht alles nur schlim­mer.

Und let­ztlich muss man natür­lich auch sehen, dass manche der soge­nan­nten “Ver­schwörungs­the­o­rien” sich let­z­tendlich bewahrheit­et haben. Aber — auch das muss gesagt sein — was satanis­tis­che Ver­schwörun­gen anbe­langt, so haben sich diese bis­lang nie bewahrheit­et. Und ich habe den Ein­druck, dass die Angst vor dem Satanis­mus heute trotz allem geringer ist. Es fällt auf, dass der Satanis­mus-Vor­wurf heute in vie­len dieser The­o­rien — Piz­za­gate, Eliten­rituale usw. — eher beiläu­fig ange­fügt wird — als wollte man dem Ganzen noch ein Sah­ne­häubchen auf­set­zen. Im Kern geht es aber — anders als in den 1980er und 90er Jahren — um etwas anderes. Der Unter­schied ist auch, dass der Satanis­mus eben­so anders als in den 1980ern und 90ern von den Main­stream-Medi­en nicht mehr in dem Maße als Gefahr dargestellt wird. Es sind andere Frontlin­ien — und andere Play­er, die sich der dif­fusen Satanis­mus-Angst bedienen.Im Grunde kön­nen die echt­en Satanis­ten diesen Ver­schwörungs­the­o­retik­ern dankbar sein — denn diese hal­ten sie außer­halb der Schus­slin­ie.

In den 1980er und 90er Jahren waren es kirch­liche Sek­ten­beauf­tragte, einzelne Jour­nal­is­ten und wenige Aktions­bünd­nisse, denen es gelang ihre meist sehr unwis­senschaftliche und unko­r­rek­te Sicht der Dinge bei den Main­streamme­di­en durchzuset­zen. Diese waren dankbar, denn so viele Feind­bilder hat­ten sie damals nicht mehr. Heute sind es meist mehr oder weniger ver­wor­rene, spir­ituell inspiri­erte Einzelper­so­n­en und Grup­pen, die solch­es ver­bre­it­en und es kaum je in Plat­tfor­men außer­halb ihrer YouTube-Känale und Web­blogs schaf­fen. Oder eben poli­tis­che Agi­ta­toren, für die der Satanis­mus nur Bei­w­erk ist. In den Zeit­en von IS und Putin ist Satanis­mus für die meis­ten Main­stream-Medi­en kein The­ma mehr. Und für Jour­nal­is­ten, die auf bil­lige und anspruch­slose Art als “kri­tisch” gel­ten wollen, ist es heute oppor­tuner vor Putin zu war­nen.

Wobei ich schon glaube, dass die rus­sis­che medi­ale Unter­stützung von recht­spoli­tis­chen und ver­schwörungs­the­o­retis­chen Posi­tio­nen in wes­teu­ropäis­chen Län­dern durch For­mate wie Rus­sia Today in der jew­eili­gen Lan­dessprache sowie finanzielle Spenden an entsprechende Parteien und Medi­en Teil ein­er Strate­gie Putins sind. Jeden­falls erscheint mir das eine andere Größenord­nung zu sein, als die PR-Tätigkeit der­jeni­gen Zweig­stellen lib­eraler Think­tanks, die neben Green­peace, Amnesty Inter­na­tion­al und den Goethe-Insti­tuten in Rus­s­land heute als „aus­ländis­che Agen­ten“ eingestuft wer­den. Um zurück zum Satanis­mus zu kom­men, glauben Sie das Image des Satanis­mus in der Öffentlichkeit hat sich verän­dert?

Dies ist nun nur eine Speku­la­tion, aber wenn man heute eine repräsen­ta­tive Umfrage machen würde, ob der Satanis­mus eine Gefahr darstellt, wür­den deut­lich weniger Leute mit “Ja” antworten als in den 1990ern. Ich würde gerne glauben, dass dies ein Ver­di­enst der guten und gehaltvollen reli­gion­wis­senschaftlichen Arbeit­en der let­zten 20 Jahre sei — aber dies ist wohl lei­der nicht der Fall. Ich möchte mich auch gerne zu der Frage äußern, wieso ich solchen The­o­rien keinen recht­en Glauben schenke — an sich bin ich ja Ver­schwörungs­the­o­rien gegenüber erst­mal rel­a­tiv aufgeschlossen. Man muss diese — wie jede andere The­o­rie auch — erst­mal wider­legen.

Ronald Bernard in dem Video “Insid­er der Finanzelite bestätigt Aus­sagen von Miss­brauch­sopfern”, 10.07.2017, klage­mauerTV, Der Youtube-Kanal gehört zum Umfeld der Organ­is­chen Chris­tus-Gen­er­a­tion des Schweiz­er Ivo Sasek und ist bekan­nt für Ver­schwörungs­the­o­rien und reak­tionäre Stand­punk­te.

Ein Kro­nzeuge für satanis­tis­chen rit­uellen Kindesmiss­brauch, der aktuell auf den entsprechen­den Web­sites recht präsent ist, ist Ronald Bernard. Da gilt wie jeher das Prinzip: ein­er schreibt vom anderen ab bzw. bezieht sich auf den anderen. Horst Knaut war in den 1970er, 80er und 90er Jahren eine der “Urquellen”, auf den sich viele bezo­gen und seine Irrtümer und Fehlschlüsse und hal­tosen Behaup­tun­gen wur­den von vie­len kri­tik­los über­nom­men — heute geht das natür­lich alles viel schneller. Doch zu Ronald Bernards: Er beschreibt sich selb­st als einen Börsen- und Finanz­ex­perten, der durch seine Kom­pe­tenz und — heute natür­lich zutief­st bereute — Skru­pel­losigkeit Zugang zu den höch­sten Kreisen der Finanzelite erlangt und deren schmutzige Geschäfte betrieben habe. Es ist anzumerken, dass sein Wirken als Finanz- und Börsen­spezial­ist nir­gend­wo nach­weis­bar ist. Er selb­st erk­lärt dies mit der diskreten Art sein­er Tätigkeit und schiebt gle­ich nach, dass sich nir­gend­wo Involvierte find­en wür­den, die bere­it wären, darüber zu sprechen.

Irgend­wann erkan­nte er, eher so neben­bei, dass diese Elite zum größten Teil Luz­ifer huldigt (was auf­fällt ist dieser etwas antiquierte Namen — Satan oder Set ja, aber Luz­ifer hat man schon lange nicht mehr gehört) und sich dem rit­uellen Kindesmiss­brauch und Kindesmord hin­gibt. Teils aus Nei­gung, teils auch, weil alle Akteure, die auf diesem Niveau spie­len, dies zu prak­tizieren haben, um erpress­bar und kon­trol­lier­bar zu sein. Das kon­nte er dann nicht tun, da meldete sich sein lange schlafend­es Gewis­sen, das ihn — so man ihm Glauben schenkt — nicht daran gehin­dert hat­te, zahllose Men­schen ins Elend zu stürzen. Aber laut sein­er Aus­sage, ist dies wohl eine Art Ini­ti­a­tion, die jed­er, der für die Elite der 8.000 bis 8.500 reich­sten Men­schen arbeit­en will, zu durch­laufen habe.

Nun zu dem, was mich stutzig gemacht hat: Er sagt er sei aus­gestiegen, obwohl ein Austeigen auf dieser Ebene an sich nicht mehr hin­genom­men wird, d.h. er hat jet­zt echte Prob­leme. Aber da es nun ein­mal so ist und er nicht anders kann, wird er jet­zt öffentlich aus­pack­en. Kon­se­quent und kom­pro­miss­los. Und was kommt dann? Er erzählt von der BIZ, dem IWF und der Welt­bank. Die Geschäfte machen, von denen nur die Eliten prof­i­tieren. Man gibt Staat­en Kred­ite, von denen man weiss, dass sie diese niemals wer­den zurück­zahlen kön­nen, um so deren Poli­tik zu kon­trol­lieren. Und einiges mehr auf diesem Niveau. Sich­er irgend­wie richtig. Aber das wusste ich bere­its vorher — und ich bin nichts weit­er als ein inter­ressiert­er Laie, ohne jeden Zugang zu den inner­eren Zirkeln der Macht. Alles, was er über die Geschäfte der Eliten sagte, hätte ich genau­so ohne Vor­bere­itung, ohne inten­sive Recherche auch sagen kön­nen. Und das soll das vor­be­halt­lose Aus­pack­en eines absoluten Insid­ers sein, der in satanis­chen Rit­ualen Kinder miss­brauchen oder töten sollte, um ganz nach oben aufzusteigen?

Nun, wenn er irgendwelche echt­en Insid­er-Infor­ma­tio­nen preis­gegeben hätte, die hät­ten bele­gen kön­nen, dass er wirk­lich nahe dem Zen­trum der “Macht” war, dann würde ich seinen sehr vagen und unbes­timmten Aus­sagen über satanis­chen rit­uellen Kindesmiss­brauch in diesen Kreisen vielle­icht mehr Aufmerk­samkeit schenken. Aber tut mir leid, das reicht mir ein­fach nicht. Und das erhöht die Glaub­würdigkeit all jen­er, die gle­ich­es behaupten und sich z.T. auf ihn beziehen, in meinen Augen auch nicht.

Aber wider­legen kann ich es natür­lich nicht, denn mir fehlt der Zugang zu absoluten Elite. Und allen Satanis­ten die ich kenne, fehlt dieser Zugang eben­so. Und doch sagen vielle­icht manche “Ja, das kann ich mir vorstellen, dass die so drauf sind.” Woher kommt die Bere­itschaft so etwas ohne echt­en Beweis zu glauben? Nun, vielle­icht daher, dass es dem “gesun­den Men­schen­ver­stand” schw­er­fällt, die “Banal­ität de Bösen” zu akzep­tieren. Han­nah Arendt ver­mutete zuerst, dass Adolf Eich­mann ein Mon­ster sein müsse, doch dann erkan­nte sie in ihm einen sehr banalen, ziem­lich lang­weili­gen Men­schen, der eben nur etwas unfass­bar Abscheulich­es getan hat­te. Man ist geneigt zu ver­muten, dass ein solch­er Men­sch nicht so sein kann wie jed­er andere Men­sch, dass er in jed­er Hin­sicht etwas Außergewöhnlch­es, etwas außergewöhn­lich Bös­es und Ver­wor­fenes sein muss. Aber das ist nicht so — er war ein lang­weiliger und banaler Men­sch — nur dass er er etwas unfass­bar Bös­es getan hat­te. Dies zu glauben fällt schw­er — doch es ist eben so.

Das ist es, was manche glauben lässt, dass es die Rep­tiloiden sind, die die Welt lenken. Der Rep­tiloide ist im Grunde die kon­se­quente Steigerung des Satanis­ten — der immer­hin noch ein Men­sch ist. Jemand der so schreck­liche Dinge tut, kann kein nor­maler Men­sch sein — er muss ein Rep­tiloid sein oder zumin­d­est ein Satanist.

Danke für das Inter­view.

Das Inter­view führte Kris Wagen­seil.

3 Kommentare

  1. Die Thele­ma-Bewe­gung, die sich auf Aleis­ter Crow­ley beruft, ist teil­weise satanis­tisch. Man darf aber nicht die gesamte hei­d­nis­che Bewe­gung als satanis­tisch beze­ich­nen. Im Übri­gen gibt es in Gestalt der Pfin­gst­be­we­gung eine Annäherung des Chris­ten­tums ans Hei­den­tum. Mehr dazu auf mein­er Inter­net­seite.

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